In 72 Gemeinden und Städten in Oberösterreich waren die Bürger am Sonntag noch einmal aufgerufen, einen Bürgermeister zu wählen. Von einem landesweiten Trend kann man bei diesen Stichwahlen nicht reden, zu unterschiedlich sind die einzelnen Ergebnisse.
In Linz setzte sich zwar Amtsinhaber Klaus Luger (SPÖ) mit 73,1 Prozent klar gegen ÖVP-Herausforderer Bernhard Baier durch, der Wermutstropfen: Nicht einmal jeder dritte Wahlberechtigte ging ins Wahllokal, die Beteiligung liegt beim Tiefstwert von 30,3 Prozent.
2015 war das gleiche Duell mit 61 zu 39 Prozent für Luger ausgegangen, allerdings lag die Wahlbeteiligung damals bei 43,2 Prozent. Unterm Strich hat Luger damals 39.391 Stimmen erhalten, am Sonntag nur mehr 32.703.
In den meisten Bezirksstädten mussten die Bürgermeister ebenfalls per Stichwahl bestimmt werden. In Perg behauptete sich ÖVP-Amtsinhaber Anton Froschauer (53,4 Prozent) gegen FPÖ-Herausforderer Andreas Köstinger. Auch in Ried im Innkreis setzte sich Bernhard Zwielehner (ÖVP, 66,4 Prozent) gegen Thomas Dim (FPÖ) durch. Und in Grieskirchen konnte sich ÖVP-Bürgermeisterin Maria Pachner mit 67 Prozent gegen Franz Karl Pointinger klar behaupten.
Aber es gab auch einige bittere Pillen für die ÖVP in den Bezirksstädten: In Schärding musste sich der amtierende Stadtchef Franz Angerer (ÖVP) dem Sozialdemokraten Günter Streicher (53,1 Prozent) geschlagen geben. Auch in Eferding schaffte es Severin Mair (ÖVP) nicht, sein Amt zu verteidigen, künftig wird Christian Josef Penn (SPÖ, 60,4 Prozent) im Rathaus residieren.
In Vöcklabruck unterlag Elisabeth Kölblinger (ÖVP) dem SPÖ-Herausforderer Peter Schobesberger (67,8 Prozent). In Freistadt erreichte ÖVP-Bürgermeisterin Elisabeth Teufer 40,6 Prozent, die Stadt wird künftig von SPÖ-Kandidat Christian Gratzl regiert. Knapp unterlag ÖVP-Kandidat Alexander Hauser in Kirchdorf.
OÖVP-Chef LH Thomas Stelzer zeigt sich grundsätzlich mit dem Ergebnis zufrieden: „Mit 331 Bürgermeister stellt die OÖVP künftig in dreiviertel aller Gemeinden den Bürgermeister. Damit haben wir als OÖVP unsere Position als Bürgermeister-Partei sogar noch einmal ausgebaut und sind die gestaltende Kraft in den Gemeinden.“
Neben Traun fielen auch ein paar andere rote Hochburgen
SPÖ-Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer sah am Sonntag in den Ergebnissen der Bürgermeister-Stichwahlen auch einen „Denkzettel“ gegen das „System Kurz“. Was freilich ganz und gar nicht erklärt, warum dann am Sonntag auch sogenannte „rote Hochburgen“ gefallen sind — wie etwa die Stadt Traun.
In der fünftgrößten Stadt des Landes sorgte Karl-Heinz Koll (ÖVP) für die Sensation. Er schlug Amtsinhaber Rudolf Scharinger (SPÖ) mit 53,9 Prozent aus dem Feld. Im Gemeinderat konnte die ÖVP übrigens vor zwei Wochen zwölf Mandate erringen (+4) und ist damit nur ein Mandat hinter der SPÖ.
Im Bezirk Linz-Land fiel mit Ansfelden eine weitere „rote Bank“: FPÖ-Kandidat Andreas Partoll hievte den bisherigen Bürgermeister Manfred Baumberger mit fast 60 Prozent klar aus dem Amt.
Ein Stich ins rote Herz ist wohl auch der Sieg von Markus Schmaranzer in Gosau: Er siegte mit 63,9 Prozent Zustimmung deutlich gegen SPÖ-Mann Friedrich Posch.
In St. Georgen an der Gusen steht Erich Wahl nun mit leeren Händen da. Der langjährige SPÖ-Bürgermeister unterlag ÖVP-Kandidat Andreas Derntl, der mit 53,9 Prozent den Sprung auf den Bürgermeistersessel schaffte. Bitter für Wahl: Er hat zugunsten von Klubchef Michael Lindner auf sein Landtagsmandat verzichtet.
Vorbei ist es auch in Frankenburg am Hausruck damit, dass der Bürgermeister eine SPÖ-Bank ist. Norbert Weber (ÖVP) siegte dort mit 52,4 Prozent gegen Amtsinhaber Heinz Leprich.
Auch in Mattighofen erwischte es den Amtsinhaber: ÖVP-Kandidat Daniel Lang schaffte mit 61,5 Prozent einen klaren Sieg gegen Friedrich Schwarzenhofer.
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