Türkei-Botschafter in Wien lässt sich Antisemiten-Buch schenken

Polit-Chamäleon Ozan Ceyhun sorgt wieder einmal für Empörung: Empfang für Österreich-Ableger der türkischen Islamisten-Partei Saadet

Kein Problem!? Botschafter Ceyhun (l.) lässt sich von einem Saadet-Vertreter mit dem antisemitischen Buch „Davam“ beschenken.
Kein Problem!? Botschafter Ceyhun (l.) lässt sich von einem Saadet-Vertreter mit dem antisemitischen Buch „Davam“ beschenken. © Facebook/Türkische Botschaft

„Israel wird der Herr der Welt sein …. Das ultimative Ziel ist es, die Weltherrschaft des Zionismus zu errichten“ — eine von vielen antisemitischen Passagen eines Buches, das sich der türkische Botschafter in Wien, Ozan Ceyhun, schenken ließ.

Teile der türkischen Gemeinde sind wieder einmal empört über den Diplomaten, der schon öfter für Eklats gesorgt hat.

„EU erster Schritt zur jüdischen Weltherrschaft“

Dieses Mal geht es um einen Empfang für in Österreich lebende Aktivisten der türkischen Islamisten-Partei Saadet. Zum Treffen in der Botschaft brachte der Tiroler Saadet-Präsident Adnan Karaardc vorigen Sonntag ein brisantes Präsent: das Buch „Davam“. Darin erklärt der türkische Ex-Premier, Islamist und Antisemit Necmettin Erbakan, was allen Übels Wurzel ist: Der Zionismus.

Dieser habe „die Beherrschung der Welt als sein Hauptziel“. Die im Buch ausgebreiteten Verschwörungsmythen haben auch den Bilderberg-Klub im Visier: „Auf den Bilderberg-Treffen wurden die Römischen Verträge beschlossen, die die Grundlage der Europäischen Union als ersten Schritt einer vereinten Welt unter jüdischer Herrschaft bilden.“ An anderer Stelle heißt es: „Der Zionismus ist wie ein Krokodil. Der Oberkiefer des Krokodils ist Amerika und der Unterkiefer die EU.“

Buch auch in OÖ verteilt

Mag sein, dass Ceyhun das Geschenk in Unkenntnis des Inhaltes entgegennahm. Der 2011 verstorbene Autor muss ihm jedoch ein Begriff sein. Auch die antisemitischen Positionen des Gründers der islamistischen Milli-Görüs-Bewegung und der Saadet-Partei sind bekannt. Erbakan war überzeugt: „Seit 5700 Jahren regieren Juden die Welt.“ Die Pyramide auf der Ein-Dollar-Note war für ihn ein Symbol, „wie zionistische Kräfte die Welt kontrollieren“. Auch das steht in dem Buch, das ein Ableger der Saadet-Partei übrigens auch in Oberösterreich verteilt.

Botschaft: „Ganz normal“

Botschafter Ceyhun hat mit dem darin offenbarten Weltbild kein Problem. Obwohl auf Erbakans antisemitische Thesen hingewiesen, reagierte die türkische Botschaft mit Unverständnis: „Der Botschafter erhält zahlreiche solcher Geschenke. Vor diesem Hintergrund verstehen wir Ihr Anliegen nicht …“, so Botschaftsrat Hüseyin Kantem Al zum VOLKSBLATT. Der Empfang für „Vertreter eines in Österreich … legal tätigen Vereins“ sei „ganz normal“. Die Botschaft beklagt vielmehr, dass das VOLKSBLATT nicht über Ceyhuns Besuche im ehemaligen KZ Mauthausen oder in Hartheim berichtet habe.

Grün-roter Erdogan-Fan

Nicht zum ersten Mal erntet der Botschafter Kritik auch von Austro-Türken, die sich freilich nicht öffentlich äußern wollen. Vor eineinhalb Jahren hatte Ceyhun mit abfälligen Aussagen über Weihnachten für Empörung gesorgt. Er fühlte sich missverstanden, nach Kritik von Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) entschuldigte sich das politische Chamäleon: Der 1982 nach Deutschland emigrierte Türke war ab 1998 EU-Abgeordneter der Grünen, von 2000 bis 2004 der SPD, ehe er zum Fan des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan mutierte, wofür er mit dem Botschafterposten in Wien belohnt wurde.

Von Manfred Maurer

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