Weniger Bürokratie in der Pflege: OÖ will Zettelwirtschaft beenden

In den oö. Pflegeeinrichtungen soll die Zettelwirtschaft ein Ende haben. Um Personal von zeitintensiven administrativen Aufgaben zu entlasten, soll künftig weniger und digital dokumentiert werden.

Der Fokus liege darauf, Veränderungen festzuhalten und nicht Alltäglichkeiten, hieß es in einer Pressekonferenz von Soziallandesrat Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) und Arbeiterkammer-OÖ-Präsident Andreas Stangl am Dienstag. Zudem sollen Teilzeitbeschäftigte einmal pro Jahr ein Angebot zum Aufstocken erhalten, wenn das betrieblich möglich ist.

Erleichterung für Personal

Nach einem Pilotprojekt, das nun auf alle 118 Alten- und Pflegeheime im Land ausgerollt wird, soll der Arbeitsalltag für die insgesamt 7000 Mitarbeiter leichter werden. Die Prämisse laute, „dass sie sich nicht um Akten kümmern, sondern um Menschen“, fasste Soziallandesrat Hattmannsdorfer den Ansatz zusammen. „Es geht nicht um Effizienzsteigerung, sondern um Arbeitserleichterung“, betonte AK-Präsident Stangl.

Konkret sollen Tätigkeiten wie Essen servieren, Zimmer lüften, Kleidung in den Kasten räumen etc. nicht mehr dokumentiert werden, pflegerische Unterstützungsleistungen wie Hilfe beim Toilettengang oder beim Anziehen nur mehr zusammenfassend. Es gehe darum, dass „Anomalien“ festgehalten werden, nicht Alltäglichkeiten, so die Stoßrichtung. Durch das Entrümpeln der Dokumentationsstandards und die Digitalisierung der Aufzeichnungen „wird der Aufwand um 50 Prozent reduziert“, erwartet Hattmannsdorfer.

Dass die Informationen nun nicht mehr in einer Patientenmappe aus Papier, sondern per digitaler Checkliste gesammelt werden, soll auch die Schnittstellen zu anderen Bereichen wie etwa den Ärzten und Spitälern verbessern. Helfen soll dabei auch der geplante Vollanschluss zur elektronischen Gesundheitsakte (ELGA) in Pflegeeinrichtungen. Auch in der mobilen Pflege will man die Software nach einer Pilotphase implementieren.

Neue Wege aus Teilzeit

Mit dem Ziel, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken und — vor allem weibliche — Beschäftigte aus der „Teilzeitfalle“ zu holen, müssen die Arbeitgeber künftig die Teilzeitbeschäftigten einmal pro Jahr zu einem Mitarbeitergespräch einladen.

Wenn es betrieblich möglich ist, ist den Mitarbeitern einmal jährlich verpflichtend ein Angebot zu machen, Stunden zu erhöhen. Eine Idee für die Zukunft sei auch, dass man das trägerübergreifend regeln könnte — dass also z. B. Teilzeitkräfte in einer stationären Einrichtung auch mit mobilen Leistungen ihre Stunden aufstocken können.

Die Digitalisierung soll nicht nur in der Dokumentation, sondern auch in der Dienstplanerstellung Einzug halten. Mithilfe künstlicher Intelligenz werde es leichter, auf die Bedürfnisse der Beschäftigten einzugehen, so Stangl — etwa Öffi-Anbindungen oder private Verpflichtungen.

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