Im Interview: Josef Rauchenzauner, der jüngste Bürgermeister in OÖ

Ortschef in Weißenkirchen: Wir sind keine reiche Gemeinde, aber man kann immer was bewegen

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Firmenchef und Bürgermeister mit nur 25 Jahren. Andere in Ihrem Alter gehen da lieber noch jedes Wochenende feiern. Woher kommen dieser Tatendrang und dieses Verantwortungsbewusstsein?

Woher der Tatendrang kommt, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht so genau. Ich denke aber, dass mich da meine Familie sehr geprägt hat. Mein Großvater und mein Vater sind auch nie auf der faulen Haut gelegen und haben immer was gemacht. Daher bin ich wahrscheinlich erblich etwas vorbelastet. Aber auch für‘s Feiern habe ich noch ab und zu noch Zeit.

Politisch war die Familie prägend …

Genau. Mein Vater ist schon sehr lange Gemeinderat, mein Onkel (Josef Meinhart, Anm.) war mein Vorgänger und auch andere Teile meiner Familie waren und sind politisch aktiv.

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Kam daher auch die Idee als Bürgermeister zu kandidieren?

Ich wurde vor einiger Zeit gefragt, ob ich mir das vorstellen könnte. Ich musste da nicht lange überlegen. Wir sind zwar keine reiche Gemeinde, aber man kann hier immer etwas gestalten und bewegen.

Am Ende haben Sie 67,3 Prozent der Stimmen bekommen. Ein absoluter Top-Wert. Haben Sie mit so einem Zuspruch gerechnet?

Gerechnet habe ich damit nicht. Natürlich erhofft man sich ein gutes Ergebnis und die Stimmung war schon vor der Wahl gut. Dass es am Ende so viel Zustimmung gegeben hat, freut mich aber umso mehr.

Immerhin ein ordentlicher Vertrauensvorschuss. Macht das mehr Druck oder motiviert es zusätzlich?

Definitiv mehr Motivation. Das zeigt sich auch im neuen Budget, dass wir sehr gut hinbekommen haben. Wir haben eine lange Liste an Vorhaben, die wir heuer umsetzen wollen. Und da hilft natürlich der Rückhalt aus der Gemeinde.

Vor der Bürgermeisterwahl haben Sie unter anderem den Ausbau von Erneuerbaren Energien und der Kinderbetreuung genannt. Gibt es dazu schon Konzepte bzw. einen Zeithorizont?

Aktuell läuft die Bedarfserhebung für die Kinderbetreuung. Da möchten wir sicherstellen, dass auch alle einen Platz bekommen. In kleinen Gemeinden ist das oft gar nicht so leicht, da man nicht einfach für ein, oder zwei Kinder eine Gruppe eröffnen kann. Wir sind aber im guten Austausch mit dem Land OÖ und den Nachbargemeinden, um die besten Lösungen zu finden. Und auch beim Ausbau von Erneuerbaren Energien — bei uns gibt es noch keine einzige PV-Anlage auf den Dächern — soll in nächster Zeit etwas weitergehen. Wir wollen unsere Bürger da gut an die Hand nehmen und helfen, wo es geht.

Auch am Wohnungsangebot soll sich was tun. Das geht bekanntlich nicht von heute auf morgen. Wie sieht hier der Plan aus?

Dass ist mitunter die schwerste Aufgabe. Vor allem junge Leute wollen gerne hierbleiben. Aber oft fehlen leistbare Angebote. Die ohnehin hohen Grundstückspreise schnellen bei uns durch die Nähe zum Attersee und Salzburg nochmals in die Höhe. Das macht es extrem schwer, neuen Wohnraum zu schaffen. Mir ist es daher persönlich ein großes Anliegen, dass wir da als Gemeinde rasch gute Projekte starten. Vor allem im Hinblick auf Baugründe. Da diese fast ausschließlich in Privatbesitz sind, ist der Handlungsspielraum nicht so groß. Aber es laufen schon die ersten erfolgsversprechenden Gespräche im Hintergrund. Wir müssen künftig auch darauf schauen, dass freiwerdende Gründe für unsere Leute verfügbar werden und nicht gleich immer an fremde Höchstbieter verkauft werden. Wichtig ist es, immer ein offenes Ohr für die Bürger zu haben.

2024 ist auch ein Superwahljahr. Wichtige Entscheidungen stehen an. Wie geht ein frisch gebackener Bürgermeister in die Wahlkämpfe?

Die Wahlkämpfe sind natürlich anders als der eigene. Außerdem steht dafür ein großes ÖVP-Team zur Verfügung. Vor der Bürgermeisterwahl habe ich selbst alle Hausbesuche im Ort gemacht. Das verteilt sich nun auf viele Helfer und Unterstützer. Wichtig ist, dass wir unsere Message an die Leute bringen, damit sie uns am Ende auch wählen.

Keine leichte Aufgabe, denn das Image von Politik war schon mal besser …

Das hängt auch damit zusammen, dass gerne alles schlecht geredet wird. Das ärgert mich schon manchmal. Wenn man bedenkt in welchem Wohlstand wir leben, fällt es oft schwer, den Ärger mancher nachzuvollziehen. Man braucht nur mal in andere Länder zu schauen, welche Zustände dort herrschen und bei uns wird gejammert. Natürlich gibt es auch bei uns große Herausforderungen, aber wir leben in einem sehr wohlhabenden Land und da darf man sich nicht immer alles madig reden lassen. Wir haben trotz Krisen vieles richtig gemacht. Das müssen wir noch viel stärker kommunizieren.

Und wieder mehr Leistung einfordern?

Von nichts kommt nichts. Wir brauchen sicher keine Menschen verhungern lassen und müssen dort helfen, wo es nötig ist. Aber generell braucht es wieder mehr Ansporn. Das war auch ein Teil meines Wahlerfolges: Die Leute haben gesehen, der hat sich was aufgebaut, der ist fleißig, der packt an. Da spielt das Alter dann eigentlich keine Rolle mehr. Und wenn ich daran denke, was die Generationen vor uns geleistet haben, da kann sich der eine oder andere heutzutage warm anziehen.

Wo holt sich der Firmen- und Orts-Chef den Ausgleich zum vollen Terminkalender?

Ich bin bei der Landjugend und der Feuerwehr aktiv. Dort kann ich auch mal abschalten und mit Freunden Zeit verbringen. Ab und an verschlägt es mich auch ins Stadion (Fan von RB Salzburg, Anm.).

Von Dominik Hennerbichler

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