Leistbares Wohnen ist Neujahrsvorsatz für Plakolm

Jugendstaatssekretärin zieht eine äußerst positive Bilanz über das europäische „Jahr der Jugend“

Die Tage in der Hoamat nutzte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm, um beim VOLKSBLATT vorbeizuschauen — im Bild mit Chefredakteur Roland Kortner (r.) und Politik-Ressortleiter Herbert Schicho.
Die Tage in der Hoamat nutzte Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm, um beim VOLKSBLATT vorbeizuschauen — im Bild mit Chefredakteur Roland Kortner (r.) und Politik-Ressortleiter Herbert Schicho. © Hennerbichler

Über ein Jahr ist Claudia Plakolm Staatssekretärin im Bundeskanzleramt und zuständig für Jugend und Zivildienst. Die 28-Jährige aus Walding ist seit Mai 2021 außerdem Bundesobfrau der JVP. Vor dem Jahreswechsel besuchte sie die Redaktion des OÖ VOLKSBLATT in Linz.

VOLKSBLATT: Weihnachten und Advent sind Hochsaison für Bläser. Wie oft konnten Sie heuer Ihre Posaune auspacken?

StS PLAKOLM: Im Advent nur einmal, als mich in Wien die Blasmusik-Jugend besucht hat. Aber jetzt daheim in der Familie haben wir schon auch musiziert.

Mit Jahreswechsel endet das von der EU ausgerufene Jahr der Jugend. Welche Bilanz ziehen Sie?

Eine äußerst positive: Wir haben das Projekt „Schulklassen in Brüssel“ erfolgreich gestartet. Es funktioniert wie die „Wien-Woche“ und wird finanziell unterstützt. Wir wollen Jugend und EU zusammenbringen. Auf EU-Ebene konnten wir auch Themen voranbringen, bei denen Österreich Vorreiter ist. Es gibt neben Österreich nur in Malta die Möglichkeit ab 16 zu wählen. Oder das Thema „Jugendcheck für Gesetze“ haben wir auf EU-Ebene deponiert, in Österreich ist üblich, dass jedes Gesetz auf seine Zukunftstauglichkeit geprüft wird.

Und auf nationaler Ebene …

… ist extrem viel weitergegangen: Im kommenden Budget gibt es mehr Geld für die Zivildiener, mehr Geld für Jugendorganisationen und wir werden nicht nur das Projekt „Gesund aus der Krise“ verlängern, sondern die Mittel wurden deutlich angehoben – plus 50 Prozent für die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Wir sehen, dass die Jugend unter den Nachwirkungen von Corona leidet. Darum ist es wichtig, die mentale Gesundheit in den Vordergrund zu rücken.

Angesichts der Prognosen der Alterssicherungskommission und den steigenden staatlichen Zuschüssen zur Pension: Brauchen wir eine Pensionsreform? Und wenn Ja, wie sollte eine solche ausschauen?

Wir müssen jedenfalls schauen, dass die Menschen gern und gesund länger — also bis zum gesetzlichen Pensionsantritt — arbeiten. Faktum ist außerdem, dass seit den 1970er Jahren die Lebenserwartung um zehn Jahre gestiegen ist, aber das tatsächliche Pensionsantrittsalter seit 50 Jahren gleich geblieben ist. 1950 – wie der Generationenvertrag abgeschlossen wurde — haben vier Erwerbstätige eine Pension getragen, dann waren es drei und 2030 werden es nur mehr zwei Personen sein, die eine Pension stemmen. Es wird daher wichtig sein, das System wieder auf mehr Schultern zu verteilen und auch in der Jugend das Bewusstsein zu schaffen, Vollzeit zu arbeiten. Es macht nämlich gerade für die Pension einen Unterschied, ob ich 20, 30 oder 40 Stunden arbeite.

In den vergangenen Monaten sind Mitglieder der „Last Generation“ sehr öffentlich wirksam aktiv geworden. Was halten Sie von Klebe-Aktionen, Kunstwerk-Beschüttungen oder Hörsaal-Besetzungen?

Ich finde die Klima-Kleberei auf vielen Ebenen respektlos: Gegenüber denen, die in die Arbeit pendeln und vielleicht noch die Kinder in die Schule bringen müssen. Gegenüber den Polizisten, die das nervenaufreibende Theater regeln müssen. Und auch gegenüber dem Steuerzahler, der nicht nur die Einsätze zahlen muss, sondern auch die verstärkten Schutzmaßnahmen in den Museen. Es ist zwar wichtig, dass man als junger Mensch für seine Anliegen eintritt – und gerade der Klimaschutz ist ein solches Thema. Aber mit Klebe-Aktionismus erreicht man genau das Gegenteil und unglaublich viele Menschen wenden sich kopfschüttelnd ab.

