Drohende Engpässe bei 24-Stunden-Betreuung

Bundesländer Oberösterreich und Wien fordern eine Attraktivierung der Betreuungsberufe

„Wir haben nur eine Chance, damit die vorgestellte Reform in den Alten- und Pflegeheimen ankommt. Statt gesetzlicher Einschränkungen und Ungleichbehandlungen sollten wir unseren Mitarbeitern und der professionellen Ausbildung mehr zutrauen. Daher braucht es eine Erweiterung der Kompetenzen und ein Ausbildungsstipendium für die Fachsozialbetreuungsberufe für die volle Dauer der Ausbildung“, sind sich StR Peter Hacker (l.) und LR Wolfgang Hattmannsdorfer einig über wesentliche Anpassungen bei der Bundespflegereform.
„Wir haben nur eine Chance, damit die vorgestellte Reform in den Alten- und Pflegeheimen ankommt. Statt gesetzlicher Einschränkungen und Ungleichbehandlungen sollten wir unseren Mitarbeitern und der professionellen Ausbildung mehr zutrauen. Daher braucht es eine Erweiterung der Kompetenzen und ein Ausbildungsstipendium für die Fachsozialbetreuungsberufe für die volle Dauer der Ausbildung“, sind sich StR Peter Hacker (l.) und LR Wolfgang Hattmannsdorfer einig über wesentliche Anpassungen bei der Bundespflegereform. © Stadt Wien/Büro StR Hacker

Die Teuerung bringt auch die 24-Stunden-Pflege an die Grenzen. Davon hat am Dienstag die Fachgruppe Personenberatung und Personenbetreuung in der Wiener Wirtschaftskammer gewarnt.

Viele Betroffene bzw. deren Familien würden sich die Pflege nicht mehr leisten können. Auch für Betreuerinnen und Betreuer werde es teurer — etwa durch höhere Kosten für die Anreise.

24-h-Modell ist sehr gut

Prinzipiell sei das seit 2007 existierende Modell für die 24-Stunden-Pflege sehr gut, lobte Fachgruppenobmann Harald Janisch. Es ermögliche den oft aus dem Ausland stammenden Pflegekräften, legal zu arbeiten. Jedoch habe es seither auch keine Valorisierung der Tarife gegeben, kritisierte er. Allein die Förderung von 550 Euro im Monat sei viel zu gering, wird beklagt. Nötig sei eine Aufstockung auf mindestens 700 Euro. „Das ist die Minimalforderung”, so der Fachgruppenchef. Auch die Pflegestufen sollten erhöht werden.

Birgit Meinhard-Schiebel, die Präsidentin der Interessengemeinschaft pflegender Angehöriger, stieß ins selbe Horn. Sie verwies darauf, dass es in Österreich fast eine Million pflegende Angehörige gebe. Immer wieder würden von den Betroffenen finanzielle Sorgen artikuliert. Oft sei es nötig, für die Begleichung der Kosten eigenes Vermögen einzusetzen, erläuterte Meinhard-Schiebel. Unisono wurde betont, dass die Kosten für einen Pflegeplatz in einer Einrichtung für die öffentliche Hand weit höher wären — vor allem nach Abschaffung des Pflegeregresses.

Problem Langzeitpflege

Die Bundesländer Wien und Oberösterreich forderten am Dienstag auch Maßnahmen zur Attraktivierung der Betreuungsberufe. Wiens Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) und Oberösterreichs Landesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) sprachen sich in einer Aussendung dafür aus, die Kompetenzen der Mitarbeiter im Assistenzbereich auszuweiten. Aufgrund der Akademisierung der Diplomausbildung gehe das diplomierte Pflegepersonal nämlich kaum noch in die Langzeitpflege.

Zusätzlich würden eigene Lehrgänge für die Langzeitpflege, die die Bundesländer selbstständig anbieten konnten, künftig wegfallen. Als Folge sinke der Anteil am diplomierten Personal in den Heimen. „Aus diesem Grund müssen die Kompetenzen der sehr gut ausgebildeten Pflegefachassistenzen erweitert werden. Konkret geht es um die selbstständige Durchführung der Pflegeplanung oder die selbstständige Anleitung und Begleitung von Auszubildenden“, hieß es. Ergänzend sollten auch die Kompetenzen der Heimhilfen ausgeweitet werden. Weiters sollten die Fachsozialbetreuungsberufe den geplanten Ausbildungsbeitrag von 600 Euro monatlich für die gesamte Ausbildungsdauer erhalten, wurde verlangt.

HLSP-Start in Linz

In der 5-jährigen Höheren Lehranstalt für Sozialbetreuung und Pflege (HLSP) an der Schule der Schwestern Oblatinnen in Linz werden die Schüler gemeinsam mit jenen der Schule für Gesundheits- und Krankenpflege am Ausbildungszentrum des Kepler Universitätsklinikums unterrichtet und gleichzeitig zur Matura und zum Abschluss als Pflegefachassistentin geführt. Bildungsminister Martin Polaschek besuchte gemeinsam mit Bildungsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander die neue HLSP.

Das könnte Sie auch interessieren