Organisationen fordern „Österreichplan“ für Langzeitpflege

Pflege-Trägerorganisationen fordern von der kommenden Regierung einen „Österreichplan“ für die Langzeitpflege. In den Koalitionsverhandlungen von ÖVP, SPÖ und NEOS vermisse man den Fokus auf das Thema, sagte Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser am Freitag bei einer Pressekonferenz der Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) Freie Wohlfahrt. Notwendig ist für deren Mitglieder eine Vereinheitlichung des Systems, gibt es doch aktuell je nach Bundesland unterschiedliche Regelungen.

Der BAG gehören auch die Caritas, das Hilfswerk, das Rote Kreuz und die Volkshilfe an. Den verbesserungswürdigen Status quo sahen sie vor allem im „Fleckerlteppich“ begründet. So gebe es etwa in jedem Bundesland eigene Personalschlüssel. Neun unterschiedliche Systeme würden die Kosten in die Höhe treiben, betonte Caritas-Generalsekretärin Anna Parr, die in einer Harmonisierung viel Einsparungspotenzial sieht. Volkshilfe-Geschäftsführer Erich Fenninger vermisst eine langfristige Finanzierung – jedes Jahr müsse man neu mit den Ländern verhandeln, um die Kosten gedeckt zu bekommen.

Fehlende Digitalisierung und Bürokratie als Baustellen

Weitere Baustellen sieht Hilfswerk-Geschäftsführerin Elisabeth Anselm in der fehlenden Digitalisierung und überbordenden Bürokratie – schließlich würden hier nicht nur finanzielle, sondern auch personelle Ressourcen „verschleudert“. So müssten Pflegekräfte etwa ständig Routinetätigkeiten dokumentieren. Pflegedienste sollten in die elektronische Gesundheitsakte ELGA eingebunden werden, zudem brauche es einen Fonds für die Digitalisierung der Langzeitpflege, forderte sie weiters.

Verbesserungen brauche es aber nicht nur für Pflegeeinrichtungen, sondern auch für pflegende Angehörige. Rot-Kreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik erzählte, dass sie häufig von sozialem Abstieg und Geldnot betroffen seien, wenn ihre Angehörigen plötzlich Pflege benötigen. Hier gehe es um Unterstützungsangebote und Beratungsleistungen.

Pflege als Wirtschaftsmotor

Weitere Forderungen der Organisationen umfassen einen Zugang zur Schwerarbeitspension für Pflegekräfte, eine Reform des Pflegegeldes inklusive besserer Einstufungen sowie mehr Fokus auf Prävention, sodass sich die Pflegebedürftigkeit nicht weiter erhöht. Langzeitpflege müsse außerdem Teil eines Konjunkturpakets sein, sie sei ein Wirtschaftsmotor, sagte Moser.

Der Bedarf an Pflege werde aufgrund der alternden Gesellschaft künftig weiter zunehmen, bot Parr einen Ausblick. Gebe es die gewünschten Reformen nicht, so könne man sich das System dann nicht mehr leisten. Aus finanziellen Grünen würden sich hier auch die Bundesländer, die damit Kompetenzen abgeben müssten, bewegen, ist sie überzeugt. Fortgesetzt werden müsse aufgrund des steigenden Bedarfs auch die Ausbildungsoffensive für Pflegekräfte, sagte Fenninger. Bis 2030 würden 51.000 weitere gebraucht.

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