Ein Profi-Diplomat im Kanzleramt

Außenminister Alexander Schallenberg steht vor Karrieresprung

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Spitzen-Diplomat Alexander Schallenberg hat in den vergangenen Jahren eine erstaunliche Karriere gemacht, angeblich ohne das zu wollen. Am Montag soll der 53-Jährige als 15. Bundeskanzler der II. Republik angelobt werden.

Die Diplomatie wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. 1969 in Bern als Sohn des Botschafters und späteren Generalsekretärs im Außenministerium, Wolfgang Schallenberg, geboren, wuchs er in Indien, Spanien und Frankreich auf.

Von 1989 bis 1994 studierte er Rechtswissenschaften in Wien und Paris, danach Europäisches Recht am Europacollege in der belgischen Stadt Brügge. 1997 wechselte er in Dienst des Außenministeriums, seine erste Auslandsstation war Brüssel. Als Sebastian Kurz 2013 die Agenden des Außenministers übernahm, beförderte er den Kommunikationsprofi zum Leiter für „strategische außenpolitische Planung“.

Auch in den Regierungsverhandlungen nach der Nationalratswahl 2017 zählte Kurz auf ihn. So folgte der ausgewiesene Europaexperte ihm auch ins Bundeskanzleramt, wo er während der türkis-blauen Regierungszeit die Stabsstelle Strategie und Planung leitete. Zu Ministerehren kam er in der Experten-Regierung nach Ibiza, wo er das Außenamt für den Übergang leitete.

Allerdings galt er damals schon als heimlicher Kanzler, der die in Regierungsgeschäften unerfahrene Brigitte Bierlein tatkräftig unterstützte, wohl auch mit einem leichten Seitenblick auf Nutzen für die Volkspartei.

Wurzeln im Mühlviertel

Schallenberg entstammt der ehemals adeligen Famile Schallenberg. Die Burg der Schallenberger lag einst an der Großen Mühl in Kleinzell, erstmals erwähnt 1190. Im Jahre 1636 erhielten die Schallenberger das Freiherrndiplom, das im Jahre 1656 bestätigt wurde, und im Jahre 1666 den Reichsgrafenstand. Der Verfall der Burg an der Mühl setzte schon am Ende des 16. Jahrhunderts ein.

Seit 1983 ist die Ruine aber wieder im Besitz der Familie Schallenberg, die auch das Burgschloss Schallaburg bei Melk ihr eigen nennen. Auch im Gemeindewappen von Kleinzell findet sich der „Schallenberger Löwe“. Die Gruft der Schallenberger befindet sich übrigens in der dem hl. Josef geweihten Friedhofskapelle von Niederwaldkirchen.

Kaum Tagespolitik

Schallenberg wird als umgänglicher Typ geschildert, der sich bisher nur selten in die Tagespolitik verirrt hat. Wenn, dann tauchte er abseits von Auslandsreisen als Hardliner in der Flüchtlingspolitik auf, im In- wie im Ausland. Dabei überraschte er ab und an auch mit einer für einen Chefdiplomaten eher brachialen Rhetorik — etwa nach dem Brand im griechischen Lager Moria. Für Aufsehen sorgte Schallenberg auch mit dem Hissen der israelischen Fahne auf seinem Regierungsgebäude als Reaktion auf die Eskalation in Nahost im Mai.

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