Später Triumph einer Terror-Partei

Sinn Fein könnte grüne Insel Irland nach Wahlsieg tiefrot einfärben

Die linksgerichtete Sinn Fein (SF) liegt nach der irischen Parlamentswahl klar in Führung. Bis Montag konnte sich die Oppositionspartei 29 der 78 vergebenen Mandate sichern, nur eines weniger als die beiden bürgerlichen Parteien Fine Gael (FG) und Fianna Fail (FF) zusammen.

Weil die SF nur 42 Kandidaten aufgestellt hatte, war erwartet worden, dass sie in der Endabrechnung hinter FG und FF zurückfallen würde. Das starke Abschneiden der Partei in den ersten Auszählungsrunden lässt nun einen Wahlsieg möglich erscheinen. SF, FG und FF dürften nach Vergabe aller Mandate jeweils rund 40 Sitze im 160-köpfigen Parlament haben.

SF-Chefin Mary Lou McDonald sondiert bereits mit Grünen, Sozialdemokraten und einer weiteren Linkspartei über eine Regierungsbildung. Die grüne Insel würde damit tiefrot eingefärbt und erstmals von einer Partei mit einer terroristischen Vergangenheit regiert. Denn bei der SF handelt es sich um die älteste irische Partei, die schon 1916 gewaltsam für die Unabhängigkeit von Großbritannien gekämpft hatte. Nach der Schaffung des irischen Freistaates kam es in den 1920er Jahren zu zwei Parteispaltungen, aus denen die bürgerlichen Parteien FG und FF hervorgingen.

Unter ihrem Langzeitvorsitzenden Gerry Adams (1983-2018) wurde Sinn Fein von vielen Beobachtern irrtümlich als nordirische Regionalpartei gesehen. Tatsächlich war die britische Provinz Ulster die politische Hochburg der Partei, kämpfte sie doch für eine Wiedervereinigung der Insel. Politisch war sie marginalisiert, galt sie doch als Sprachrohr der Terrororganisation IRA und wurde daher von den anderen Parteien und einer großen Mehrheit der Wähler gemieden.

Bei der Parlamentswahl am Samstag gelang ihr nun ein historischer Durchbruch, der noch Folgen für Großbritannien haben könnte: Schafft SF eine Regierungsbildung, dürfte die Forderung nach einem baldigen Referendum über die irische Wiedervereinigung in Dublin zur offiziellen Regierungslinie werden. Wegen des Brexits ist das auch in Nordirland wieder ein Thema.

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