Schach den Islamismus-Schulen

Oberösterreich initiiert bundesweites Vorgehen gegen problematischen Moschee-Unterricht

Der Moscheeunterricht spiegelt (wie hier in Traiskirchen, NÖ) die in den Lehrbüchern propagierte Realität des obligaten Kopftuches wider.
Der Moscheeunterricht spiegelt (wie hier in Traiskirchen, NÖ) die in den Lehrbüchern propagierte Realität des obligaten Kopftuches wider. © Screenshot: Facebook

Auf Initiative Oberösterreichs wird bundesweit der Moscheeunterricht unter die Lupe genommen. Auslöser ist eine von Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) im Mai präsentierte Studie über hiesige Koranschulen.

Die Ergebnisse der unter Leitung des Theologen Thomas Schlager-Weidinger (PH Diözese Linz) in 15 von 65 Moscheegemeinden durchgeführten Erhebungen waren vor allem im Hinblick auf die verwendeten Lehrmittel ernüchternd.

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Frauen nur mit Kopftuch

Zentrale Kritikpunkte des Gutachters Mouhanad Khorchide, Religionspädagoge an der Uni Münster: Keines der Materialien habe einen Bezug zum Leben der Muslime in Österreich. Fast alle Lehrbücher vermittelten „eine religiös exklusivistische Haltung, die den Islam über andere Religionen stellt“. Frauen würden stets mit Kopftuch abgebildet, zum Teil sogar minderjährige Mädchen.

In fast allen Darstellungen in den türkischsprachigen Büchern „haben muslimische Kinder nur muslimische Freunde und Freundinnen“. Die meisten Materialien seien „eine Art Sammlung an Restriktionen“. Es würden, so Khorchide, „kaum Reflexionsprozesse bei den Kindern angestoßen, sondern die Botschaft ist klar: Du sollst dich an die Ratschläge/Instruktionen halten, ansonsten wirst du mit einer negativen Konsequenz konfrontiert“.

Hattmannsdorfer betonte, dass Religionsfreiheit als hohes Gut respektiert werde, aber dort ihre Grenzen finde, „wo ein Gegenentwurf zu unserer Lebensrealität gezeichnet werde“. In vielen der untersuchten Lehrbücher wird allerdings eine parallelgesellschaftliche Realität gezeichnet, die ganz dem Weltbild von Islamisten entspricht. Weil das nicht nur ein oberösterreichisches Problem ist, soll es auf Bundesebene angegangen werden.

Man habe Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) überzeugen können, dass es vor allem im Bereich der problematischen Lern- und Lehrmaterialien ein bundesweites Vorgehen braucht, heißt es dazu im Büro Hattmannsdorfer. Ein entsprechender Fahrplan soll in Absprache mit der Islamischen Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) vom Innsbrucker Religionspädagogen Zekirija Sejdini erstellt werden. Dieser bestätigt gegenüber dem VOLKSBLATT, er habe sich „allgemein bereit erklärt, dieses Projekt durchzuführen, wenn die Bedingungen stimmen“.

Die Wahl Sejdinis ist ein taktischer Schachzug: Als ehemaliger Vorsitzender des Schurarates und Vizeleiter des Schulamtes der IGGÖ ist der Professor dort kein rotes Tuch wie der prononcierte Islamismus-Kritiker Khorchide.

Reformbereite Verbände?

Wie groß die Reformbereitschaft auf muslimischer Seite ist, wird sich zeigen. Zwar anerkannte der Bildungsbeauftragte der Islamischen Religionsgemeinde Linz (IRG), Keskin Muharrem, einen Überarbeitungsbedarf bei Lehrmitteln, VOLKSBLATT-Fragen zu konkreten Kritikpunkten lässt er aber unbeantwortet. Auch die in der türkischen Gemeinde einflussreichsten Islam-Verbände lassen sich nicht auf Diskussionen über problematische Inhalte der Lehrbücher ein.

Die Türkisch-Islamische Union für kulturelle und soziale Zusammenarbeit in Österreich (Atib) beteuert aber, bereits an geeigneten Unterrichtsmaterialien zu arbeiten. „Die analysierten Bücher sind konfessionell geprägt und erfordern möglicherweise Anpassungen“, so Murat Katik von der Atib-Akademie. Dass islamische Buchhandlungen in Österreich Bücher mit Aufrufen zur Ermordung von Juden und zur Steinigung von Ehebrechern verbreiten, kritisiert Atib nicht. Katik: „Atib ist keine Begutachtungsstelle für externe Bücher.“

Die meisten der für die Studie untersuchten Lehrbücher kommen vom deutschen Plural-Verlag, der zur hierzulande als Islamische Föderation (IF) auftretenden Islamischen Gemeinschaft Milli Görüs (IGMG) gehört. Die Verlagsleitung betont allgemein, „alle unsere Lehrbücher werden stetig überarbeitet“. Dass Plural-Bücher den Islam über alle anderen Religionen stellt, wird aber verteidigt: Für die Mitglieder jeder Religion sei „es legitim, den eigenen Glauben auszuleben, und zwar auch mit dem Anspruch, dieser sei der wahre Glaube“.

Verfassungsfeindlich

Im Fall der Plural-Bücher stellt sich allerdings eine Grundsatzfrage: Der deutsche Verfassungsschutz stuft die IGMG als verfassungsfeindliche Gruppierung ein. Soll in österreichischen Moscheen religiöse Bildung wirklich mit Lehrmitteln einer solchen Organisation vermittelt werden?

Eine Analyse von Manfred Maurer

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