RLB: Bargeldversorgung ist sichergestellt

RLB-Generaldirektor betont: „Banken sind diesmal diejenigen, die die Wirtschaft unterstützen müssen.“

In Zeiten der Corona-Krise zerstreut RLB-Generaldirektor Heinrich Schaller Angst vor finanziellen Engpässen und lobt Unterstützungspakete.

VOLKSBLATT: Die zweite Woche des Shutdowns nähert sich dem Ende. Mit welchen Herausforderungen sah sich die RLB bisher in der Krise konfrontiert?

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HEINRICH SCHALLER: Die größte Herausforderung war sicher, den Großteil des Bankbetriebs auf Home Office umzustellen. Rund 15 Prozent der Mitarbeiter sind aktuell noch im Büro. Das bringt natürlich auch komplett andere Abläufe mit sich. Diese Umstellung hat aber auch Dank der Mitarbeiter hervorragend funktioniert. Nach zwei Wochen wird der Vorgang langsam zur Routine. Es gilt aber noch Optimierungen in den Prozessabläufen durchzuführen.

Nach den ersten Maßnahmen der Regierung reagierten vor allem auch Privatkunden zunächst verschreckt, es gab einen deutlichen Anstieg bei der Bargeld-Nachfrage.

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Man muss festhalten, dass die Bargeldversorgung sicher gestellt ist. Dass es zu Beginn kurzfristig an manchen Stellen zu Engpässen gekommen ist, hatte mit der Verteilung des Geldes auf die Standorte zu tun und nicht damit, dass das Geld grundsätzlich nicht vorhanden ist. In Normalzeiten hätte es überall ausgereicht, aber es haben sich damals sehr viele Menschen mit Bargeld versorgt. Die Engpässe wurden sehr schnell behoben, die Behebungen gehen auch wieder zurück. Das finde ich auch richtig, denn mittlerweile kann man ja per Bankomat oder Handy zahlen, das verringert auch das Ansteckungsrisiko. Man muss also auch nicht unbedingt in die Filialen kommen.

Es gab unter den Kunden wohl Angst um die Sicherheit der Banken.

Die Angst ist völlig unbegründet. Die Banken in Österreich sind sehr gut aufgestellt und verfügen über eine sehr gute Kapitalausstattung. Die Banken sind diesmal diejenigen, die die Wirtschaft unterstützen müssen und nicht umgekehrt.

Wie angesprochen, benötigen nun die Unternehmen ihre Hilfe. Wie nehmen Sie diese Aufgabe wahr.

Wie versuchen die Unternehmen zu beraten, etwa bei den Hilfen und Garantieren durch den Bund und die Länder. Auch unterstützen wir bei der Anmeldung zu Kurzarbeit. Was noch fehlt sind Garantieren und Liquiditätszusagen für größere Unternehmen durch die Oesterreichische Kontrollbank. Hier hoffen wir auf eine baldige Lösung.

Eines gilt für alle Bereiche: Wird die Liquidität knapp, sollen sich sowohl Unternehmen als auch Private rasch an ihre Bank wenden. Bei Stundungen sind die Institute sehr zugänglich, hier kann schnell geholfen werden. Die Banken müssen den Betroffenen hier Freiraum verschaffen.

Private Anleger haben mit massiven Kurseinbrüchen, aber auch enormen Steigerungen bei Aktien zurecht zu kommen.

Die extrem hohen Volatilitäten sind für solche Zeiten typisch. Wenn man Aktien von Unternehmen hat, die vor der Krise gute Fundamentaldaten hatten, dann sehe ich keinen Grund sich jetzt von den Aktien zu trennen. Nach der Krise werden diese Daten noch immer gut sein. Daher würde ich eher zur Ruhe als zur Panik raten.

Es kann nach der Krise also auch rasch wieder bergauf gehen?

Das ist bei gut aufgestellten Unternehmen natürlich möglich. Für jene Anleger, die es sich leisten können, sind Krisenzeiten die beste Gelegenheit zu investieren.

Wie sehr kann die EZB in der aktuellen Situation noch helfen?

Die Zinsen noch weiter ins Minus zu drücken, hat überhaupt keinen Sinn. Man hat es früher komplett verabsäumt, die Zinsen wieder anzuheben, um jetzt die Möglichkeit zu haben mit Zinsanreizen die Wirtschaft zu unterstützen.

Dass die EZB nun Anleihen von Staaten und Unternehmen kauft, ist vernünftig. Das macht durchaus Sinn, darf aber auch nicht zu exzessiv betrieben werden. Sonst werden Länder wieder keine notwendigen Reformen setzen.

Rund um den Globus werden Milliarden-Hilfspakete aufgelegt, werden die richtigen Maßnahmen gesetzt?

Die Unterstützungsmaßnahmen der Staaten sind jetzt essenziell wichtig. Es muss alles getan werden, um Massenarbeitslosigkeit zu verhindern. Den Leuten so viel Spielraum zu verschaffen, dass sie sich wirtschaftlich normal bewegen zu können. Sonst schaffen wir es nach der Krise nicht, die Wirtschaft wieder schnell hochzufahren. Zudem ist es aus sozialen Gesichtspunkten unbedingt notwendig. Auf Dauer dürfen die hohen Schulden aber nicht aufrechterhalten werden.

Das heißt, es könnte dann auch Sparpakete geben.

Das ist möglich.

Österreich hat relativ rasch auf das Coronavirus reagiert, könnte das bei einem Abebben der Ausbreitung zu einem Standortvorteil werden?

Insgesamt kann aktuell niemand eine langfristige Prognose abgeben. Aber wenn wir es schaffen, die Krise bei uns besser in den Griff zu bekommen als in anderen Staaten, dann könnten wir davon profitieren. Aber auch das kann man derzeit nicht voraussagen.

Mit RLB-OÖ-Generaldirektor Heinrich Schaller sprach Christoph Steiner

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