Zweites Baby und Politik: Auf Johanna Jachs warten spannende Zeiten

Im Interview der Woche: Familienbund-Präsidentin wird in Kürze zum zweiten Mal Mutter – Auch in der Politik wird 2024 herausfordernd

VOLKSBLATT: Bald ist es so weit, Sie erwarten Ihr zweites Kind. Wie geht es Ihnen?

NR-Abg. JOHANNA JACHS: Körperlich geht es mir und dem Baby gut. Danke der Nachfrage. Das Warten und die Ungewissheit, wann es nun wirklich so weit sein wird, ist aber auch beim zweiten Kind für die gesamte Familie sehr spannend.

Mutter und Politikerin zu sein, ist aus unterschiedlichen Gründen nicht immer einfach. Wie geht es Ihnen damit?

Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist für alle Familien eine große Herausforderung. Gerade wir Frauen haben oft das Gefühl, nicht allen unseren Ansprüchen gerecht werden zu können und auch mir gelingt der Spagat zwischen Familie und Beruf in der einen Woche besser und in der darauffolgenden schon wieder schlechter. In der Politik stehen natürlich oft Termine in Wien, abendliche Sitzungen oder Veranstaltungsbesuche am Wochenende auf der Tagesordnung. Da braucht es eine gute Planung verbunden mit einem gewissen Verständnis für Flexibilität und ein gutes familiäres Netzwerk. Vom Kindergarten über die Omas, meine Freundinnen, meinen Mann – ich nutze alle Ressourcen, die sich einbringen können und bin dankbar, dass wir alle ein eingespieltes Team sind.

Und Mutterschutz …

Mutterschutz für Politikerinnen gibt es aktuell leider immer noch nicht, obwohl einige Vorschläge auf dem Tisch liegen. Aus verfassungsrechtlicher Sicht ist eine Umsetzung gar nicht so einfach, weil Abgeordnete ihr Stimmrecht persönlich und unmittelbar ausüben müssen. Das heißt, wir können unser Stimmrecht während den Plenarsitzungen nicht einfach so an eine andere Kollegin übertragen. Es braucht wahrscheinlich noch ein paar Gesprächsrunden, um eine praktikable Lösung zu finden. In den Ausschüssen, von denen es im Parlament gut 40 gibt, können wir uns vertreten lassen, da ist das einfacher.

Wie lange soll ihre „Babypause“ dauern?

Das wird unter anderem davon abhängen, wie es meinem Baby nach der Geburt geht und wie rasch wir uns in der neuen Familienkonstellation zusammengewöhnen. Die Geburt eines Kindes ist ja nichts Alltägliches und deshalb werden wir uns als Familie Zeit für uns nehmen, mein Mann wird auch den Papamonat in Anspruch nehmen. Wer mich kennt, weiß allerdings, dass ich beruflich nicht lange stillhalten kann.

Jetzt hat man vielleicht auch noch Zeit die vergangenen Monate zu reflektieren. Was sind dabei Punkte, die besonders hervorstechen?

Die Regierung hat viel gearbeitet und neben der Krisenbewältigung auch wirklich viel erreicht, was man ihr so vielleicht gar nicht zugetraut hätte. Die Abschaffung der kalten Progression ist so ein Beispiel. Von der Steigerung der Kaufkraft bis hin zur jährlichen Inflationsanpassung der Sozialleistungen – des Kinderbetreuungsgeldes, des Kindermehrbetrages und der Familienbeihilfe – dem Ausbau der Kinderbetreuung, da könnte ich jetzt noch unzählige Beispiele nennen, die wirklich direkt dort wirken, wo sie sollen: Bei den Menschen, die in unserem Land leben.

Und negativ?

Was mich persönlich stört ist, dass es bei uns einen gewissen „Beißreflex“ gibt. Jeder politische Vorstoß wird vom politischen Mitbewerber automatisch schlecht geredet. Die Debattenkultur in der Bundespolitik hat leider drastisch abgenommen. Dabei wären konstruktive Gespräche doch so wichtig, damit wir auch die Menschen, die unsere Arbeit im Nationalrat mitverfolgen, wieder besser abholen können und für Politik begeistern können.

