Akademikerball mit Hofer, Lugner, Sellner und Strache

Auch der Identitäre Martin Sellner kam in die Hofburg © APA/TOBIAS STEINMAURER

Der „Akademikerball“ hat am Freitag neuerlich einige FPÖ-Prominenz in die Wiener Hofburg gelockt. Neben dem Dritten Nationalratspräsidenten Norbert Hofer kam auch dessen Vorgänger als Parteichef, der am Ibiza-Video gescheiterte und aus der Partei ausgeschlossene Heinz-Christian Strache. Ebenfalls unter den Gästen: Der Identitäre Martin Sellner sowie Baumeister Richard Lugner. FPÖ-Chef Herbert Kickl blieb wie üblich fern.

Die Eröffnungsrede bei dem von Kritikern als internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer kritisierten Event hielt wie schon im Vorjahr FPÖ-Volksanwalt Martin Rosenkranz. Er kritisierte die Demonstrationen gegen den Ball und wies Vorwürfe, wonach es sich dabei um ein internationales Vernetzungstreffen Rechtsextremer handle, zurück. Vielmehr würde auf den Straßen ein „Verhetzungstreffen“ stattfinden, meinte er. „Gibt’s heut’ auf Straßen linken Krawall, ist wieder Akademikerball“, so der Volksanwalt an die „geschätzte ‚Offensive gegen Rechts‘“, wie er formulierte.

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Gleichzeitig betonte Rosenkranz, dass es wichtig sei, dass es auch „Kundgebungen politisch Andersdenkender geben darf und gibt“. Hierbei spannte er einen Bogen zu den Demonstrationen, die sich gegen die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus richteten und die die FPÖ stets unterstützt hatte: Er trage einen „immensen Stolz“ in sich, dass die FPÖ gegen diese Beschränkungen angekämpft haben. Auch ortete er bei den Ballgegnern eine „intellektuelle Irritation“: Denn einerseits würden die Ballbesucher als „national“ bezeichnet – „andererseits soll hier heute ein ‚internationales Vernetzungstreffen‘ stattfinden“. Dies passe „nicht ganz zusammen“. Kritik übte Rosenkranz auch (ohne ihn namentlich zu nennen) am neuen Rektor der Montanuniversität Leoben, Peter Moser, der den Ausschluss studentischer Verbindungen von akademischen Feiern plant.

Der Wiener FPÖ-Chef Dominik Nepp hatte für die Demonstranten gegen den Ball wenig freundliche Botschaften übrig. Er erinnerte an seine Worte aus dem Jahr 2023 („In diesem wunderschönen Ballsaal sitzen die Patrioten, draußen demonstrieren die Idioten“). „Das hat sich auch heuer nicht geändert“, sagte Nepp. Man könne aber auch sagen: „Hier ist die Vernunft, draußen herrscht der linke woke Wahnsinn.“ Und: „Wir sind die patriotische Wende, draußen demonstriert das linke Ende.“

Am Ball u.a. gesichtet wurden auch Burgenlands Ex-FPÖ-Chef Johann Tschürtz sowie FPÖ-„Urgestein“ Andreas Mölzer. Sein Fernbleiben schon vorab angekündigt hatte FPÖ-Chef Herbert Kickl. Auch EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky bleibt dem Event trotz „Superwahljahr“ fern.

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Hofer, der als Stammgast des Balles gilt, brachte wie schon 2023 Baumeister Lugner mit, dem regern Applaus zuteil wurde – die beiden seien seit dem Bundespräsidentschaftswahlkampf 2016 befreundet, sagte Hofer. Der Dritte Nationalratspräsident, der sich bei seinem Eintreffen nur wenige Meter neben Sellner den Medien stellte, hatte 2016 im Präsidentschaftswahlkampf mehrmals erklärt, er wolle mit Leuten wie Sellner nichts zu tun haben. „Ich glaube, er ist nicht wegen mir gekommen – und ich bin nicht wegen ihm gekommen“, sagte er auf die Frage, wie er Sellners Teilnahme am Ball sehe.

Sellner – der frühere Kopf der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften „Identitären Bewegung“ – hatte zuletzt mit seiner Teilnahme an einem Rechtsextremisten-Treffen am 25. November in Deutschland für Aufsehen gesorgt, bei dem auch AfD-Politiker dabei waren und bei dem über Massendeportationen von Millionen Menschen gesprochen wurde. Vor der Hofburg stellte er sich bereitwillig und lange den Medien und erhielt deutlich mehr Aufmerksamkeit als die FPÖ-Prominenz. Er sei „rechts“, rechtsextrem sei er nicht, meint er.

Die Kameras auf sich zog bei seinem Eintreffen auch Strache, der in den Jahren vor seinem unfreiwilligen Abgang von der FPÖ-Spitze den Ball mehrmals eröffnet hatte. Er sei mit Freunden da und freue sich auf einen „wunderbaren eleganten“ Ball, sagte er vor Journalisten. Dass das Event ein Vernetzungstreffen Rechtsextremer sei, sei die Meinung von „Antidemokraten“, sagte Strache.

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