Zweierlei Rassismus-Maß

Islamophobie-Report aus einem mit Antisemitismus-Vorwürfen konfrontierten Netzwerk

Hatem Bazian, den eine jüdische Organisation als „gefährlichsten Professor Amerikas“ betrachtet. Er ist Präsident der IISRA, die den Islamophobie-Report unterstützt und in deren Vorstand Report-Mitherausgeber Farid Hafez sitzt.
Hatem Bazian, den eine jüdische Organisation als „gefährlichsten Professor Amerikas“ betrachtet. Er ist Präsident der IISRA, die den Islamophobie-Report unterstützt und in deren Vorstand Report-Mitherausgeber Farid Hafez sitzt. © Screenshot: Youtube

Der Kampf gegen Islamophobie ist sein Lebensthema. Seit 2015 gibt der aus Ried im Innkreis stammende Politologe Farid Hafez jedes Jahr mit seinem türkischen Kollegen Enes Bayrakli den „European Islamophobia-Report“ heraus. EU-Geld fließt dafür nicht mehr, seit dort gelistete Personen, darunter säkulare Muslime wie die Berliner Imamin Seyran Ates, bei der EU protestiert hatten.

Auch der in Istanbul gedruckte 2022er-Report beschreibt Europa als Kontinent der Islam-Hasser. Sogar im von russischen Muslime-Vertretern begrüßten Ukraine-Krieg ortet er antimuslimischen Rassismus, weil „unverhältnismäßig viele Muslime … als billiges Kanonenfutter benutzt wurden“.

Rassistische Justiz?

Ein großes Kapitel widmet Hafez Österreich, wo es im Vorjahr „mehr als 1000 „antimuslimische Hassverbrechen“ gegeben habe. Integrationsministerin Susanne Raab (ÖVP) sei „zentrale Figur in der Institutionalisierung von Islamophobie“. Der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) unterstellt er, „auf antimuslimische Verschwörungstheorien … zurückzugreifen“.

Die Dokustelle Politischer Islam werde „dazu benutzt, organisierte MuslimInnen zu problematisieren“. Auch die Justiz bekommt ihr Fett ab: Gleich an vier Stellen des Reports werden die im Rahmen eines rechtsstaatlichen Verfahrens im November 2020 bei mutmaßlichen Muslimbrüdern durchgeführten Razzien als „berüchtigte rassistische Operation Luxor“ bezeichnet.

Hafez’ Zorn ist erklärbar: Er selbst war Ziel einer Hausdurchsuchung, die Verfahren gegen ihn und 30 weitere Beschuldigte wurden aber inzwischen eingestellt.

„Gefährlichster Professor“

Ein Blick auf das Cover des aktuellen Reports lässt sein Rassismus-Sensorium freilich einseitig wirken. Hier prangen die Logos unterstützender Institutionen wie der International Islamophobia Studies Research Association (IISRA). Deren Präsident Hatem Bazian, Islam-Professor an der University of California in Berkeley, erklärte die auf Antisemitismus spezialisierte NGO „Canary Mission“ zum „gefährlichsten Professor Amerikas“. In einem auf Youtube verfügbaren Video bezeichnet er den „US-Kongress als israelisch besetztes Territorium“.

2017 hatte er auf Twitter antisemitisch konnotierte Memes geteilt: Eines zeigt einen lachenden Juden mit diesem Text: „Schau Mama, ich bin auserwählt! Jetzt kann ich töten, vergewaltigen, Organe schmuggeln und Land der Palästinenser stehlen. Yay. #Aschke-Nazi.“ Der Hashtag ist eine Verballhornung des osteuropäische Juden bezeichnenden Begriffes Aschkenasim und passt zum von Bazian verwendeten Hashtag #PalestineHolocaust. Der aus Nablus stammende Professor entschuldigte sich, nachdem seine Uni den Tweet als „Überschreitung der Grenze von Kritik an israelischer Regierungspolitik zu Antisemitismus“ verurteilt hatte.

„Antisemitin der Woche“

Bazian ist auch Gründer des Islamophobia Research and Documentation Project und Direktor des Islamophobia Studies Center in Berkely. Beide Institutionen sind am Cover des Islamophobie-Reports mit ihren Logos vertreten. Ebenso AMED, die Arab and Muslim Ethnicities and Diasporas Initaitive an der San Francisco State University.

Deren Leiterin Rabab Abduhadi kürte die Plattform Stopantisemitism.org im August 2019 zur „Antisemitin der Woche“. Sie ist Gründungsmitglied der US-Kampagne für den akademischen und kulturellen Boykott Israels und nennt die palästinensische Terroristin Leila Khaled ihr Vorbild.

In einem im Juni 2022 in der Jerusalem Post veröffentlichten Artikel heißt es, „Hatem Bazian und Rabab Abdulhadi sind nur zwei herausragende Beispiele für Fakultätsmitglieder an Universitäten im ganzen Land, die ein feindliches Umfeld für jüdische Studenten schaffen“.

„Meine lieben Freunde“

Derartige Vorwürfe scheinen beim Islamophobie-Reporter keinen Rassismusalarm auszulösen: In einem Facebook-Post von Farid Hafez werden Abdulhadi und Bazian „meine lieben Freunde und Kollegen“ genannt. Gemeinsam mit Abdulhadi sitzt Hafez im Vorstand von Bazians IISRA. Aber Rassisten sind immer die anderen…

Von Manfred Maurer

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