„Wir sind diejenigen, die anpacken statt anpicken“

ÖVP-Staatssekretärin Claudia Plakolm im Einsatz für Jugend, Zivildiener und Ehrenamtliche

Plakolm

Bei einem Besuch in Oberösterreich stand Staatsekretärin Claudia Plakolm dem VOLKSBLATT zu aktuellen Jugendthemen Rede und Antwort.

VOLKSBLATT: Von der Teuerung sind auch die Jugendlichen betroffen. Viele wollen sich etwas aufbauen und wünschen sich ein Eigenheim. Ist das mittlerweile unleistbar geworden?

STS PLAKOLM: Der Traum vom Eigenheim ist derzeit für viele in unerreichbare Entfernung gerückt. Gleichzeitig wünschen sich 93 Prozent in der Ö3-Jugendstudie genau so ein Eigenheim. Aber gestiegene Baukosten, hohe Zinsen und strenge Kreditrichtlinien machen es für junge Menschen und junge Familien derzeit praktisch unmöglich. Gerade deshalb kämpfe ich auch für eine Senkung der staatlichen Nebenkosten auf das erste Eigenheim, also der Eintragungsgebühren, und für die Abschaffung der Grunderwerbssteuer. Das ist leider in einer ersten Verhandlung mit dem Koalitionspartner gescheitert. Zudem braucht es leichtere Vergabekriterien für Kredite. Auch hier setzte ich mich weiterhin für einen leichteren Zugang zum ersten Eigenheim ein.

Wie sieht es bei den Mieten aus? Auch diese werden immer teurer.

Ich bin dafür, über das Thema Wohnen immer ganzheitlich zu sprechen. Die Art und Weise wie die Österreicher leben ist sehr vielfältig. Wir haben einen Schutzschirm präsentiert, um da zu unterstützen, wo es notwendig ist. Leider ist es bei den Verhandlungen gescheitert, die Abschaffung der staatlichen Nebenkosten herbeizuführen. Diese hätten gerade junge Familien entlastet.

Was sagen Sie dazu, dass Jugendliche — überspitzt gesagt — nicht mehr arbeiten wollen? Teilzeit und 4-Tage-Woche sind derzeit große Themen.

Ich halte es für extrem gefährlich in Zeiten eines Fachkräftemangels von einer Arbeitszeitverkürzung zu sprechen. Wir müssen viel mehr daran arbeiten, dass die Menschen wieder Motivation finden und einen Sinn darin sehen, arbeiten zu gehen. Es ist nicht zielführend, wenn andere Parteien, wie die SPÖ, dauernd davon sprechen, dass Arbeit etwas Schreckliches und die Pension die Erlösung davon ist. Das Gegenteil ist der Fall. Die Entscheidung, die man als Jugendlicher am Anfang seiner Berufslaufbahn trifft, hat später Auswirkungen auf die eigene Pension. Das ist sicherlich vielen nicht bewusst.

Eine kleine Gruppierung ist derzeit besonders aktiv und sorgt mit lästigen Klebeaktionen seit Wochen für Aufregung. Sie haben am Freitag die Initiative „Anpacken statt Anpicken“ präsentiert. Was steckt dahinter?

Wir erleben seit Monaten eine Art von Protesten, die die Menschen abschreckt, anstatt sie mitzureißen. Deshalb haben wir als Junge Volkspartei (JVP) gesagt: Wir wollen der Kontrapunkt dazu sein. Wir sind diejenigen die anpacken, statt uns irgendwo anzupicken. Wir sind die Vertreter der nächsten Generation, nicht die der letzten. Passend zum Welttag der Umwelt haben wir deshalb eine österreichweite Petition gestartet. Dabei sammeln wir Unterschriften für sechs wichtige Klimaschutzforderungen, die von einer CO2-Speicherung, konsequenten Klimazölle für Drittstaaten, bis hin zu einer Green-Jobs-Fachkräfteoffensive für 100 Prozent erneuerbaren Strom reichen.

Sie sind seit rund einem Jahr auch für den Zivildienst zuständig. Welche Erfahrungen haben Sie bislang gemacht?

Schon vor meiner politischen Laufbahn war das Thema für mich interessant. Viele meiner Freunde standen damals vor der Entscheidung, ob sie den Grundwehrdienst oder den Zivildienst ableisten. Von ihren Erfahrungen habe ich viel gelernt. Seither habe ich natürlich gute Einblicke in die verschiedenen Organisationen bekommen und wie wichtig und bereichernd der Zivildienst für die Gesellschaft, aber auch für die Zivildiener selbst ist. Viele kommen erst dadurch mit Menschen in der Pflege, in der Seelsorge usw. in Kontakt.

