uniko-Präsident Vitouch kritisiert erneut die Linzer Digitaluni IT:U

OÖVP-Klubobmann Dörfel nennt es „akademische Schrebergarten-Denkweise“, die ganz Österreich schadet

Die neue Linzer Digitaluni wird im Umfeld des Science Park am JKU-Gelände eine Heimat finden.

Mit Lob für die Entwicklung der Universitäten in den vergangenen Jahren sowie Spitzen gegen die neue Technische Universität in Linz hat der Präsident der Universitätenkonferenz (uniko), Oliver Vitouch, beim uniko-Neujahrsempfang aufgewartet.

Bereits im Begutachtungsverfahren über das neue Gesetz für die IT:U (Interdisciplinary Transformation University Austria) bzw. laut Gesetz das IDSA (Institute of Digital Sciences Austria) in Linz war von mehreren Seiten Kritik geübt worden.

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Vitouch hatte sie unter anderem mit dem Misch-Fabelwesen Wolpertinger verglichen und sie lediglich als „Universität“ bezeichnetes Unternehmen qualifiziert.

„Zu Jahresende wurden die Universitäten gleich mit einer Gesetzeskaskade beglückt, als wäre ein Damm gebrochen“, meinte Vitouch unter Verweis etwa auf geplante Änderungen im Universitätsgesetz und im Psychotherapiegesetz. „Speed kills dürfte zum Glück nur beim IDSA-Gesetz gegolten haben.“ Die Idee für das IDSA sei universitätsfern entstanden, monierte er — „zwischen Mühlviertel und Waldviertel quasi“.

Es frage sich, ob „gelenkte“ Universitäten, die von kurzfristigen finanziellen Interessen getrieben seien und dem chinesischen Kapitalismus-Modell gleichen würden, erfolgreich sein könnten, meinte Vitouch. Das wäre zwar schon möglich.

Gute Wissenschafter würden sich allerdings immer für die freie Institution entscheiden. Für Österreich müsse man die Frage stellen: „Wollen wir Institutionen, die eher einem chinesischen als einem US-amerikanischen Modell entsprechen? Ganz gewiss nicht.“

Unverständnis in OÖ

Mit Unverständnis reagierte der oö. ÖVP-Klubobmann Christian Dörfel auf dieses Linz-Bashing: „Mit einigem Befremden haben wir die jüngsten Aussagen von Oliver Vitouch, Präsident der Universitätenkonferenz, zur Gründung der IT:U in Linz gelesen. So war etwa von einer ,universitätsfernen Gründung zwischen Mühlviertel und Waldviertel‘ die Rede. Diese sonderbare Gesinnung, die aus dem Elfenbeinturm auf den ländlichen Raum herabblickt, kann und will ich nicht nachvollziehen.“

Selbstverständlich sei der wissenschaftliche Diskurs an den Universitäten wichtig und wertvoll. Gerade die Universitäten und ihre Einrichtungen seien seit jeher Orte des Austauschs und der Offenheit gegenüber Neuem und Unbekanntem gewesen.

„Die offenbar große Furcht vor neuen Zugängen zum universitären Betrieb ist aus meiner Sicht so unverständlich wie unbegründet. Diese akademische Schrebergarten-Denkweise ist nicht nur kurzsichtig, sondern schadet durch das fortgesetzte Anpatzen der neuen Universität dem Wissenschaftsstandort Österreich insgesamt“, so Dörfel.

Lob für Rahmenbedingungen

Lob gab es von Vitouch dagegen für die Entwicklung der Rahmenbedingungen der Unis seit seiner letzten Neujahrsansprache als uniko-Präsident 2017 (dazwischen standen andere Personen an der uniko-Spitze, Anm.). Sowohl budgetär als auch von den Rahmenbedingungen her habe sich seither einiges bewegt. So habe es etwa „bahnbrechende Änderungen“ bei den Zugangsregeln für Bachelorstudien gegeben, durch die etwa überlaufene Fächer wie Jus beschränkt werden konnten.

Die neuen Beschränkungsmöglichkeiten seien aber gleichzeitig mit einer „List der Vernunft“ verbunden worden. Da die Unis den Löwenanteil ihres Budgets für prüfungsaktiv betriebene Studien erhalten, könne kein Rektorat ein Interesse haben, den Zugang stärker zu regulieren als nötig.

Im Endeffekt gehe es darum, die Kapazitäten der Hochschulen mit den Anfängerkohorten in Einklang zu bringen. Dieser „Sprung in die internationale Normalität“ spiele auch für die Gewinnung der besten Köpfe eine eminente Rolle.

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