Die Zahl der Kirchenaustritte in Österreich ist auf einem neuen Rekordhoch: 90.808 Personen haben 2022 die katholische Kirche verlassen, besagt die am Mittwoch veröffentlichte Kirchenstatistik. Damit haben im vergangenen Jahr mehr Menschen die Kirche verlassen als 2010 mit 85.960. Einen einzelnen ausschlaggebenden Grund für die vielen Austritte scheint es nicht zu geben. Wenig überraschend gab es in der Erzdiözese Wien die meisten Austritte, ist diese mit großen Teilen Niederösterreichs doch die größte Diözese (Details siehe Grafik). Die Diözese Linz hatte zum Stichtag 31. Dezember 2022 insgesamt 898.064 Katholiken (2021: 914.916). 16.505 Personen traten aus der Kirche aus (2021: 12.865 Personen). 776 Personen traten 2022 wieder oder neu in die Kirche ein (2021: 790). 146 Personen haben ihre Austrittserklärung widerrufen (2021: 111).
Orthodoxe und Muslime mit steigenden Zahlen
Grundsätzlich gab es im Jahr 2021 — es handelt sich um bereinigte Zahlen — 4,83 Mio. Katholiken. Bei einer Gesamtbevölkerung von 8,94 Mio. in diesem Jahr entspricht das 54 Prozent. Dem gegenüber stehen rund zwei Mio. Menschen ohne Bekenntnis, was 22,4 Prozent entspricht. Zum Vergleich: 1971 waren noch 87,4 Prozent römisch-katholisch und 4,3 Prozent bekenntnislos. Die Ursachen sind vielfältig. Vor allem nach diversen Missbrauchsaffären verlor die Kirche massenweise Mitglieder, aber auch der wachsende Wohlstand nach dem Zweiten Weltkrieg trieb die Säkularisierung unter anderem an. Auch immer weniger Protestanten gibt es in Österreich. 2021 gab es 340.000 Evangelische (3,8 Prozent) — sowohl Lutheraner als auch Reformierte — in Österreich. 50 Jahre davor waren es noch 447.100 was damals sechs Prozent der Gesamtbevölkerung entsprach. Allerdings gibt es auch Religionsgemeinschaften, die — vor allem durch Zuzug — ständig wachsen, allen voran die Muslime und Orthodoxen. Zahlen zur Größe dieser Religionsgemeinschaften sind allerdings schwierig, weil sie nicht kirchenbeitragspflichtig sind. 2021 führte Statistik Austria allerdings eine freiwillige Erhebung über „Religionszugehörigkeit der Bevölkerung in Privathaushalten“ durch. Demnach gab es 745.600 Muslime in Österreich, was 8,3 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. 1971 waren es lediglich 22.300. Seit 2001 wuchsen auch die Orthodoxen Kirchen von rund 180.000 auf rund 437.000 im Jahr 2021 bzw. von 2,2 auf 4,9 Prozent. Die Zahl der Juden schrumpft hingegen, was auch auf Todesfälle zurückzuführen ist: von 8100 im Jahr 2001 auf 5400 (0,1 Prozent der Bevölkerung).