Klare Kante gegen Vollidioten!

LR Hattmannsdorfer und Experte Mansour über Radikalisierungsprozesse

Klare Kante gegen Integrationsstörer: Landesrat Hattmannsdorfer mit dem Berliner Psychologen Mansour.
Klare Kante gegen Integrationsstörer: Landesrat Hattmannsdorfer mit dem Berliner Psychologen Mansour. © Land OÖ/Florian Pröll

„Ich war noch nie unter so viel Polizeischutz unterwegs“ — Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) hatte Montagabend einen Gast, der nie alleine kommt. Sieben Sicherheitsbeamte begleiten den Berliner Psychologen und Islamismusexperten Ahmad Mansour zur Veranstaltung „offenGESAGT“ in einem Linzer Innenstadt-Lokal. Die Bodyguard-Dichte illustriert die Brisanz des Themas: Es geht um politisch-religiöse Radikalisierungsprozesse und mögliche Lösungen. Eine davon: „Wir brauchen einen liberalen Islam!“ Wer das wie Mansour offen sagt und dazu Bücher schreibt wie „Operation Allah — Wie der politische Islam unsere Demokratie unterwandern will“, braucht Leibwächter.

Mansour warnt vor der Verharmlosung von Integrationsproblemen und bemängelt, „dass man oft sehr allgemein von psychosozialen und sozioökonomischen Faktoren spricht, aber Ursachen, die mit Kultur, Sozialisation und Herkunft zu tun haben, total ausblendet“. Konkret meint Mansour patriarchalische Strukturen und den Antisemitismus vieler Zuwanderer. Auch hier Geborene geraten zunehmend unter islamistischen Einfluss. „Akteure, die auf den ersten Blick gar nicht als Radikale erkennbar sind“, hätten binnen zwei Jahren die sozialen Medien im deutschsprachigen Raum besetzt, um mit coolen Videoclips Muslime in Konfrontation zur Mehrheitsgesellschaft zu bringen.

Die Terrorgefahr bleibt zwar bestehen, deutsche Verfassungsschützer sehen die größere Bedrohung für die Gesellschaft aber schon in sogenannten Legalisten, die ihre Ziele im rechtsstaatlichen Rahmen verfolgen. Kritik übt Mansour an Politikern auch in Österreich, die Organisationen wie die türkische Milli Görüs als Partner betrachten: „Wer kein Problem hat, sich mit legalistischen Islamisten zu treffen, legitimiert sie und zeigt keine klare Kante gegen eine eigentlich auch rechtsradikale Ideologie.“

Hattmannsdorfer will „klare Kante“ — als Teil einer Doppelstrategie: „Auf der einen Seite strenge Klarheit und Sanktionen, auf der anderen, präventiven Seite voller Fokus auf Integrationsangebote.“ Nachschärfen müsse man mit einer früheren Aberkennung des Asylstatus, nicht nur bei schweren Verbrechen mit einem Verurteilungshorizont von drei Jahren. „Respekt-Workshops“ an Brennpunktschulen sollen einer Wiederholung der Linzer Halloween-Unruhen vorbeugen. Klar ist, was es dabei zu vermitteln gilt: „Die Werte und Kultur, die wir leben, sind Orientierungspunkte in unserer Gesellschaft“, so Hattmannsdorfer, „und alle, die Teil unserer Gesellschaft sein wollen, müssen sich daran orientieren.“

Faktum ist, dass die Islamisten den digitalen Raum derzeit dominieren. „Da müssen wir besser werden“, mahnt Mansour und regt an, der Fundi-Propaganda im Web das „Gegen-Narrativ“ eines liberalen Islam entgegenzusetzen. Der Staat müsse auch im digitalen Raum Grenzen ziehen, fordert der Landesrat. Denn: „Wir dürfen nicht zulassen, dass ein paar Vollidioten die große Gruppe von Menschen mit Migrationshintergrund, die sich hier eine Existenz aufbauen wollen, in Geiselhaft nehmen.“

Fast wäre Mansour so ein „Vollidiot“ geworden. 1976 geboren im arabisch-israelischen Dorf Tira wuchs er auf mit der Ideologie der Muslimbrüder. Patriarchat und Judenhass inklusive. „Meine Rettung passierte, als ich in Tel Aviv studierte und meinen ‘Feinden’, die nicht meinen Vorurteilen entsprachen, begegnete.“ Begegnung auf Augenhöhe sei, so Mansour, die wirksamste Maßnahme zum Abbau von Vorurteilen.

Von Manfred Maurer

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