Russische Armee feuerte ballistische Raketen auf Kiew ab

Kiews Bürgermeister Klitschko besichtigt die Schäden © APA/AFP/SERGEI SUPINSKY

Die russische Armee hat die ukrainische Hauptstadt Kiew mit ballistischen Raketen angegriffen. Behördenangaben zufolge wurden mindestens zehn Menschen in verschiedenen Stadtvierteln verletzt, sagte Kulturminister Rostyslaw Karandjejew. Russische Kampfdrohnen hatten zuvor die Stromversorgung in den Gebieten Odessa und Mykolajiw in der Südukraine beschädigt. In Odessa fiel deswegen teilweise der Strom aus.

Im Zentrum von Kiew sei ein dreigeschossiges Gebäude vollständig zerstört worden, teilten die lokalen Behörden mit. Auch in drei anderen Stadtteilen seien Raketentrümmer herabgestürzt. Zwei Raketen seien über Kiew abgeschossen worden, erklärte die ukrainische Luftwaffe. Der Alarm in der Hauptstadt sei erst kurz vor einer ersten Detonation ausgelöst worden. Üblicherweise haben die Menschen mehr Vorlauf, um sich in die Schutzräume zu begeben. Laut der US-Botschafterin der Ukraine, Bridget Brink, erfolgten die Angriffe mit Hyperschallraketen.

Präsident Wolodymyr Selenskyj dankte Rettungskräften, Polizei und Helfern für ihren Einsatz. „Wir werden nicht müde zu wiederholen, dass die Ukraine mehr Flugabwehr braucht“, schrieb der Staatschef auf Telegram. Damit würden Städte geschützt und Menschenleben gerettet. Zuvor hatte bereits Außenminister Dmytro Kuleba einen entsprechenden Aufruf lanciert und konkret vor allem Patriot-Systeme gefordert.

Der öffentliche Nahverkehr mit Straßenbahnen und Oberleitungsbussen in Odessa musste nach Angaben der Stadtverwaltung eingestellt werden. Niemand sei verletzt worden. Auch im Gebiet Mykolajiw sei ein Umspannwerk beschädigt worden und in Brand geraten, teilte der Energieversorger Ukrenerho mit. Nach Militärangaben stürzten dort auch Trümmer einer Drohne auf ein zweigeschossiges Wohnhaus. Es sei in Brand geraten. Elf Menschen seien verletzt worden, zwei von ihnen schwer. Die ukrainische Armee teilte in der Früh mit, dass in der Nacht acht von neun russischen Drohnen, die von der Halbinsel Krim aus gestartet waren, abgeschossen wurden. Wie die Nachrichtenagentur Ukrinform weiter meldete, gab es sechs Luftangriffe auf die Region Saporischschja sowie Artilleriebeschuss auf vier Orte in der östlichen Grenzregion Sumy.

Die russische Armee richtet ihre Luftangriffe seit einigen Tagen wieder verstärkt gegen die Energieversorgung der Ukraine. Vor allem in der ostukrainischen Großstadt Charkiw löste dies große Probleme aus. Die Reparaturen am Netz dort bräuchten noch etwa eine Woche, sagte Ukrenerho-Chef Wolodymyr Kudryzkyj im ukrainischen Fernsehen.

In Russland gab es in der Nacht auf Montag einen Brand im Strom- und Wärmekraftwerk von Nowotscherkassk, der größten Anlage dieser Art im Gebiet Rostow. Hier deuteten inoffizielle Angaben auf einen ukrainischen Drohnenangriff hin. Offiziell teilte die Regionalverwaltung mit, die Brandursache werde ermittelt. Das Feuer sei gelöscht worden. Zwei Blöcke des Kraftwerks und zwei Überlandleitungen seien abgeschaltet worden. Der Gouverneur der Region, Wasili Golubew, sprach von elf ukrainischen Drohnen, die abgeschossen worden seien.

Die Ukraine wehrt seit über zwei Jahren eine großangelegte russische Invasion ab. Sie hat in den vergangenen Monaten die Reichweite ihrer Drohnen erhöht und greift damit vor allem Ziele in der russischen Ölindustrie an.

Die ukrainische Luftabwehr schoss in den mehr als zwei Jahren eigenen Angaben zufolge 2.000 russische Marschflugkörper oder Raketen ab. „Das ist das Ergebnis der gigantischen Arbeit der ukrainischen Verteidiger des Luftraums“, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Montag auf der Plattform X (vormals Twitter) mit. Durch die von den Partnern der Ukraine bereitgestellten modernen Flugabwehrsysteme seien Tausende von Menschenleben gerettet worden.

Das Ministerium machte jedoch keine Angaben, wie viele Raketen und Marschflugkörper nicht von der Flugabwehr abgefangen wurden. Auch die Abwehr von Drohnen wurde von dieser Statistik nicht erfasst. Das Ministerium schloss sich der bereits mehrfach von Präsident Selenskyj geäußerten Bitte um weitere Flugabwehrsysteme an, um die Bevölkerung der Ukraine noch besser zu schützen. „Denn die zivile Infrastruktur bleibt das Hauptziel russischer Angriffe“, hieß es.

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