Meinung

von Manfred Maurer

Preisfragen

Kommentar zum Ukraine-Krieg.

In Selenskyjs Bis-zum-letzten-Mann-Durchhalteparolen mischen sich bisweilen bittere Einsichten. So glaubt der ukrainische Präsident nicht mehr, „dass wir unser gesamtes Territorium mit militärischen Mitteln zurückgewinnen können“. Denn dies koste Hunderttausende Menschen das Leben.

Westliche Kritiker der Militärhilfe für die Ukraine sehen das ähnlich. Je mehr Waffen Europa und die USA liefern, desto länger und blutiger zieht sich der letztlich doch in einem Kompromiss enden müssende Krieg hin.

Es geht in diesem Konflikt also immer mehr um Preisfragen. Was kostet eine Rückeroberung der von Putins Soldateska besetzten Gebiete, was kostet ein Friedensvertrag? Die Ukrainer kostet ihr bewunderter Widerstandswille einen täglich höher werdenden Blutzoll.

Wir in Europa zahlen mit höheren Preisen, Afrikaner vielleicht mit dem Hungertod. Wenn solche Preise Debatten über deren Angemessenheit und auf Kapitulation hinauslaufende Ratschläge an die Ukraine zur Folge haben, ist das nicht verwunderlich. Umso weniger, wenn Selenskyj selbst seine Landsleute schon auf Territorialverluste vorbereitet.

Den Preis für Frieden — etwa: Krim und Donbass an Russland — hätte zunächst nur die Ukraine zu berappen. Welchen Preis Europa zu zahlen hätte, ist nicht kalkulierbar: Wenn Kriegsverbrechen belohnt werden, könnte das Putins Appetit auf mehr anregen.

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