Ein Erfolg als zuständige Staatssekretärin für den Zivildienst ist sicher die „Gehaltserhöhung“. Wie notwendig war das?

Ich freue mich sehr, dass das mit 1. Jänner kommt. Für die neun Monate sind das 1550 Euro mehr. Es ist die erste wesentliche Erhöhung seit Jahrzehnten und hat es in dieser Form noch nicht gegeben – ein Plus von 47,7 Prozent. Bisher gab es 363 Euro, nun gibt es 536,10 Euro. Über 14.000 Burschen werden davon profitieren. 40 Prozent der Zivis sind bei Rettungsorganisationen tätig, 17 Prozent in der Behindertenbetreuung und je zehn Prozent in der Sozialhilfe und in der Altenbetreuung. Der Zivildienst ist ein wesentlicher Faktor in diesen Bereichen und er ist auch der Einstieg, sowohl für künftige haupt-, als auch für die ehrenamtlichen Mitarbeiter. Er ist Headhunter und Türöffner für das Ehrenamt. Beim Roten Kreuz bleiben 70 Prozent nach ihren neun Monaten in dieser Organisation – weil die Jacke anprobiert wurde und passt.

Die Zeit beim Bundesheer bzw. Zivildienst wird von vielen jungen Männern genutzt, um nach Schule oder Lehre die weitere Zukunft zu planen. Frauen müssen für solche Überlegungen in ein freiwilliges Jahr – das schlechter bezahlt ist – ausweichen. Bei der Pensionsregelung schleift sich der Geschlechterunterschied ein. Wären Sie für einen Präsenzdienst auch für junge Frauen?

Wir haben das nicht vorgesehen. Mädels, die das machen wollen, haben ja die Möglichkeit, sowohl beim Bundesheer als auch durch das freiwillige Soziale Jahr. Punkto Gleichstellung muss man an anderen Schrauben zuerst drehen: Kinderbetreuung, gleicher Lohn, Pension …

Die JVP ist die größte politische Jugendorganisation des Landes. Gleichzeitig ist der Stellenwert der Politik nicht hoch und die Wahlbeteiligung in dieser Altersgruppe niedrig. Wie kann man die Jugend für Politik begeistern?

Das verlorene Vertrauen kann man nur durch redliche Arbeit zurück gewinnen und die Umsetzung der Themen, die man sich vorgenommen hat. Ja, viele Menschen sind von der Politik enttäuscht, umso wichtiger ist es, dass wir klar sagen, was wir vorhaben. Und es ist zum Glück nicht so, dass sich die jungen Menschen für Politik nicht interessieren. 89 Prozent haben laut „Jugend-Demokratie-Monitor“ sogar starkes Interesse daran.

Und die aktive Mitgestaltung?

Wenn man es mit einem Fußballspiel vergleicht, sitzen in der ÖVP die jungen Menschen nicht 90 Minuten auf der Ersatzbank, sondern sind egal ob im Nationalrat, den Landtagen oder den Gemeinderäten in der Startaufstellung. Es ist nämlich wichtig, dass alle Generationen mitreden und gerade die Jugend muss am längsten mit Entscheidungen und den Folgen daraus leben.

Würden Sie noch einmal den Schritt in die Politik machen?

Jedenfalls. Politik ist der Ort, wo man für seine Überzeugungen einstehen kann. Und wo man Veränderungen bewirken kann. Solange ich das Gefühl habe, dass etwas weitergeht und dass man etwas weiterbringt, werde ich politisch aktiv sein.

Und was nehmen Sie sich für das neue Jahr vor?

Mein politischer Neujahrsvorsatz wird das leistbare Wohnen sein. Junge Menschen sollen wieder die realistische Chance haben, durch ihre Arbeit sich eigene vier Wände zu schaffen. Da gibt es zwei Schrauben, an denen ich drehen will: Erstens gilt es, die staatlichen Nebenkosten auf das erste Eigenheim wegzubekommen. Dabei geht es um die Grunderwerbssteuer und die Eintragungsgebühr im Grundbuch. Das ist ein ordentlicher Batzen Geld, den man sich bei seinem ersten Eigenheim ersparen soll. Denn es motiviert auch, wenn ich mir vom erarbeiteten Geld mein Eigenheim schaffen kann. Da geht es auch um eine Perspektive. Und es geht auch um die FMA-Verordnung, dass man 20 Prozent Eigenmittel für einen Wohnbaukredit braucht. Eine Eigentumswohnung mit 70 m2 kostet in Österreich im Schnitt 400.000 Euro, das heißt, ich muss 80.000 Euro bar haben – das kann sich kein junger Mensch erspart haben. Ein Schritt ist uns zu Jahresabschluss noch gelungen: Das Bestellerprinzip bei Maklergebühren. Auch davon werden die jungen Menschen profitieren.

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