Kiew: Vier Tote bei russischem Raketenangriff nahe Dnipro

Bei einem russischen Angriff in der Nähe der Stadt Dnipro im Osten der Ukraine sind nach Angaben der ukrainischen Behörden am Samstag mindestens vier Menschen getötet und 24 weitere verletzt worden. Derzeit laufe nach einem Raketenangriff eine Rettungsaktion im Bezirk Dnipro, erklärte Präsident Wolodymyr Selenskyj im Onlinedienst Telegram. Die Region wurde den gesamten Tagesverlauf erneut von schweren Gefechten erschüttert.

„Aktuell wissen wir von vier Menschen, die durch diesen russischen Angriff getötet wurden“, so Selenskyj am Samstagabend. Bei dem Angriff seien ein Wohngebäude und ein Geschäft beschädigt worden. Der Gouverneur der Region, Serhij Lyssak, erklärte, von den Verletzten schwebten acht in Lebensgefahr. Sie litten unter schweren inneren Verletzungen und Knochenbrüchen, erklärte er auf Telegram. Unter den Verwundeten ist demnach auch ein elfjähriger Junge. Der Einschlag ereignete sich demnach in der Ortschaft Zarytschanka unweit der Gebietshauptstadt Dnipr in der Industrieregion Dnipropetrowsk.

Lesen Sie auch

Erneuter Beschuss mit Drohnen und Raketen in der Nacht

Russland hatte in der Nacht die Ukraine erneut mit Drohnen und Raketen beschossen. Nach Angaben der Flugabwehr setzte Russland insgesamt 78 Drohnen ein, die allerdings alle abgefangen oder abgelenkt werden konnten. In Zarytschanka allerdings schlug eine Rakete ein. Mehrere Wohnhäuser und ein Geschäft wurden bei dem Angriff beschädigt. Über den eingesetzten Typ der russischen Rakete gibt es bislang keine näheren Angriffe. Erst kürzlich hatte das russische Militär mit einer neuen ballistischen Rakete namens Oreschnik die Gebietshauptstadt Dnipro beschossen. Kremlchef Wladimir Putin drohte weitere Schläge mit der Mittelstreckenrakete an, deren Zerstörungskraft seinen Angaben nach mit der einer Atomwaffe vergleichbar ist.

Die Stadt Dnipro, die vor dem Krieg 970.000 Bewohner zählte, war am 21. November mit einer neuartigen russischen Hyperschallrakete vom Typ „Oreschnik“ angegriffen worden. Dabei war eine wichtige Militärfabrik, Pivdenmach, getroffen worden, die vor allem Raketenteile herstellt.

Schwere Gefechte

Der Osten der Ukraine wurde am Samstag erneut von schweren Gefechten erschüttert. Nach Darstellung des Generalstabs in Kiew wurden von den Frontabschnitten im Tagesverlauf insgesamt 153 Kampfhandlungen in Folge russischer Angriffe gemeldet. Vor allem rund um den Donbass versuchten russische Truppen immer wieder, die ukrainischen Verteidigungslinien zu durchbrechen. Die heftigsten Kämpfe wurden aus der Umgebung der bisherigen Dauer-Brennpunkte Pokrowsk und Kurachowe gemeldet.

Video
Ich möchte eingebundene Social Media Inhalte sehen. Hierbei werden personenbezogene Daten (IP-Adresse o.ä.) übertragen. Diese Einstellung kann jederzeit mit Wirkung für die Zukunft in der Datenschutzerklärung oder unter dem Menüpunkt Cookies geändert werden.

Bei Pokrowsk traten russische Truppen im Tagesverlauf zu 28 Sturmangriffen an, wie die Armeeführung in Kiew berichtete. Bei Kurachowe, das bereits von drei Seiten angegriffen wird, stießen russische Einheiten seit dem Morgen insgesamt 38 Mal vor. Über den aktuellen Stand entlang dieser Abschnitte lagen keine unabhängigen Berichte vor.

Durchbruch würde russischer Armee den Weg nach Dnipro und Saporischschja eröffnen

Die Städte liegen am westlichen Rand des Bergbau- und Industriereviers Donbass. Daran schließt sich eine offene Steppenlandschaft bis zum Fluss Dnipro an. Ein Durchbruch würde der russischen Armee den Weg zu den wichtigen Großstädten Dnipro und Saporischschja eröffnen.

Nach Darstellung ukrainischer Militärexperten soll es gelungen sein, die Fronten am Donbass weitestgehend zu stabilisieren. Die Militärführung in Kiew hatte sich vor Kurzem entschlossen, Verstärkungen in die Region zu verlegen.