Rallye-Ass Baumschlager: „Zusperren ist keine Alternative“

Rallye-Rekordstaatsmeister Raimund Baumschlager ist von Krise doppelt betroffen

Raimund Baumschlager kann seine Rallye-Autos derzeit weder selbst steuern noch vermieten.
Raimund Baumschlager kann seine Rallye-Autos derzeit weder selbst steuern noch vermieten. © BRR/Illmer

Der Oberösterreicher im Interview über die sportlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen.

Die in Tagen wie diesen unumgängliche Einstiegsfrage: Wie geht es Ihnen?

Gesundheitlich gut, das ist das Wichtigste, aber wirtschaftlich ist es natürlich extrem schwierig. Wir sind derzeit täglich mit Verschiebungen und Absagen konfrontiert.

Dabei wollten Sie heuer auch wieder selbst vermehrt fahren?

Darauf hatte ich mich sehr gefreut, ich war voll motiviert, wollte fünf bis sechs Rennen bestreiten, aber das ist das derzeit das geringste Problem.

„90 Prozent unseres Geschäfts im Ausland“

Was bedeutet das für Ihre Firma BRR?

Wir haben jetzt einmal drei Monate bis Ende Juni Kurzarbeit angemeldet, sind uns aber bewusst, dass zumindest bis Ende August durch das Veranstaltungsverbot nichts gehen wird. Das heißt, dass in Österreich nach derzeitigem Stand frühestens die Niederösterreich-Rallye Mitte September stattfinden könnte. International, und wir haben durch die Einsätze in der EM oder in Deutschland 90 Prozent unseres Geschäfts im Ausland, schaut es nicht anders aus.

Es herrscht also eine große Ungewissheit, oder?

Ja, man kann derzeit nicht sagen, wohin die Reise geht. Was passiert mit dem Betrieb nach Juni? Wird die Möglichkeit zur Kurzarbeit verlängert? Wann gibt es wieder Veranstaltungen? Sind die geplanten Einsätze im Herbst auf den Azoren, den Kanaren oder auf Zypern möglich? Wie schaut es dann mit den Reisebeschränkungen aus? Durch die vielen Verschiebungen in den Herbst gibt es aber auch Überschneidungen, weshalb wir, falls wirklich gefahren werden kann, sicher nicht alle Kunden wie vereinbart bedienen werden können. Es sind viele Fragen, die mich derzeit beschäftigen.

„Phase des Stillstands irgendwie überstehen“

Wie schaut Ihr Plan aus, durch diese Krise zu kommen?

Wir müssen einfach versuchen, diese Phase der Null-Einnahmen, des 100-prozentigen Stillstands seit 16. März, eben mit Kurzarbeit, mit den angekündigten Förderungen, wenn man sie dann auch tatsächlich bekommt, und mit Krediten, weil wir die Kurzarbeit ja vorfinanzieren müssen, irgendwie zu überstehen. Dabei gilt es, sich nicht so zu verschulden, dass wir danach pleitegehen, das ist jetzt die große Kunst.

Wie viele Mitarbeiter und wie viele Autos sind betroffen?

„Wir haben zehn fixe Angestellte und 30 Werknehmer, die einen anderen Job haben und wochenweise immer wieder bei uns mit dabei sind. Ich fühle mich allen verpflichtet, weil die Leute immer mit großem Einsatz, sehr oft auch an Wochenenden, dabei sind. Das Hauptproblem sind natürlich die Fixen, von denen ich keinen verlieren will, weil sie sehr gut und oftmals Spezialisten in ihrem Bereich sind. Wenn ich da einen aufs AMS schicke, hat der sofort einen neuen Job. Dazu haben wir acht R5-Autos, die permanent im Einsatz gewesen wären und jetzt stehen.

Wie schaut der Blick in die Zukunft aus?

Ein Problem ist auch, dass wir kein klares Ziel haben, weil wir nicht wissen, wann es wieder weitergeht. Wir sind ja kein Betrieb, der von einem Tag auf den anderen die Produktion wieder hochfahren kann und wir können verlorene Aufträge auch nicht mehr hereinholen. Diese Krise hat für die Rallye-Szene sicher längere Nachwirkungen. Welche Veranstaltungen überleben? Was machen die Sponsoren? Welche Fahrer können sich Renneinsätze dann überhaupt noch leisten? Wir haben jedenfalls den Wort-Case durchgerechnet, falls wir bis Jahresende keine Aufträge mehr bekommen, da wird dir schwarz vor Augen. Aber einfach den Betrieb zusperren ist auch keine Alternative.

Könnten Geisterrennen eine Abhilfe sein?

Nein, das kann ich mir nicht vorstellen, das wird kein Veranstalter aufgrund der fehlenden Eintrittsgelder durchdrücken. Ich glaube auch nicht, dass sich das organisatorisch machen ließe, weil wir ja weitläufig auf öffentlichen Straßen fahren.

Mit Rallye-Ass RAIMUND BAUMSCHLAGER sprach Roland Korntner

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