Zahnärztliche Versorgung in Österreich ist in Gefahr

LH-Stellvertreterin Christine Haberlander deponierte in Brüssel die Forderung nach einer Quote für Studium der Zahnmedizin

Das Gipfeltreffen von zehn der wirtschaftlich stärksten Regionen der EU – die diese Woche in Belgien eine Kooperation unterzeichneten – nutzte die oberösterreichische Delegation, um zwei Forderungen aus dem Gesundheitsbereich an wichtiger Stelle zu deponieren.

„Die zahnärztliche Versorgung ist in Oberösterreich und Österreich in Gefahr“, warnte Gesundheitslandesrätin LH-Stellvertreterin Christine Haberlander eindringlich. Denn es werde in den nächsten Jahren aufgrund von Pensionierungen zu einem enormen Mangel an Zahnärztinnen und Zahnärzten kommen.

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Dem gelte es entgegenzuwirken, weshalb Haberlander die Forderung nach einer Quote an Studienplätzen in der Zahnmedizin deponierte. „Ein stabiles zahnärztliches Versorgungssystem muss in Oberösterreich gewährleistet sein“, betonte Haberlander.

„Angesichts der Pensionierungswelle und Abwanderung junger Talente müssen wir handeln. Die Einführung einer Quotenregelung, wie in der Humanmedizin, ist mehr als notwendig“, so Haberlander.

Offene Ohren bei EU-Kommissar

Bei EU-Kommissar Johannes Hahn stieß sie damit auf offene Ohren. „Wenn wir die (Quote /Anm. der Redaktion) nicht sicherstellen, werden wir ein Problem mit der Versorgung bekommen“, bestätigte Hahn.

Er ist aber nicht nur zuversichtlich, dass eine Umsetzung gelingt, sondern auch rasch: „Das sollte schnell funktionieren, weil wir eine Quotenregelung in der Humanmedizin ja schon lange haben“, so Hahn.

Analog zu dieser Regelung könnten 75 Prozent der Plätze der Studienplätze in der Zahnmedizin für Einheimische reserviert werden, 20 Prozent für deutsche Staatsbürger und der Rest für Studenten aus Drittstaaten.

Strategie zur Versorgungssicherheit bei Medikamenten

Es ist dies aber nur ein Teil der Versorgungssicherung, diese umfasst auch den Bereich der Medikamente. Deshalb bekräftigte Haberlander in Belgien auch ihre Forderungen nach einer Strategie zur Selbstversorgung: „Größtmögliche Unabhängigkeit und eigene Produktionsstätten sind als Lehren aus den letzten krisenhaften Jahren unerlässlich.“

Der Blick auf die nackten Zahlen untermauert dieses Anliegen: 80 Prozent der Arzneimittel-Wirkstoffe werden in China und Indien hergestellt, bei Penicillin sind es sogar 90 Prozent. Und immerhin 63 Prozent der Generika-Produktion findet ebenfalls in Asien statt.

Dem gelte es laut Haberlander  mit drei Maßnahmen entgegenzusteuern:

  • Förderung der gemeinsamen Beschaffung von Medikamenten auf EU-Ebene
  • Maßnahmen zur Rückholung von Wirkstoffproduktionen und Arzneimittelproduktionen nach Europa im Rahmen einer industriepolitischen Strategie für die Selbstversorgung
  • Attraktive Rahmenbedingungen für Forschung und Entwicklung im Pharmabereich sicherstellen

“Die Gesundheit ist das wichtigste Gut. Daher ist es einerseits ein klarer Standortvorteil auf Selbstversorgung zu setzen und andererseits ist es zum Vorteil der Patientinnen und Patienten”, schloss Haberlander.

Von Roland Korntner

Anmerkung: Der Autor nahm auf Einladung des Landes OÖ an der Reise nach Belgien teil.

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