Auch regional waren Sie sehr engagiert…

Das stimmt, weil es genau das ist, was mir die größte Freude in meinem Beruf bereitet: Bei den Menschen sein und mit ihnen ins Gespräch kommen. Außerdem bleibt man geerdet, wenn man den Draht zur Heimat und den Menschen hat, das tut gut und man kann gewisse Debatten auch besser einordnen.

Das Jahr wird nicht nur persönlich spannend, auch politisch sind turbulente Zeiten zu erwarten. Mit AK-Wahl, EU-Wahl und NR-Wahl stehen wichtige Richtungsentscheidungen an? Wie gehen Sie in die kommenden Monate?

Wahlkampfzeit ist immer eine aufregende Zeit, das macht mir schon seit meiner Zeit in der Jungen ÖVP Spaß. Ich persönlich unterstütze unsere Kandidatinnen und Kandidaten für die AK- und EU-Wahl zu 100 Prozent und werde auch bei den geplanten Aktivitäten so weit wie möglich persönlich anwesend sein, damit ich gut aufgewärmt in den Nationalratswahlkampf gehen kann, bei dem ich ja selbst wieder antreten werde.

Rechnen Sie mit einem Wiedereinzug ins Parlament? Kandidieren Sie wieder?

2017 konnte ich das Nationalratsmandat im Mühlviertel wieder für den Bezirk Freistadt über einen Vorzugsstimmenwahlkampf zurückerobern, 2019 haben wir wieder auf diese Strategie gesetzt und nachdem der Bezirk geeint hinter dieser Strategie steht, würde ich mich freuen, wenn dementsprechend viele Wählerinnen und Wähler meine Arbeit in den letzten 6,5 Jahren anerkennen und mir wieder ihr Vertrauen aussprechen.

Welche Themen sollen von der Regierung auf jeden Fall noch umgesetzt werden?

Als Präsidentin des Österreichischen Familienbundes ist es mir wichtig, dass wir noch an Projekten arbeiten, die die Familien stärken. Im Regierungsprogram haben wir uns auf eine Reform des Kindschaftsrechtes geeinigt, zentral dabei ist eine Reform des Unterhaltsrechtes. Wir wollen auf der einen Seite Regeln, damit die Kinder weiter gut behütet sind, aber auch, dass ihre finanziellen Notwendigkeiten gut abgedeckt sind. Dazu müssen ver­schiedene Regelungen, wie z.B. die Bemessung des Unterhaltes modernisiert werden und das Unterhaltsverfahren an sich muss beschleunigt werden.

In den kommenden Tagen feiern auch Sie ein Jubiläum als Familienbund-Präsidentin. Wie resümieren Sie die ersten 100 Tage?

Der Österreichische Familienbund ist ein ganz wichtiges Sprachrohr für die Bedürfnisse der Familien, die ja ganz unterschiedlich sind. Wir haben zu Beginn meiner Amtszeit unsere Mission „starke Familien – starke Zukunft“ gestartet und konnten unsere neuen Ideen gut platzieren. Wir schlagen schon seit längerem eine Großelternkarenz vor und Kanzler Karl Nehammer hat diese Idee jetzt auch aufgegriffen. Ich würde mich natürlich deshalb sehr freuen, wenn wir in dieser Gesetzgebungsperiode noch weiter an dieser Idee arbeiten können, weil ich davon überzeugt bin, dass Familien Wahlfreiheit und Flexibilität brauchen.

Der Familienbund bietet eine breite Palette an Unterstützungen an. Was ist neu, was ist geplant, was wird gut genutzt?

Dieses Jahr feiern die Vereinten Nationen und auch das Familienministerium in Österreich das 30-jährige Jubiläum des „Internationalen Jahres der Familie“. Als Familienbund freuen wir uns natürlich, dass Familien dadurch dieses Jahr besonders im Fokus stehen. In den Bundesländern betreibt der Familienbund viele Kinderbetreuungs- und Bildungseinrichtungen, aber auch Eltern-Kind-Zentren und besonders die Angebote in der Familienberatung und Besuchsbegleitung werden immer mehr. Außerdem wollen wir dieses Jahr bundesweit familien- und kinderfreundliche Einrichtungen, Projekte oder Betriebe verstärkt vor den Vorhang holen. Familien sind der Ursprung der Gesellschaft und deshalb ist für uns der richtige Platz für Familien auch die Mitte der Gesellschaft und nicht nur der Spielplatz.

Von Dominik Hennerbichler

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