Staatsspitzen werben für mehr Frauen in Politik

Appell bei Bundestagung für Bürgermeister und Vizebürgermeister in Wien

Frauen sollten in der Politik noch stärker repräsentiert sein. Das war der Grundton bei der dritten Tagung der Bürgermeisterinnen und Vizebürgermeisterinnen in Wien. Bundespräsident Alexander Van der Bellen meinte, ohne Gleichstellung gingen Talente verloren: „Das können wir uns nicht leisten.“ Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) hält eine Veränderung der Kultur in der Gesellschaft für nötig. Ein weiter Weg liege noch vor uns.

Bei der Veranstaltung in der Wiener Hofburg waren am Freitag immerhin rund 160 Teilnehmerinnen zusammengekommen. Dennoch ist der Frauen-Anteil in den Gemeindestuben noch immer gering. Wie Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) vorrechnete, sei zwar die Bundesregierung zu 47 Prozent weiblich, doch nicht einmal elf Prozent der Bürgermeister/innen-Posten würden von Frauen ausgeübt.

Lesen Sie auch

Dass eine Änderung diesbezüglich wünschenswert wäre, war Konsens bei der Veranstaltung. Als Hinweis, wie viel noch zu tun sei, sah Van der Bellen, dass selbst bei einer Bürgermeisterinnen-Tagung mehr als die Hälfte der Festredner Männer seien. Es sei noch immer so, dass Frauen mehr Hürden zu überwinden hätten, um an die Spitze zu kommen. Auf ihre Talente zu verzichten, beschädige uns alle. Daher sollten Frauen alle Türen geöffnet werden, eine davon führe vielleicht in den Gemeinderat.

Schirmherrin der Veranstaltung war Van der Bellens Ehefrau Doris Schmidauer. Sie sieht große und radikale Schritte als notwendig an. Schmidauer warb für mehr weiblichen Mut: „Etwas zu wagen, ist immer der erste Schritt“. Die anwesenden Bürgermeisterinnen bzw. Stellvertreterinnen sah sie dann auch als „Mutmacherinnen“.

„Ganz wichtige Botschafterinnen“ sind die weiblichen Gemeinde-Oberhäupter wiederum für den Bundeskanzler. Nehammer betonte, dass seine Regierung immer offen für die Nöte der Kommunen gewesen sei, auch wenn man nicht immer dieselbe Meinung gehabt habe. Als Beispiel für eine gelungene Kooperation sieht er den paktierten Ausbau der Kinderbetreuung. Denn Wahlfreiheit sei nur ein „theoretisches Konstrukt“, wenn es keine Auswahl gebe.

Ein anderes Hindernis gerade für junge Frauen am Weg in die Politik führte Raab an, den Hass im Netz, der viele abschrecke. Dagegen müsse man gesamt-gesellschaftlich auftreten: „Das darf kein Hindernis sein, politisch mitzuwirken.“ Denn weibliche Partizipation sei zentral, weil politische Führungspositionen weitreichende Gestaltungsmöglichkeiten brächten.

Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl sah die Zusammenkunft als „Manifestation für den Job“. Mit diesen Treffen wisse man, dass man mit den eigenen Problemen in der Gemeinde nicht alleine sei. Daher handle es sich um etwas wie ein „gemeinsames Kraftsammeln“.

 

Das könnte Sie auch interessieren