„Roaming in der EU muss über 2022 hinaus verlängert werden“

Abschaffung der Roaming-Kosten im Ausland würde auslaufen

Angelika Winzig kämpft als Chefverhandlerin des Europäischen Parlaments für die Beibehaltung der Roaming-Regelung.
Angelika Winzig kämpft als Chefverhandlerin des Europäischen Parlaments für die Beibehaltung der Roaming-Regelung. © EU

Lange hatte Oberösterreichs Europa-Pionier Paul Rübig dafür gekämpft ehe 2017 die Kosten für Roaming im EU-Ausland fielen. Allerdings ist die Regelung auf fünf Jahre befristet, also würde sie kommendes Jahr auslaufen.

Rübigs Nachfolgerin im EU-Parlament Angelika Winzig kämpft für die Verlängerung und nötige Verbesserungen, wie sie im VOLKSBLATT-Gespräch erklärt.

VOLKSBLATT: Lange wurde darum gekämpft ehe im Juni 2017 kostenfreies Roaming eingeführt wurde, eine Erfolgsgeschichte?

WINZIG: Zweifelsohne. Die Roaming-Verordnung ist ein Meilenstein des digitalen Binnenmarktes. Damit wird die Europäische Union für die Bürgerinnen und Bürger finanziell direkt spürbar. Die derzeitige Regelung würde 2022 auslaufen und muss nun verlängert werden. Ich setzte mich als Chefverhandlerin des Europäischen Parlaments für zahlreiche Verbesserungen für die europäischen Bürgerinnen und Bürger ein: eine weitere Senkung der Kosten, fairere Bedingungen am EU-Telekommunikationsmarkt und bessere Qualität und Services.

Gibt es konkrete Zahlen zu den Ersparnissen für die Bürger?

Nur im ersten Sommer nach der Einführung von Roam-Like-At-Home 2017 hatten sich die österreichischen Mobilfunkkunden in Europa allein beim Datenroaming fast zehn Millionen Euro erspart, obwohl sich das Datenvolumen beinahe verfünffacht hatte.

Die Roaming-Regelung ist mit Juni 2022 befristet, drohen den Unionsbürgern nächsten Sommer wieder höhere Handykosten im Urlaub?

Würden wir nichts tun, ja. Aber ich verhandle derzeit federführend für das Parlament die Verlängerung der Verordnung mit dem Europäischen Rat und der Kommission, um sicherzustellen, dass die europäischen Bürgerinnen und Bürger keine Angst mehr vor horrenden Rechnungen haben müssen.

Soll es bei der kommenden Regelung zu Änderungen kommen, etwa gleiche Internetgeschwindigkeit?

Das ist eine der Verbesserungen, für die ich mich einsetze. Dem absichtlichen Herunterdrosseln der Download-Geschwindigkeit im europäischen Ausland schieben wir einen Riegel vor. Da wo es technisch möglich ist, müssen die Konsumentinnen und Konsumenten die gleiche Servicequalität wie zu Hause erfahren.

Roaming macht es möglich, dass ich keine Aufschläge bezahle, wenn ich von München nach Linz telefoniere, jedoch schon, wenn ich von Linz nach München telefoniere. Will man dieses Missverhältnis auch angehen?

Ja, das ist ebenfalls ein Punkt, den ich bei der Verlängerung der Verordnung durchbringen will. Allerdings gibt es hier einigen Widerstand von Seiten des Rates. Ich möchte den hohen Kosten ein Ende bereiten. Es muss für Roaming egal sein wo man sich in Europa befindet. Hohe Telefonrechnung aufgrund von Roaming sollen der Vergangenheit angehören. Dafür werde ich mich bei den Verhandlungen einsetzen.

Der Telekommunikationsmarkt ist auch so schnelllebig. Ich möchte, dass die EU-Gesetzgebung dem Rechnung trägt. Wir müssen am Puls der Zeit bleiben, damit Innovationen gefördert werden und neue Geschäftsmodelle entstehen können. Es liegt in unserer Verantwortung schnell auf Entwicklungen zu reagieren und den europäischen Bürgern die besten Möglichkeiten zu schaffen.

Mit EU-Parlamentariererin ANGELA WINZIG sprach Christoph Steiner

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