Grüne halten gegenüber ÖVP großteils still

Mair wagt sich mit ÖVP-Kritik vor © APA/EXPA/JOHANN GRODER/EXPA/JOHANN GRODER

Die Grünen halten auch am Tag nach dem Auffliegen von Untersuchungsausschussplänen der ÖVP, die auch gegen den eigenen Koalitionspartner gerichtet waren, großteils still. Lediglich in einzelnen Bundesländern wagte man sich mit Kritik vor, mit dem Tiroler Gebi Mair an vorderster Front. Vom Parlamentsklub und der Bundespartei gab es keine weiteren Wortmeldungen. Verwiesen wurde lediglich auf den Aufruf zur Rückkehr zur Konstruktivität von Generalsekretärin Olga Voglauer.

Die schärfste Kritik am Koalitionspartner auf Bundesebene kam am Dienstag vom Tiroler Grünen-Chef und Klubobmann Mair. „Die ÖVP ist auf dem falschen Dampfer“, kommentierte er gegenüber der APA das Auftauchen des U-Ausschuss-Entwurfes. Dabei handle es sich wohl um „Phantasierereien“ bzw. die „feuchten Träume von einigen Funktionären, die von der Parteispitze schon wiederzurückgepfiffen worden sind“.

Mair ortete zudem ein Ablenkungsmanöver von der „Burger-Affäre“ des Kanzlers und vom nahenden Prozess gegen Ex-Bundeskanzler und ÖVP-Chef Sebastian Kurz. Die Frage, ob damit das Ende der koalitionären Fahnenstange erreicht sei, wollte der Tiroler Frontmann nicht beantworten. Nur soviel: „Die Wähler werden sich ein Bild von der ÖVP machen.“ Die Volkspartei solle sich statt „Anschüttungen“ besser mit den drängenden Themen des Landes beschäftigen – von Klimaschutz über leistbares Wohnen bis hin zum weiteren Kampf gegen die Teuerung.

„Inhalte, Inhalte, Inhalte“ – das müsse das Motto der Koalition sein. Und zu guter Letzt konnte sich Mair angesichts des E-Mail-Entwurfs eine weitere Spitze nicht verkneifen: „Die SPÖ kann offensichtlich nicht Excel. Und die ÖVP nicht Outlook. Ich bin gespannt, was als Nächstes kommt.“

Die Wiener Grünen reagierten ebenfalls wenig begeistert: „Es ist verwunderlich, wofür die ÖVP ihre Zeit und Energie verschwendet“, meinten die Parteivorsitzenden Judith Pühringer und Peter Kraus in einer der APA übermittelten Stellungnahme. An ein Aus der Koalition denkt man aber auch in Wien nicht: „Wir fordern die ÖVP auf, schnellstmöglich wieder konstruktiv zu arbeiten.“ Es gebe weiterhin viel zu tun, zeigten sich die beiden Parteichefs überzeugt, mit Verweis auf „mutigen Klimaschutz, die effektive Bewältigung der Teuerung und entschlossene Bekämpfung von Kinderarmut“.

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„Die schwarz-blauen Landesregierungen haben offensichtlich auch schon Gift im ÖVP-Parlamentsklub versprüht“, mutmaßte Helga Krismer, Landessprecherin und Klubobfrau der niederösterreichischen Grünen, am Dienstag. Sie richtete eine Bitte an Klubchef August Wöginger (ÖVP): „Leistung zeigen bei Kinderarmut und Klimaschutz und Anweisung zu geben, die Giftspritzen wegzupacken.“

In Salzburg sahen die Landesparteien der Grünen und auch der ÖVP das Auftauchen der Pläne offenbar gelassen. Es sei Zeit, sich um wichtige Probleme zu kümmern, „wir werden das nicht überbewerten“, sagte der Grünen-Landesgeschäftsführer gegenüber der APA. „Zurück zur politischen Sacharbeit ist das Gebot.“ Politische Spielereien und politisches Taktieren habe da keinen Platz, meinte Heilig-Hofbauer. Auch die ÖVP reagierte unaufgeregt. Landeshauptmann Wilfried Haslauer sei nicht im Austausch mit dem Parlamentsklub in Wien, „wir wurden nicht darüber in Kenntnis gesetzt“, erklärte ein Sprecher des Landeshauptmannes. „Was wir zu den Vorgängen zu sagen haben, artikulieren wir parteiintern und richten das nicht über Medien aus.“

Keine klare Antwort auf die Frage, ob die Koalition aufgelöst werden soll, hat am Dienstag Generalsekretärin Olga Voglauer gegeben. Nur soviel: „Die Menschen sind unglücklich über die nervigen Wahlkampfmanöver in den letzten Tagen und Wochen“, sagte gegenüber der APA. Die Frage sei, wohin man die Energie steckt – besser wäre es, „gute Lösungen herbeizuführen“. Zum Vertrauensverhältnis zum Koalitionspartner meinte Voglauer, man habe ein Regierungsübereinkommen, „und wir arbeiten daran Schritt für Schritt“. Voglauer sagte weiter, sie richte einen „Aufruf zur konstruktiven Zusammenarbeit“ an die ÖVP. Die aktuelle Entwicklung „hat uns erstaunt, gewundert“. Aber: „Wir haben Verantwortung übernommen und die Gesetzgebungsperiode geht bis zum nächsten Herbst.“

Kritik kommt auch vom Vorarlberger Grünen-Landessprecher und Landesrat Daniel Zadra: „Ich bin erstaunt, für was die ÖVP derzeit offenbar Zeit hat“, teilte er auf APA-Anfrage mit. Die geopolitische Situation verändere sich dramatisch, viele Menschen in Österreich hätten existenzielle Sorgen, und die ÖVP beschäftige sich mit „parteipolitischen Planspielen“. Er forderte konstruktive Sachpolitik zu Themen wie Finanzausgleich, Klima- und Sozialpolitik anstelle von „sinnlosen Strategiepapieren oder Fast-Food-Empfehlungen für von Armut betroffene Familien“.

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