Das starke Plus bei den Kirchenaustritten ist vor allem auf eine Diözese zurückzuführen: Die Causa rund um ihren ehemaligen Bischof, Alois Schwarz, hat der Diözese Gurk-Klagenfurt offensichtlich einen Anstieg von rund 63,9 Prozent beschert.
5815 Personen sind dort aus der Kirche ausgetreten. Abgesehen von den negativen und positiven Ausreißern — in Vorarlberg gab es einen Zuwachs von lediglich 4,5 Prozent — bewegt sich das Plus bei den Kirchenaustritten in den Diözesen zwischen 10 und 15 Prozent. So meldete die Erzdiözese Wien, in der es aktuell rund 1,16 Mio. Katholiken gibt, 19.198 Austritte, im Jahr davor waren es 17.367.
Das entspricht einem Anstieg von 10,5 Prozent. Zugleich gab es 921 Neu- und Wiedereintritte, 130 Personen widerriefen ihren Austritt. In Oberösterreich waren zum Stichtag insgesamt 939.667 (2018: 950.074 KatholikInnen) der knapp 1,5 Mio. Menschen katholisch. „11.097 Menschen haben 2019 die katholische Kirche verlassen; 857 traten neu oder wieder in die Kirche ein – abgesehen von den Taufen, wo uns die Zahlen noch nicht vorliegen. Das ist in Summe ein Verlust, der schmerzt und auch herausfordert“, so Wilhelm Vieböck, Bischofsvikar für pastorale Aufgaben.
Österreich sei immer noch — im Vergleich zu vielen anderen europäischen Ländern — ein sehr stark katholisch geprägtes Land. Gehe die Entwicklung so wie bisher weiter, werde es jedoch „in zehn bis 20 Jahren zu großen Umbrüchen“ kommen, betonte die Wiener Pastoraltheologin Regina Polak.
Einnahmen leicht gestiegen
Gleichzeitig mit den aktuellen Katholikenzahlen wurde auch die offizielle Statistik 2018 veröffentlicht. Die Zahl der in Österreich wirkenden Priester ist wieder leicht zurückgegangen: von 3857 im Jahr 2017 auf 3783 2018. Die Zahl der Ständigen Diakone steigt hingegen von 712 /2017) auf 750. Die Zahl der Ordensmänner in Österreich (Ordensbrüder und Ordenspriester) nimmt leicht ab (2018: 1814, 2017: 1920), ebenso verhält es sich auch bei den Ordensfrauen (2018: 3453, 2017: 3600). Von Stabilität geprägt ist das österreichweit nach wie vor sehr dichte Netz von Pfarrgemeinden: Die Statistik für 2018 weist insgesamt 4298 Pfarren und sonstige kirchliche Seelsorgestellen aus, womit es praktisch keine Veränderungen zu 2017 gibt.
Die Diözesen können für 2018 leichte Steigerungen beim Kirchenbeitragsaufkommen und insgesamt fast ausgeglichene Bilanzen verzeichnen. Die Diözese Linz hatte 129,1 Millionen Euro Einnahmen (2017: 125,6 Millionen), davon kamen 95,5 Millionen aus dem Kirchenbeitrag (2017: 92,6 Millionen). Unterm Strich weist die Diözese Linz ein positives EGT mit 8,7 Millionen (2017: 10,5 Millionen) auf.
Insgesamt verzeichnen die Diözesen 2018 Gesamteinnahmen in der Höhe von knapp 634 Millionen Euro (2017: 609 Millionen). Dem stehen Aufwendungen von an die 639 Millionen Euro (2017: 602 Millionen) gegenüber. Der Großteil der Ausgaben entfällt mit über 398 Millionen Euro (2017: 377 Millionen) auf die Personalkosten (rund 62 Prozent) für die Tausenden Beschäftigten im kirchlichen Dienst. Dabei ist der Personalaufwand für die Laienmitarbeiter höher als für den Klerus und beträgt über 230 Millionen Euro (2017: 223 Millionen) bzw. 36 Prozent der Aufwendungen.