Tursky trommelte bei Auftakt: „Willi oder ich“

Tursky trommelte im Congress zum Wahlkampfauftakt © APA/EXPA/JOHANN GRODER/EXPA/JOHANN GRODER

Das bürgerliche Bündnis „das Neue Innsbruck“ mit Bürgermeisterkandidat und nunmehr scheidendem ÖVP-Staatssekretär Florian Tursky ist Montagabend mit einer großen Auftaktveranstaltung vor mehr als 800 Sympathisanten im Innsbrucker Congress in die Intensivphase des Wahlkampfes für die Gemeinderatswahl am 14. April gestartet. Tursky beschwor dabei den direkten Zweikampf mit Grünen-Bürgermeister Georg Willi: „Willi oder ich. “‚Weiter so‘ oder der „Neuanfang’“.

In seiner knapp 30-minütigen Rede im Saal Dogana gab Tursky den mitfühlenden Macher, der die Tiroler Landeshauptstadt nach „sechs verlorenen Jahren“ unter Willi mit Visionen wieder zu alter Stärke führen will. Es gebe „nicht mehr als drei Kandidaten, die eine Chance auf die Bürgermeisterstichwahl haben“, erklärte Tursky und meinte dabei – wie schon bei einer Plakatpräsentation vor zwei Wochen – ihn selbst, Willi und FPÖ-Bürgermeisterkandidat Markus Lassenberger, wobei er offenbar Willi als stärksten Konkurrenten sah. Den abtrünnigen Ex-ÖVP-Vizebürgermeister Johannes Anzengruber, der mit einer eigenen Liste antritt, zählte er nicht dazu und erwähnte ihn wie bisher nicht namentlich.

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Innsbruck brauche wieder einen bürgerlichen Bürgermeister. „Jemanden der es kann, und nicht nur will“, rief Tursky, der diese Woche seinen Rückzug als Digitalisierungsstaatssekretär bekannt gab, quasi das Duell mit Willi aus. Dafür müsse man aber – „und das sage ich gerade auch in ÖVP-Kreisen“ – in den kommenden Wochen „zusammenhalten und gemeinsam marschieren“, mahnte der 35-Jährige seine Anhänger.

„Dieser Bürgermeister kann es nicht“, attackierte Tursky Willi frontal. Überall gebe es Versäumnisse, Innsbruck habe in den vergangenen sechs Jahren viel von seinem Status als „Weltstadt“ verloren. Die Landeshauptstadt sei „kein Standort für politische Experimente“. Das zuletzt herrschende „freie Spiel der Kräfte“ sei gescheitert. Innsbruck brauche „Regierbarkeit“ und einen „Bürgermeister, der die Linie vorgibt“. Letzterer werde er sein.

„Wir brauchen wieder politische Visionen in der Stadt“, versuchte der ÖVP-Politiker, immer wieder über die Bühne tänzelnd, die Marschrichtung vorzugeben. Er wolle „Innsbruck an den Inn bringen“ – das heißt das Fließgewässer „endlich nützen“. Auch brauche es einen „europäischen Quantenhub“ in der Landeshauptstadt: „Innsbruck muss Forschungshauptstadt werden.“ Auch brachte er eine „Generalsanierung“ des Congresses, ein „Gebäude für die Innsbrucker Kunst“ sowie die Etablierung des Bergisel als „Naherholungsgebiet“ aufs Tapet.

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Auch so manch Spitze bzw. Seitenhieb auf die regierenden Grünen bzw. Willi durften nicht fehlen. Die hätten es zuwege gebracht, dass es in der Innsbrucker Prachtstraße, der Maria-Theresien-Straße, inzwischen „mehr Demonstrationen als Touristengruppen“ gebe.

Der Auftakt von „das Neue Innsbruck“ im Congress geriet indes zu einem kleinen Landesparteitag der Tiroler ÖVP. Alles wurde aufgeboten, auch an prominenten Namen, um Tursky, den Umfragen etwas im Hintertreffen sehen, Flügel zu verleihen. Als eine Art „Einpeitscher“ fungierte Altbundeskanzler und ÖVP-Obmann Wolfgang Schüssel, dessen Auftritt unmittelbar vor Tursky stark bejubelt wurde. „Ich bin ein Fan von Florian. Der Florian kann das“, bekundete Schüssel in seiner 15-minütigen Rede. Dieser könne „nicht nur ein Thema“ abdecken, sondern sei breit aufgestellt. „Herkunft und Zukunft“- das zeichne die Innsbrucker und die Tiroler aus – und Tursky könne das gewährleisten.

Und Schüssel brachte gar Arnold Schwarzenegger ins Spiel – und zwar mit dessen vor kurzem erschienenen Buch „Be useful“. Darin schreibe der Hollywoodstar und Ex-Gouverneur, dass man immer nur seine „Ziele visualisieren“ müsse, um sie dann auch zu erreichen. Dies gebe er Tursky mit auf den Weg – dieser könne das und sei visionsstark, so Schüssel.

Vor Schüssel hatten ÖVP-Landeshauptmann Anton Mattle und sein Amtskollege, der Südtiroler Landeschef Arno Kompatscher (SVP), kurz auf der Bühne das Wort ergriffen. Sie beschworen bei einem gemeinsamen Interview auf der Bühne die „bürgerliche Mitte“. Nur eine „Politik der Mitte“ könne Wohlstand und soziale Sicherheit gewährleisten, so die beiden fast wortgleich. Dafür stehe Tursky. Man müssen aufpassen, dass das politische Spektrum nicht in Extreme „ausfranzt“, warnten die beiden Landeschefs bei der Veranstaltung, die von Ex-Starmaniac Verena Pötzl mit Band musikalisch umrahmt wurde.

Der 35-jährige Tursky – früher Büroleiter von Tirols Altlandeshauptmann Günther Platter, der wie seine Vorgänger Herwig van Staa und Wendelin Weingartner ebenfalls anwesend war – hatte Ende September vergangenen Jahres seine Kandidatur bekanntgegeben und erklärt, politisch nach dem Urnengang wieder nach Tirol zurückzukehren. Zuvor war monatelang an einer Wiedervereinigung von ÖVP und der seinerzeitigen Abspaltung „Für Innsbruck“ geschmiedet worden. Letztlich wurde das orange „das Neue Innsbruck“ aus der Taufe gehoben, dass von den beiden Gruppierungen sowie dem Seniorenbund getragen wird.

Damit schien das bürgerliche Lager nach rund 30 Jahren – 1994 hatte Van Staa „Für Innsbruck“ aus der Taufe gehoben und flugs den Bürgermeistersessel erobert – wieder vereint. Doch machte man die Rechnung ohne den enttäuschten schwarzen Vizebürgermeister Anzengruber, der massiv verärgert darüber war, dass ihm Tursky als Bürgermeisterkandidat vorgezogen wurde. Massive interne Querelen standen am Programm, Anzengruber ging letztendlich mit einer eigenen Liste ins Rennen – und wurde aus der Partei ausgeschlossen und auf ÖVP-Betreiben im Gemeinderat als Vizestadtchef abgewählt.

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