„Die Pandemie war für die Senioren eine Herausforderung und Zumutung“

Seniorenbund-Präsidentin LAbg. Ingrid Korosec und Landesobmann LH a. D. Josef Pühringer sind froh, „dass nun persönliche Begegnungen wieder möglich sind“

Am Rande des Landestages nahmen sich Seniorenbund-Landeschef Josef Pühringer und Bundesobfrau Ingrid Korosec fürs VOLKSBLATT Zeit.
Am Rande des Landestages nahmen sich Seniorenbund-Landeschef Josef Pühringer und Bundesobfrau Ingrid Korosec fürs VOLKSBLATT Zeit. © Schicho

Am Rande des Landestages nahmen sich Seniorenbund-Präsidentin LAbg. Ingrid Korosec und Landesobmann LH a. D. Josef Pühringer Zeit, um einerseits Bilanz über die Corona-Pandemie zu ziehen und andererseits die Herausforderungen für die Generation 60+ zu benennen.

VOLKSBLATT: Wie fühlt es sich an, wenn man eine solche Großveranstaltung wieder in „echt“ erleben darf?

KOROSEC: Großartig. Es ist schon ganz anders, wenn man die Leute wieder wirklich sieht, das hat eine andere Qualität.

Und wie haben Sie persönlich die letzten 18 Monate erlebt?

PÜHRINGER: Die Pandemie war für die Senioren eine Herausforderung und Zumutung, die waren eingesperrt in Altenheimen und kleinen Wohnungen. Mir ist in dieser Pandemie der tiefere Sinn von Peter Alexanders Lied über „Das kleine Beisel“ bewusst geworden: Es sind nicht die großen Events abgegangen, sondern der Stammtisch, das Kaffeehauskränzchen, das Vereinsleben, das Kartenspiel — diese Dinge hat man wieder schätzen gelernt. Neben den negativen Erfahrungen positiv zu resümieren ist, dass wir als Seniorenbund den Menschen abgegangen sind. Denn wir haben Gemeinschaft zu bieten und die Menschen wollen Gemeinschaft. Wir gehen den Leuten ab, wenn wir nicht aktiv sind, umso mehr freuen wir uns, dass jetzt Begegnung wieder möglich ist.

Derzeit wird die Pflege-Reform vorbereitet. Was braucht es aus Ihrer Sicht?

KOROSEC: Sie muss mutig sein. Es hat schon ein Gespräch mit Gesundheitsminister Mückstein gegeben. Wir werden das Punkt für Punkt abarbeiten: Etwa, dass die pflegenden Angehörigen aufgewertet werden. Auch muss das Pflegegeld in Bezug auf die Volkskrankheit Demenz angepasst werden.

Der Gesetzgeber ist auch in der heiklen Frage der „Sterbehilfe“ gefordert — wo sind hier für den OÖSB rote Linien?

PÜHRINGER Es darf kein Druck entstehen, sich vorzeitig aus der Welt zu verabschieden, weil sie nur mehr ein Kostenfaktor im Gesundheitssystem sind oder weil das Leben eh keine Qualität mehr hat. Wir befürchten das, weil in allen Ländern, wo das aufgemacht wurde, die Zahlen steigen.

KOROSEC: Ganz wichtig ist Beratung und es darf kein Geschäft werden. Geschäftemacherei wäre das Schlimmste. Außerdem braucht es den Ausbau des Hospizes. Da muss investiert werden. Hospiz- und Palliativbetreuung gehört in die Regelfinanzierung.

Der Seniorenrat hat vor Kurzem eine Änderung bei der Berechnung des Pensionsanpassung gefordert. Worin liegt das Problem und wie kann man es lösen?

KOROSEC: International wird meist neben der Inflationsrate ein Art Wohlstandsfaktor eingerechnet. Da gibt es verschiedene Modelle, die man sich anschauen kann. Und hinzukommt, dass man den Warenkorb der Inflationsberechnung anpasst. Da sind Dinge dabei, die Senioren kaum brauchen und andere Dinge werden kaum gewertet, die Senioren massiv in Anspruch nehmen. Der Warenkorb hat derzeit 770 Artikel, wir hätten gerne, dass für die Seniorenberechnung zumindest 50 Artikel ausgetauscht werden.

PÜHRINGER: Und wir müssen auch einen Ruf Richtung Brüssel lassen: Durch die EZB-Null-Zins-Politik sind die Senioren, die große Sparer sind, aber mit relativ überschaubarem Kapital, die großen Draufzahler. Zehn Jahre keine Zinsen heißt 20 Prozent Verlust. Das ist mehr als die Inflation. Es ist schön, dass die Häuselbauer billige Kredite bekommen, dass die südlichen Länder so ihre Budgets sanieren können. Aber das geht alles zulasten der kleinen Sparer, die nicht in alternative Sparformen ausweichen können. Pro Jahr verlieren die Sparer in Österreich sechs Milliarden Euro.

Im Herbst wird in OÖ gewählt. Die Senioren sind eine der maßgeblichsten Wählerschichten. Was erwartet sich diese Generation von der Landes- und Kommunalpolitik?

PÜHRINGER: Wir erwarten uns, dass dort, wo die Kernanliegen der Senioren liegen, es gut weitergeht. Erstens in der Pflege, dann in der Gesundheit vor Ort. Wir erwarten uns — das ist zwar ein Bundesthema — , dass es bei den Pensionen gut weitergeht. Wir erwarten uns, dass das Miteinander gestärkt wird und dass der älteren Generation Wertschätzung entgegengebracht und ihr Bedeutung und Gewicht gegeben wird.

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