Drohender Kollaps bei Hausärzten

OÖÄK-Präsident Niedermoser fordert Diskurs mit ÖGK, Unis und Politik

Warnen vor akutem Ärztemangel (v. l.): Simulationsexperte Niki Popper, OÖ-Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser und Kammeramtsdirektor Felix Wallner.
Warnen vor akutem Ärztemangel (v. l.): Simulationsexperte Niki Popper, OÖ-Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser und Kammeramtsdirektor Felix Wallner. © Engelsberger

Die Zahl unbesetzter Kassenstellen steigt österreichweit massiv, warnte am Montag OÖ-Ärztekammerpräsident Peter Niedermoser vor einem drohenden Kollaps in diesem Bereich.

Bundesweit seien mehr als 100 Hausarzt-Praxen unbesetzt, in OÖ seien es inklusive aller Fachrichtungen aktuell 55. Der Ärztemangel werde sich verschärfen, weil in den kommenden Jahren mit einer großen Pensionierungswelle zu rechnen ist. In zwölf Jahren würden zu den aktuell 3474 Ärzten über dem Pensionsalter weitere 17.310 dazu kommen.

Zugleich würde die Zahl von Absolventen an den heimischen Medizin-Unis seit 2012 fallen, obwohl die Zahl der Studienplätze im gleichen Zeitraum leicht gestiegen ist. Als Grund nennt Niedermoser u. a. die vereinfachten Zugangsmöglichkeiten für Studierende aus EU-Staaten in Österreich. Seit 2007 liegt die Quote für Studierende aus dem EU-Raum in Österreich bei 25 Prozent, knapp 20 Prozent davon kommen aus Deutschland.

Drei Faktoren seien entscheidend: So gibt es immer weniger Medizin-Studenten, die danach in Österreich bleiben, die Zahl der Österreicher, die zugelassen werden, geht seit Jahren stark zurück und gerade bei der jungen Ärzteschaft gibt es immer mehr Teilzeitkräfte.

„Daher braucht es dringend eine effektive Planung des Ärztebedarfs, wobei es diese etwa bei den Kassenstellen oder der Personalplanung in den Spitälern ohnehin bereits gibt“, weiß Niedermoser. „Wir müssen weg von der 75-Prozent-Quote, um die vorhandene Delle auszugleichen. Statt Schuldzuweisungen braucht es zudem einen raschen Diskurs gemeinsam mit Ärzten, der Gesundheitskasse ÖGK, den Unis und der Politik.“

Rasche Reaktion nötig

Unterstützung kommt vom bekannten Simulationsexperten Niki Popper, der eine rasche und vorübergehende Erhöhung bei der Allgemeinmedizin einfordert, um dem Rückgang bei Vollzeitäquivalenten zu begegnen: „Dementsprechend werden hier nur kurzfristig höhere Ausbildungskapazitäten von Nöten sein, um diesen Rückgang abzufedern. Ab 2030 reichen — was die Allgemeinmedizin betrifft — dann wieder die aktuellen Ausbildungskapazitäten von 1600 Stellen“, so Popper.

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