Regionaler Atomkrieg würde globale Ernährungssicherheit gefährden

Selbst ein regional begrenzter Atomkrieg würde die globale Ernährungssicherheit gefährden. Grund ist die dem Konflikt folgende globale Abkühlung, die eine erhebliche Reduktion der landwirtschaftlichen Produktion in den wichtigsten Kornkammern der Welt zur Folge hätte. Das zeigt ein internationales Forscherteam mit Beteiligung aus Österreich in einer im Fachjournal „Pnas“ veröffentlichten Studie.

Die Wissenschafter um Jonas Jägermeyr vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (Deutschland) haben die Auswirkungen eines regionalen Atomkriegs auf die weltweite Ernährungssicherheit sowie die Reaktionen des Agrarhandels darauf analysiert. Demnach wäre ein Atomkonflikt nicht nur eine Tragödie in der betroffenen Region, „er ist auch ein unterschätztes Risiko für die globale Ernährungssicherheit“, sagte Jägermeyr in einer Aussendung.

Die von den Atombomben verursachten Feuer würden eine große Menge Ruß in die Atmosphäre blasen, wo sich dieser global verteilt. Die Folge wäre ein plötzlicher Temperaturrückgang. Der von Menschen verursachte Klimawandel wäre damit aber nur kurzfristig aufgehoben – nach etwa einem Jahrzehnt der Abkühlung würde die globale Erwärmung wieder zunehmen, betonen die Forscher in der Studie, an der auch Wissenschafter des Internationalen Instituts für angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg bei Wien und der Universität für Bodenkultur Wien beteiligt waren.

Die Folge des Temperaturrückgangs wäre „ein in Menschheitsgeschichte noch nie da gewesener Schock im Ernährungssystem“. Es gebe „schwere Verluste in der landwirtschaftlichen Produktion“ und die großen Getreide-Regionen würden die Exporte kürzen. Dadurch würden weltweit Länder unter Versorgungsengpässen leiden. „Die regionale Krise würde also zu einer globalen Krise werden, weil wir alle vom gleichen Klimasystem abhängig sind“, so Jägermeyr.

Als konkretes Beispiel untersuchten die Wissenschafter die Auswirkungen eines begrenzten Atomkriegs zwischen Indien und Pakistan, bei dem weniger als ein Prozent des weltweiten Atomwaffenarsenals eingesetzt wird. Bei einer dadurch verursachten Emission von fünf Millionen Tonnen Rauch wurde ein globaler mittlerer Temperaturabfall von etwa 1,8 Grad Celsius und ein Rückgang der Niederschläge um acht Prozent für mindestens fünf Jahre berechnet. Die Erde würde dadurch in einen wesentlich kälteren und trockeneren Zustand versetzt.

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Im ersten Jahr nach dem Krieg könnten die jeweiligen heimischen Reserven und der Welthandel den Verlust der Nahrungsmittelproduktion weitgehend auffangen, bis zum vierten Jahr wären die Getreidevorräte aber praktisch erschöpft und der internationale Handel käme zum Erliegen, so die Forscher. „So schrecklich die direkten Auswirkungen von Atomwaffen auch wären, es könnten mehr Menschen außerhalb der Zielgebiete sterben – durch Unterernährung, einfach wegen der indirekten klimatischen Auswirkungen“, so Co-Autor Alan Robock von der Rutgers University (USA).

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