„Jetzt Lehrer/in werden“: Bund und Land rühren Werbetrommel

Bildungsminister Martin Polaschek wirbt bei Besuch in Linz für „Lehrerausbildung NEU“

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In aktuellen Schuljahr konnten noch alle Schulklassen mit Lehrkräften besetzt werden. Gerade noch so, wie man zu Beginn des Semesters hörte. Bund und Länder sind daher um rasche Lösungen und eine Attraktivierung des Lehrerberufs bemüht.

Bei einem Besuch an der Privaten Pädagogische Hochschule der Diözese Linz rührten Bildungsminister Martin Polaschek und Bildungsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander (beide ÖVP) gemeinsam mit Rektor Johannes Reitinger gestern nochmals die Werbetrommel. Die „Lehrerausbildung NEU“ und die beiden Kampagnen „Klasse Job“ (Bund) und „Jetzt Lehrer/in werden!“ (OÖ) sollen dabei helfen.

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Studium wird verkürzt

Die Lehrerbildung wird grundlegend überarbeitet, wobei der Bachelor auf sechs Semester verkürzt und der Master bei zwei Jahren bleibt, was insgesamt zu einer fünfjährigen Ausbildung führt. Diese Reform ermöglicht die Anrechnung praktischer Erfahrungen und stärkt die Verbindung von Theorie und Praxis. Zusätzlich werden nonformale und informelle Lernleistungen anerkannt, und Junglehrer erhalten mehr Schutzfunktionen.

„Mit der Weiterentwicklung der Lehrer/innen-Ausbildung setzen wir einen bildungspolitischen Meilenstein. Mit der Reform gelingt uns eine nachhaltige Maßnahme zur Attraktivierung des Zukunftsjobs Lehrer/in. Mit der neuen Lehramtsausbildung kommt es zu einer kürzeren Ausbildungsdauer ohne Qualitätsverlust, mehr Praxis und einer besseren Verbindung von Theorie und Praxis. Zudem wird es mehr berufsbegleitende Angebote geben, die Lehrer/innen-Beruf und Master nebeneinander ermöglichen!“, freut sich Bildungsminister Polaschek über dieses intensiv verhandelte Paket.

Möglich gemacht werden soll unter anderem die Anrechnung der Induktionsphase im berufsbegleitenden Master. Neue Schwerpunkte liegen künftig auf Inklusive Pädagogik und Deutsch als Zweitsprache. Mehr berufsbegleitende Angebote und eine stärkere Verbindung von Theorie und Praxis sollen ebenfalls kommen.

Nur halbe Lehrverpflichtung für Junglehrer

Im Zuge dieses Pakets werden auch dienstrechtliche Schutzfunktionen für Junglehrer mitbedacht und vorbereitet: So sollen diese prinzipiell bis zum Abschluss des Masters nur für maximal eine halbe Lehrverpflichtung eingesetzt werden, keinen Klassenvorstand übernehmen und keinen fachfremden Unterricht erteilen müssen.

Diese Änderungen werden im Rahmen der kommenden Dienstrechtsnovelle eingebracht, erklärt Polaschek: „Die Gesetzesänderungen seien die Rahmenbedingungen,
die Ausbildungsverbünde – also Universitäten und Pädagogische Hochschulen – nun mit neuen Curricula zum Leben erwecken.“ Die Begutachtung des vorgestellten Pakets ist mit dauert noch bis Mitte Februar. Danach soll es möglichst bald in beschlossen werden. Mit ersten Umstellungen rechnet Polaschek ab dem Wintersemester 2025/26.

Einer von Lehrergewerkschaften geforderte Abgeltung für längere Studienzeiten, erteilte Polaschek eine neuerliche Absage. Vorstellen könne er sich aber etwa eine Anrechnung bei der Pension. Das müsste man aber noch verhandeln. Wenig Verhandlungsspielraum sieht Polaschek hingegen bei der geforderten Wiedereinführung der Pflichtfächer im Lehramtsstudium. „Das ist derzeit nicht möglich“, verwies der Minister auf Nachfrage des VOLKSBLATT auf den grünen Koalitionspartner, der eine Rückkehr ablehne.

Werbekampagnen werben um alle Interessierten

„Klasse Job“ bildet laut Bildungsminister die größte Lehrkräfteoffensive der Zweiten Republik in Österreich. Das Programm zielt darauf ab, den Lehrkräftemangel zu bekämpfen und die Arbeitsbedingungen für Lehrer zu verbessern. Erfolge sind bereits sichtbar: Über 4.800 Quereinsteiger wurden zertifiziert, über 7.000 Stellen wurden für das Schuljahr 2023/24 besetzt, eine zentrale Website wurde über 730.000 Mal aufgerufen,
und der Bewerbungsprozess wurde digitalisiert

Zudem verzeichneten die Lehramtsstudien einen Anstieg von fast 1.000 neuen Studierenden (+17%) im Jahr 2023/24.
Auch OÖ ist um interessierte Junglehrer bemüht, wie Bildungsreferentin LH-Stv. Christine Haberlander am Mittwoch noch einmal betonte. Auf verschiedenen analogen und digitalen Kanälen richte man sich an verschiedene Zielgruppen: Schüler bzw. Maturanten, Studierende sowie Interessierte an einem Quereinstieg in den Lehrberuf. In der Kampagne wird zudem gezielt für die Fächer geworben, in denen ein besonderer Personalbedarf besteht.

Das sind vor allem Volksschulpädagogen, Mittelschullehrer mit MINT-Fächern, Turnlehrer/, sowie Lehrer für Schulformen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf. „Die Reform der Lehrer/innenbildung und die Lehrer/innenkampagne in Oberösterreich sind entscheidende Schritte, um die Bildungsqualität zu erhöhen und den Lehrkräftemangel zu bekämpfen. Diese Maßnahmen werden unser Bildungssystem nachhaltig stärken. Es zeigt sich auch deutlich: Auf Oberösterreich ist Verlass!“, so Haberlander.

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