Linzer Süden bekommt neuartiges Primärversorgungszentrum

Der medizinischen Versorgung in Linz drückt seit geraumer Zeit der Schuh. Zu Jahresbeginn waren gleich fünf Kassenstellen unbesetzt. Ein neues Primärversorgungszentrum soll ab 1. Juli 2025 die Situation deutlich verbessern. Die OÖ Ärztekammer und Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) präsentierten am Freitag das gemeinsam beschlossene Projekt, mit dem erstmals auch ein neuer Ansatz verfolgt wird.

Betrieben wird die neue Primärversorgungseinheit (PVE) künftig von den praktischen Ärzten Katharina Winkler, Andreas Rinnerberger und Wolfgang Hockl. Das Team betreibt seit 2017 das PVE in Enns, dem ersten Gesundheitszentrum Österreichs in dieser Form. Vor allem Hockl gilt als wichtiger Pionier auf dem Gebiet. Seine Erfahrung und die seiner Kollegen sollen künftig in das neue PVE im Linzer Süden fließen.

Gleichzeitig will man junge, interessierte Ärzte heranführen und ihnen den Einstieg in das System einer PVE erleichtern. Nach einer gemeinsamen Einführungszeit soll die PVE nach spätestens fünf Jahren dann übergeben werden. Eine Neuheit auf dem PVE-Sektor.

„Gerade am Standort Enns und auch allen anderen Standorten von PVE in Oberösterreich hat man gesehen, dass eine PVE was bringt und es gerade jungen Kolleginnen und Kollegen Spaß macht, in einem engagierten Team zu arbeiten“, ist Peter Niedermoser, Präsident der OÖ Ärztekammer, vom Erfolg überzeugt. „Alleine traut man sich oftmals nicht drüber, selbstständig in die Niederlassung zu gehen.“

Neben dem medizinischen Alltag kämen auf die Ärzte vor allem Themen wie Finanzierung, IT, Personalführung etc. zu. So etwas lerne man im Studium nicht, weswegen es verstärkt Mentoring brauche. Finanziert wird die PVE übrigens wie alle anderen von der ÖGK und dem Land OÖ. Albert Maringer, Vorsitzender des Landesstellenausschusses der ÖGK, lobte die gute Zusammenarbeit mit dem Land.

„Es freut mich, dass sich gerade im Linzer Süden eine Lösung abzeichnet, bei der die offenen Kassenstellen besetzt werden können“, zeigt sich Maringer erfreut. Die PVE sei in der Lage eine Versorgung aus einem Guss zu gewährleisten, die deutlich über jene einer einzelnen Ordination hinausgehe. Im Endausbau sollen vier Ärzte die Versorgung von rund 10.000 Linzerinnen und Linzern abdecken.

Wie das PVE genau aussehen werde, soll in den nächsten Wochen und Monaten fixiert werden, erklärt Hockl. Fest stünde, dass man zu Beginn auf eine Containerlösung am Areal der ehemaligen Hiller-Kaserne setzen werde. Zudem gebe es bereits interessierte Studenten bzw. Jungkollegen, die sich vorstellen können, die PVE später zu übernehmen. Noch arbeite man aber an der Finanzierung und suche weitere interessierte Mediziner.

Problemlöser, keine Verhinderer

„Ich möchte allen danken, die hier einen wertvollen Beitrag leisten“, zeigte sich Niedermoser angesichts der guten Zusammenarbeit dankbar. Gleichzeitig ließ sich der Kammer-Chef auch eine klare Botschaft Richtung Politik nicht nehmen: „Es waren vor allem engagierte Ärztinnen und Ärzte sowie Experten der Ärztekammer und der ÖGK, die dieses Thema ruhig und sachlich vorangetrieben haben.“ Laut trommeln habe noch selten zu einer Verbesserung geführt, so Niedermoser in Richtung jener, „die das Thema immer wieder medial für sich nutzen wollen“.

Damit gemeint waren ­- wenn auch nicht namentlich genannt – vermutlich Bürgermeister Klaus Luger und Landtagspräsident Peter Binder (beide SPÖ). Beide hatten kürzlich das PVE Linz Süd als vorwiegend politischen Erfolg verkaufen wollen und „konstruktivere Unterstützung“ der Ärztekammer gefordert.

Eine Art, die Niedermoser sichtlich sauer aufstoßen lässt: „Wir werden oft als Verhinderer hingestellt, das sind wir nicht. Wir waren eine der ersten Kammern, die mit den Kolleginnen und Kollegen gemeinsam versucht hat, die Idee der PVE umzusetzen. Und wir sind jene, die beraten, wenn es um die Gründung einer PVE geht. Wenn es etwas zu verkünden gibt, dann tun wir das. Alles andere sind Spekulationen, die nur zur Verunsicherung der Bevölkerung beitragen.“

Auch in Richtung Landespolitik gab es leichte Kritik. Demnach scheitere eine fix geplante PVE in Bad Ischl nur noch an der Raumordnung. Ärzte, Standort und selbst die Finanzierung stünden längst in den Startlöchern und seien bereit. „Ich hoffe, dass sich hier bald etwas bewegt“, so Niedermoser.

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