Holocaust-Gedenktag: Politisches Gedenken in vielfältiger Weise

Vertreter aus Politik und Kirche haben den internationalen Holocaust-Gedenktag zum Anlass genommen, an die Opfer des NS-Regimes zu erinnern. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler (ÖVP) lud zudem zu einer Gedenkveranstaltung in das Bundeskanzleramt. Auch das Parlament zeigte Initiative unter dem Motto #WeRemember.

Österreicher seien im Holocaust nicht nur Opfer, sondern auch Täter gewesen. Diese „historische Verantwortung gegenüber unserer Geschichte“ mahne nicht nur zur Erinnerung, sondern auch „zu konkreten Taten im hier und heute, um Antisemitismus und Extremismus aller Art entschieden zu bekämpfen“, erklärte Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) anlässlich des Internationalen Holocaust-Gedenktages am Freitag.

Das Innenministerium schließt sich der Initiative des World Jewish Congress an und wird zum Gedenken an die Opfer der Shoah Kerzen in die Fenster des Gebäudes in der Herrengasse stellen, hieß es in einer Pressemitteilung. Am Nachmittag gedenken Ministeriums-Angehörige in einer Zeremonie am ehemaligen Aspangbahnhof der Wiener Jüdinnen und Juden, die von dort nach Auschwitz deportiert wurden. Der Internationale Holocaust-Gedenktag erinnert an die Befreiung der Überlebenden im Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz am 27. Jänner 1945.

Das Innenministerium setzt sich im laufenden Projekt „Polizei 1938-1945“ auch mit seiner eigenen Geschichte während der NS-Zeit und den Kontinuitäten nach 1945 auseinander. Die Ergebnisse dieses in Kooperation mit dem Dokumentationsarchiv (DÖW) und dem Ludwig-Boltzmann-Institut durchgeführten Forschungsprojekts sollen auch dazu dienen, die nächste Generation an Polizistinnen und Polizisten in diesem Bereich zu sensibilisieren.

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) sieht wiederum in seinem Bereich eine wichtige Schlüsselrolle. Er verwies dabei auf die Nationale Strategie gegen Antisemitismus: „Im Bildungsbereich werden wir die Ausbildung von Lehrkräften weiterentwickeln, damit Lehrkräfte auf die herausfordernde Prävention von Antisemitismus bestmöglich vorbereitet sind.“ Der internationale Holocaust-Gedenktag erinnere „an Österreichs historische Verantwortung und gibt uns allen den Auftrag, gegen Antisemitismus zu arbeiten und dieses dunkle Kapitel in der Geschichte dieses Landes niemals zu vergessen“.

Edtstadler lud zur Gedenkveranstaltung Zikaron BaSalon (hebräisch: „Gedenken im Wohnzimmer“). Dabei handelt es sich um eine soziale Initiative, die seit 2011 weltweit stattfindet. Dabei erzählte die Zeitzeugin Elisabeth Scheiderbauer vor rund 20 Jugendlichen aus Österreich ihre Lebensgeschichte. Auch die Ministerin erinnerte an die Nationale Strategie gegen Antisemitismus, mit der man Vorreiter im Kampf gegen den Antisemitismus in Europa sei.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) verwies in seiner Funktion wiederum auf die Initiative #WeRemember. Abgeordnete werden die Lebensgeschichten von Holocaust-Opfern erzählen und ihrer auf eine persönliche Weise gedenken. Ein überdimensionales Transparent auf der Fassade des Parlaments weist auf die Kampagne hin. „Die #WeRemember-Initiative erinnert die Menschen daran, dass der Holocaust eines der schlimmsten Verbrechen der Geschichte war und dass Millionen unschuldiger Menschen aufgrund von Hass und Ausgrenzung ermordet worden sind“, so Sobotka.

Auch mehrere SPÖ-Vertreter meldeten sich via Aussendung zu Wort. „Die furchtbaren Verbrechen des NS-Regimes sind nicht vom Himmel gefallen. Hass und Ausgrenzung gab es schon vor dem Dritten Reich und sie sind auch nach 1945 nicht plötzlich verschwunden“, meinte etwa Mario Lindner, der für die sozialdemokratische LGBTIQ-Organisation SoHo sprach. Mahnende Worte gab es auch von den Nationalratsabgeordneten Petra Bayr und Petra Schatz.

Auch Kardinal Christoph Schönborn erinnerte an die Opfer des Nationalsozialismus. „78 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz gedenken wir aller, besonders der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus“, schrieb der Wiener Erzbischof auf Twitter. „Erinnern allein genügt aber nicht: Jeder von uns trägt Verantwortung für ein menschliches und gutes Miteinander.“

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