Gibt es auch weiterhin genügend junge Männer, die sich für den Bereich entscheiden? Kommt es zum Wettstreit um den Nachwuchs mit dem Bundesheer?

Wir haben zum Glück seit Jahren sehr stabile Zahlen. Fast die Hälfte der tauglichen Männer entscheidet sich für den Zivildienst. Das gelingt auch dank einer sehr guten Zusammenarbeit mit Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und dem Bundesheer. Es ist uns beiden ein Anliegen, den jungen Männern in ihrem Dienst für den Staat mehr Sinn zu geben. Auch deshalb haben wir die Grundvergütung um rund 50 Prozent erhöht. Es gibt aber trotz guter Bedarfsdeckung auch offene Stellen. Gerade im Zivildienst versuchen wir deshalb mit diversen Neuerungen den Bereich so attraktiv wie möglich zu gestalten. Mit dem neuen Pflegepaket haben wir unter anderem geregelt, dass Zivildiener eine Grundausbildung Pflege absolvieren können. Damit schlagen wir drei fliegen mit einer Klappe: Die Männer bekommen das richtige Handwerkszeug gelehrt, sie entlasten damit das Fachpersonal und wir schaffen eine Anrechenbarkeit auf die Pflegeausbildung.

Sie sprachen zuletzt auch von der Einberufung von Teiltauglichen.

Rund jeder Vierte fällt bei der Stellung als untauglich weg. Selbst gute Hobbysportler wurden oft wegen Kleinigkeiten aussortiert. Denn die Kriterien betreffen in erster Linie die Wehrtauglichkeit. Deshalb hat Ministerin Tanner den ersten Grundstein in Richtung Teiltauglichkeit nach Schweizer Vorbild gelegt. So konnten schon rund 200 teiltaugliche Männer in den Zivildienst eintreten.

Der Zivildienst ist bekanntermaßen für viele auch ein Einstieg ins Ehrenamt. Auch hierfür sind Sie seit rund einem Jahr zuständig. Was war Ihr erster Kontakt?

Der war bereits sehr früh. Vermutlich irgendwo zwischen Jungschar und Ministrieren. Später dann natürlich in der Musikkapelle. Das Instrument war dabei am Anfang zweitrangig, ich wollte da einfach dabei sein.

Zur Unterstützung der Vereine soll es bald eine bundesweite Ehrenamtsservicestelle geben. Wann und in welcher Art wird es diese geben?

Wir haben während der Pandemie gemerkt, wie es ist, wenn das gesellschaftliche Leben nicht stattfinden kann. Das hat auch Auswirkungen auf die mentale Gesundheit. Das Beste, was wir also nun tun können ist, den Menschen die Türen zum Ehrenamt zu öffnen. Wir nehmen uns auch als Bundesregierung darum an. Die Servicestelle befindet sich bereits in der Entstehung und soll sowohl Vereinen als auch Vereinssuchenden bei den verschiedensten Fragen und Herausforderungen zur Seite stehen.

Vor allem bei jungen Frauen ist das Freiwillige Sozialjahr (FSJ) sehr beliebt. Hier und beim etwas weniger bekannten Freiwilligen Umweltschutzjahr (FUJ) gibt es ebenfalls mehr Hilfe.

Auch das war ein Ergebnis des großen Ehrenamtsgipfels im Mai. Dabei geht es darum — vor allem bei jungen Frauen — Anreize zu schaffen, sich nach abgeschlossener Bildung oder Ausbildung den Sozialbereich einmal näher anzuschauen. Deswegen gibt es für diese Gruppe, ebenso wie für Grundwehr- und Zivildiener, etwa das Klimaticket, sowie mehr Geld.

Der Sommer steht vor der Tür. Wo und wie tankt die Staatssekretärin Kraft für den Herbst?

Am liebsten mit meinen Freunden. Auch heuer steht das „Woodstock der Blasmusik“ wieder fest im Kalender. Da wird wieder vier Tage gezeltet. Daneben hole ich mir auch viel Energie beim Bergwandern in Österreich.

Mit Staatssekretärin CLAUDIA PLAKOLM sprach Dominik Hennerbichler

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