Deutschkurse sollten sich mehr am Alltag und der Arbeitswelt orientieren — zu diesem Schluss kommt eine Studie des Soziologen Kenan Güngör im Auftrag des Sozialressorts des Landes OÖ.
Der Landesrechnungshof hatte 2021 die fehlende Messbarkeit der Wirkung von Integrationsmaßnahmen und Förderungen kritisiert. Integrationslandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) hat daher im Vorjahr den Soziologen Kenan Güngör beauftragt, die Deutschkurse für Flüchtlinge und Migranten zu analysieren.
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Aus den Ergebnissen lässt sich nun ableiten, dass niederschwellige Angebote für die Alltagskommunikation sinnvoll wären. Menschen, die noch nie in der Schule waren, würden sich oft schwer mit dem Lernen tun und viel mehr davon profitieren, gezielt das zu lernen, was sie im Alltag und im Beruf brauchen — also z. B. Konversation und Lesen.
Gerade unter syrischen Asylwerbern, sie stellen derzeit den Löwenanteil und haben außerdem eine hohe Bleibewahrscheinlichkeit, haben bis zu 50 Prozent bisher keine Schulbildung. Hier dauere es oft Jahre, bis die entsprechenden Sprachniveaus erreicht werden. Günör und Hattmannsdorfer können sich vorstellen, die Einstufung der Niveaus (A1 bis C2) flexibler zu gestalten.
Auch soll ein eigenes Förderangebot für Unternehmen und Betriebe aufgelegt werden, um so Arbeiten und Deutschlernen miteinander zu verknüfen. Menschen sollten nicht einige Jahre nur Sprachkurse besuchen und dann in den Beruf einsteigen, sondern es sollte stärker parallel ablaufen, so der Ansatz. Luft nach oben ist auch bei digitalen Angeboten.
„Förderungen müssen unbürokratisch, zielgruppenorientiert und wirksam sein. Wir dürfen Fehler der letzten Jahre nicht wiederholen, sondern müssen Deutschlernen noch stärker zur Priorität machen. So verhindern wir das Abdriften an die Ränder der Gesellschaft und das Entstehen von Parallelgesellschaften“, gibt Hattmannsdorfer die Richtung vor.