„Ich sehe mich als Sprachrohr und als Pacemaker“

Neue Jugend-Staatssekretärin Claudia Plakolm vertritt die Anliegen von 1,7 Millionen Österreichern

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VOLKSBLATT: Staatssekretärin im Bundeskanzleramt – wie fühlt es sich an, im Parlament plötzlich ganz vorne auf der Regierungsbank zu sitzen?

STS PLAKOLM: Sehr gut! Als Staatssekretärin für Jugend vertrete ich 1,7 Millionen junge Menschen in Österreich. Für die bin ich Sprachrohr und Pacemakerin bei ihren Anliegen. Auf kurze Sicht ist es wichtig, dass wir die psychischen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf junge Menschen in den Vordergrund rücken und diesen negativen Entwicklungen mit starken Maßnahmen entgegentreten. Aber auch im Bereich Klimaschutz und Nachhaltigkeit sehe ich großes Potenzial für innovative Ansätze. Genauso trete ich dafür ein, dass man sich als fleißiger junger Mensch auch wieder etwas aufbauen können muss.

Kam die Nominierung überraschend und brauchten Sie lange, um Ja zu sagen?

Die Nominierung kam überraschend, ja. Ich bin mit meinem Bruder gemeinsam in der WG gesessen, er hat sich auf eine Uni-Prüfung vorbereitet und wir haben uns gerade eine Pizza bestellt, als Bundeskanzler Karl Nehammer angerufen hat. Lange hab’ ich nicht überlegen müssen, da ich es als große Chance für die jungen Menschen in Österreich sehe und in diesem Bereich spannende Herausforderungen liegen, die jetzt angepackt werden.

Werden Sie mehr in Wien zu Hause sein als in Walding?

Ich bin schon als Abgeordnete immer zwischen Walding und Wien gependelt. In Wien teile ich mir wie gesagt eine WG mit meinem Bruder, der an der TU Wien studiert und das wird auch so bleiben. Die Zeit in Wien wird wohl ein bisserl mehr werden, aber meine Heimat ist und bleibt Walding.

Müssen Sie Ihr Gemeinderatsmandat in Walding jetzt zurücklegen? Und wie wichtig ist die politische Jugendarbeit auf Gemeindeebene?

Das ist eines der Dinge, die ich aus Zeitgründen mit einem weinenden Auge abgeben werde müssen. Mit Irmtraud Konczalla übernimmt eine kompetente Frau diese Funktion, ich bin mir sicher, dass sie das genauso engagiert machen wird. Die Gemeindeebene ist nämlich die, auf der ich mich ursprünglich begonnen habe politisch zu engagieren, weil ich auf regionaler Ebene etwas für die Jungen bewirken wollte. Und sie ist in meinen Augen sehr, sehr wichtig, weil sie am nächsten bei den Menschen ist.

Hatten Sie schon Zeit, mit den Jugendvertretern der anderen Parteien zu reden und was sind deren größten Anliegen?

Direkt nach meiner Angelobung habe ich die Jugendsprecher aller im Parlament vertretenen Parteien kontaktiert, da es mir ein großes Anliegen ist, den Dialog in den Vordergrund zu stellen. Sobald es die Corona-Situation zulässt, möchte ich alle Jugendvertreter auch an einen Tisch laden, weil es vor allem in der Jugendpolitik viele Bereiche gibt, die nur durch gemeinsame Zusammenarbeit vorangetrieben werden können.

Als Chefin der JVP sind die Jugend-Agenden für Sie ja kein Neuland, bedeutet der Aufstieg nun auch die Möglichkeit, aktiv mehr verändern zu können?

Ich bin überzeugt, dass Bundeskanzler Karl Nehammer mit meiner Bestellung zur Staatssekretärin die Anliegen der Jugend enorm aufgewertet hat. Jetzt gilt es die, Ärmel hochzukrempeln und unsere Vorhaben auch umzusetzen. Ich freue mich jedenfalls sehr über diese Aufwertung und bin voller Tatendrang.

Was steht dabei auf Ihrer Agenda ganz oben?

Gerade junge Menschen wurden aufgrund der Corona-Pandemie vor große Herausforderungen gestellt. Hier ist es wichtig, vermeintliche Tabus zu brechen und über mentale Gesundheit offen zu sprechen. Wir müssen vor allem jene unterstützen, die psychisch besonders unter den Auswirkungen der Krise gelitten haben. Es gilt, in diesem Bereich niederschwellige Angebote zu schaffen, die für junge Menschen zugänglich sind. Da denke ich daran, die Schulpsychologinnen und Schulpsychologen mehr in den normalen Unterrichtsalltag einzubauen oder auch Chat-Angebote zu schaffen, weil schon der Griff zum Telefonhörer die erste Hürde sein kann. Dafür wurden seitens der Bundesregierung 13 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, die wir jetzt wohlüberlegt einsetzen müssen.

Welche Zukunftsthemen werden für junge Menschen in Österreich zur Herausforderung?

Neben den physischen und psychischen Herausforderungen, die die Corona-Pandemie insbesondere für junge Menschen mit sich bringt, liegen die zentralen Fragen auf lange Sicht sicherlich in den Bereichen Klimaschutz und Nachhaltigkeit. Außerdem muss man sich als junger Mensch in Österreich mit harter Arbeit und Fleiß auch wieder etwas erarbeiten und aufbauen können. Ich bin Pacemakerin für die Jungen in der Bundesregierung und als solche werde ich mich diesen Herausforderungen auch stellen.

Gehört da zum Beispiel auch die Entwicklung der Pensionen mit dazu?

Definitiv. Im Sinne der Generationengerechtigkeit müssen wir darauf schauen, dass das faktische Pensions-Antrittsalter endlich an das gesetzliche angeglichen wird. In weiterer Folge bin ich überzeugt, dass man hier Tabus brechen muss und die Abschaffung von Luxuspensionen und auch eine Erhöhung des gesetzlichen Regel-Pensionsalters offen diskutiert gehören.

2022 wurde von der EU zum „Jahr der Jugend“ ausgerufen. Der Grund: Junge Menschen hätten während der Corona-Pandemie bereits viel Leid ertragen müssen. Was plant das neue Staatssekretariat in diesem Zusammenhang?

Die Jugend auch auf EU Ebene in den Mittelpunkt zu stellen, halte ich für eine großartige Idee, die ich als Staatssekretärin für Jugend sicher auch für die eine oder andere Initiative mit anderen EU-Staaten nutzen werde.

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