450 Jahre Steyrer Stadtpolitik werden digital lesbar gemacht

„Digitalisator“ Rossacher hat bisher 600 Gemeinderatsprotokolle erledigt

Die Ratsprotokolle gehören zu den wichtigsten Quellen der Steyrer Stadtgeschichte der vergangenen 450 Jahre und werden nun in penibler Kleinarbeit digitalisiert.
Die Ratsprotokolle gehören zu den wichtigsten Quellen der Steyrer Stadtgeschichte der vergangenen 450 Jahre und werden nun in penibler Kleinarbeit digitalisiert. © Magistrat Steyr

Das Digitalisierungs-Zentrum in Steyr wirkt unscheinbar: Historische Stadtansichten zieren die Wände des kleinen Gewölbes. Im großen Bücherregal an der hinteren Wand ist Standardliteratur zur Steyrer Geschichte zu finden.

Im starken Kontrast dazu stehen ein halbes Dutzend Scanner und ebenso viele Bildschirme — Hightech im historischen Bürgerhaus. Zwar sind mehrere Arbeitsplätze eingerichtet, doch gearbeitet wird hier nur von einer Person: Kurt Rossacher.

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Mit Hilfe von Stadtarchiv

Der mittlerweile routinierte „Digitalisator“ — wie er sich selbst nennt — arbeitet seit sechs Jahren an seinem Digitalarchiv. Auf seiner Website steyr.dahoam.net stellt er der Allgemeinheit Literatur und Quellen zur Geschichte Steyrs und der Umgebung kostenlos zur Verfügung.

Seit kurzem digitalisiert Rossacher in Kooperation mit dem Stadtarchiv die Gemeinderatsprotokolle der Statutarstadt Steyr. Die Sitzungsprotokolle dokumentieren die Entscheidungsfindung und machen das politische Handeln transparent.

Im Stadtarchiv sind diese Protokolle seit 1569 überliefert. Sie stellen eine der wichtigsten Quellen für das Verständnis der Stadtentwicklung dar. Allerdings ist die Suche darin gar nicht so einfach, da die Protokolle bis 1894 per Hand geschrieben wurden und nur wenige ein Namensregister aufweisen. Durch die Digitalisierung ergibt sich eine enorme Erleichterung und Beschleunigung in der Nutzung. Dabei heißt Digitalisierung nicht einfach einscannen von Protokollen. Rossacher arbeitet mit einer Software, die alte Handschriften in moderne Druckschrift umwandelt und so im Volltext durchsuchbar macht. So wandelt die Software Transkribus mittels KI (Künstliche Intelligenz) sogar Kurrentschrift fast fehlerfrei in heute lesbare Schrift um.

Steyr dankbar für Arbeit

Seit Herbst hat Rossacher schon 600 Ratsprotokolle digitalisiert. Zuvor hatte er bereits die Veröffentlichungen des Kulturamtes (1949–1986) sowie die Amtsblätter (1958–2002) im Auftrag der Stadt digitalisiert. Seit zwei Jahren wird Rossacher finanziell durch die Stadt unterstützt, damit sind gerade mal die Kosten halbwegs abgedeckt. „Rossachers ehrenamtliche Arbeit für die Stadt und alle Geschichtsinteressierten ist äußerst wertvoll und unbezahlbar“, ist Steyrs StR Katrin Auer dankbar.

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