Reisen mit dem Baby-Elefanten

Das Coronavirus wirft heuer die Reisepläne gehörig durcheinander. Wer bereits zu Jahresbeginn, wo SARS-CoV-2 hierzulande noch nicht bekannt war, gebucht hat, zittert derzeit vielleicht noch daraufhin, ob sich die Pläne realisieren lassen oder hat schon storniert. Viele wollen im Land bleiben, um die Unsicherheit, die ein Grenzübertritt mit sich bringt, zu vermeiden. Was macht aus medizinischer Sicht eigentlich Sinn?

Egal, ob im In- oder Ausland, im Alltag oder im Urlaub die wichtigsten Regeln zum Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus – Mindestabstand von einem Meter (Stichwort: Baby-Elefant), Handhygiene und Mund-Nasen-Schutz – sind derzeit überall angebracht.

Bernd Lamprecht, Lungen-Primar am Linzer Kepler Uniklinikum, hat zwar weniger Sorge vor einem Flug an sich, weil in den Flugzeugen die Luft gut gefiltert wird, sieht aber die größere Problematik beim Anstellen am Check-In-Schalter sowie beim Ein- und Aussteigen. Da könne es leicht zu einem Gedränge kommen und das Einhalten des Mindestabstands zum Problem werden.

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„Wie sinnvoll ein richtig getragener Mund-Nasen-Schutz ist, belegt ein Reisender, der mit zwei verschiedenen Bussen unterwegs war. Im ersten saß er, obwohl schon infiziert, ohne Maske, im zweiten trug er selbst eine Maske, weil er bereits Krankheitssymptome verspürte. Im ersten Bus hatte er, wie sich später herausstellte, einige Mitreisende angesteckt, im zweiten wurde hingegen niemand krank“, schildert Lamprecht dem VOLKSBLATT. Entscheidend seien der Luftaustausch im Beförderungsmittel – Pausen mit einer guten Durchlüftung etwa des Reisebusses – und auch die Flächendesinfektion.

Ein Badeurlaub im Freien dürfte nicht so problematisch sein, allerdings gilt nicht nur auf der Liegewiese, sondern auch im Schwimmbecken der nötige Sicherheitsabstand. Die Gefahr lauert hier eher auf Haltegriffe, die viele berühren.

Statt Massenansammlungen ist diesen Sommer Wandern in der Natur angesagt. Allerdings sollte bei körperlicher Anstrengung auf einen etwas größeren Sicherheitsabstand geachtet und auch auf den Hütten jegliches Gedränge oder Zunahekommen vermieden werden. „Das Übernachten auf einem Matratzenlager ist heuer nicht anzuraten“, so der Mediziner. Bei einem Österreich-Urlaub macht für ihn, um einen besseren Überblick zu haben, mit wem man in Kontakt gekommen ist, die Stopp-Corona-App Sinn.

Liegt der Verdacht einer Ansteckung vor, ist ein negativer PCR-Test aber keinesfalls ein Freibrief. „Es handelt sich dabei um eine Momentaufnahme und noch nicht, um eine Gewissheit nicht erkrankt zu sein. Denn die Infektionsgefahr besteht in der Regel zwei Tage bevor jemand Symptome zeigt und dann die nächsten fünf Tage mit Symptomen. Die 14-tägige Quarantäne ist daher zur Absicherung und muss auch eingehalten werden. Wer einen entsprechenden Bescheid hat, macht sich strafbar, wenn er diesen negiert.

Covid-Regeln

Die genaue Information über die aktuellen Einreise- und Corona-Bestimmungen im jeweiligen Urlaubsland sind diesen Sommer unerlässlich, betont ÖAMTC-Touristikerin Maria Renner. Bei Missachtung drohen hohe Strafen, zum Teil mehrere Tausend Euro. So liegt der Strafrahmen in Italien zwischen 400 und 3000 Euro, in Kroatien zwischen 1050 und 15.800 Euro.

Illegale „Corona-Partys“ werden in Spanien mit bis zu 10.400 Euro geahndet. Etliche Länder verlangen Online-Registrierungen, die 48 Stunden vor der Einreise ausgefüllt werden müssen. Auf Basis der Angaben errechnet etwa in Griechenland ein Gesundheitsalgorithmus, ob man bei der Einreise auf Covid-19 getestet wird. Bis zum Eintreffen des Ergebnisses muss man sich dann z. B. im Hotel in Quarantäne begeben. Infos unter www.oeamtc.at/urlaubsservice.

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