Trotz Waffenruhe: Israelische Luftangriffe im Libanon

Luftangriff im Südlibanon © APA/AFP/-

Drei Tage nach Inkrafttreten der Waffenruhe im Libanon hat Israels Armee eigenen Angaben zufolge erneut mehrere Luftangriffe auf Stellungen der Hisbollah im Süden des Landes geflogen. Demnach gab es drei Angriffe, darunter einen Luftschlag auf „eine Einrichtung der Hisbollah mit Raketenwerfern in der Region Sidon“. Es habe Aktivitäten gegeben, die „eine Bedrohung“ darstellten und somit die vereinbarte Waffenruhe verletzten. Libanesische Quellen meldeten mehrere Verletzte.

Die Stadt Sidon liegt etwa 30 Kilometer vom Litani-Fluss entfernt, auf dessen Nordseite sich die Hisbollah gemäß der vereinbarten Waffenruhe zurückziehen muss. Die israelische Armee erklärte, sie habe ein Militärfahrzeug in der Nähe einer Raketenproduktionsstätte der Hisbollah getroffen. Die libanesische Nachrichtenagentur (NNA) berichtete von einem Drohnenangriff auf ein Fahrzeug in der Region Tyros im Süden des Landes sowie von Angriffen auf den Grenzort Chiam.

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Waffenruhe seit Mittwoch früh in Kraft

Nach mehr als einem Jahr zunehmend heftiger Kämpfe zwischen Israel und der Hisbollah war Mittwoch früh eine Waffenruhe in Kraft getreten. Die von den USA und Frankreich vermittelte Vereinbarung sieht vor, dass die israelische Armee den Südlibanon innerhalb von 60 Tagen schrittweise verlässt.

Auch die Hisbollah soll sich aus dem Grenzgebiet bis hinter den Litani-Fluss zurückziehen und ihre militärischen Stützpunkte auflösen. Lediglich die libanesische Armee und UN-Blauhelmsoldaten der Friedensmission UNIFIL sollen vor Ort verbleiben. Israel hatte bei Abschluss der Waffenruhe mit der Hisbollah angekündigt, weiter gegen Bedrohungen aus dem Libanon vorzugehen.

Bei einem israelischen Luftangriff seien drei Menschen im Südlibanon verletzt worden, meldete das libanesische Gesundheitsministerium. Libanesischen Medien zufolge war ein Auto Ziel des Drohnenangriffs. Israels Militär teilte auf Anfrage mit, dem Bericht nachzugehen.

Artilleriebeschuss in der Früh

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Am frühen Morgen seien zudem Außenbezirke eines Orts im Südlibanon von israelischem Artilleriebeschuss getroffen worden, hieß es aus libanesischen Sicherheitskreisen. Berichte über Verletzte gab es dabei zunächst nicht.

Die mühsam ausgehandelte Einigung über eine Waffenruhe sieht unter anderem vor, dass sich die Hisbollah gemäß einer UNO-Resolution hinter den Litani-Fluss etwa 30 Kilometer nördlich der israelisch-libanesischen Grenze zurückzieht. Israels Bodentruppen sollen zugleich innerhalb von 60 Tagen schrittweise aus dem Libanon abziehen.

Israel greift wegen Hisbollah-Waffenschmuggels in Syrien an

Israels Luftwaffe griff unterdessen Militärangaben zufolge in der Früh in Syrien militärische Anlagen in der Nähe zu Grenzübergängen zum Libanon an. Die Infrastruktur sei für den Waffenschmuggel an die Hisbollah im Nachbarland genutzt worden, teilte Israels Militär mit.

Die libanesische Schiitenmiliz habe auch noch nach Beginn der Feuerpause mit Israel Waffen aus Syrien erhalten. Dies sei ein Verstoß gegen das Abkommen, das am Mittwochmorgen in Kraft getreten ist. Diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in Großbritannien meldete, Israels Luftwaffe habe auf einen Grenzübergang sowie Brücken nahe der Grenze zum Libanon gezielt.

Hisbollah bezieht seit langem Waffen aus dem Iran

Die Hisbollah bezieht Experten zufolge seit langem Waffen aus dem Iran unter anderem über Syrien. Laut der Vereinbarung über eine Feuerpause, die die intensiven gegenseitigen Angriffe zwischen der Hisbollah und Israel beendet hat, darf sich die Miliz nicht neu bewaffnen.

Bereits kurz vor Beginn der Feuerpause hatte Israel Grenzübergänge zwischen dem Libanon und Syrien bombardiert, um Versorgungswege der Schiitenorganisation zu kappen.