„Roll over Elise“

Brucknertage: Musikkabarett mit Aleksey Igudesman und Alexandra Tirsu

Aleksey Igudesman und Alexandra Tirsu begeisterten im Stift St. Florian.
Aleksey Igudesman und Alexandra Tirsu begeisterten im Stift St. Florian. © Reinhard Winkler

Eigentlich war der leider erkrankte Konstantin Wecker am Donnerstag bei den Brucknertagen im Stift St. Florian angesagt. Das Ersatzprogramm „Fasten Seatbelts“ mit Aleksey Igudesman und Alexandra Tirsu füllte zwar nicht ganz den Marmorsaal, entschädigte aber aufs Vergnüglichste.

Virtuoses Musikkabarett, das immer wieder mit unglaublichen Tempi überrascht. Auf der Bühne erscheint ein Mann im blauen Hemd leidenschaftliche, slawische Klänge fiedelnd, die ihm mit zunehmendem Tempo auch selber in die Beine fahren. „Sie chaben gute Gesicht – extra gute“.

Seine Begrüßung wechselt ins preußische Deutsch, das anschließende „Heast Oida“ signalisiert seine Vielsprachigkeit. Er ist tatsächlich Russe, kam mit den Eltern sechsjährig nach Deutschland, ab zwölf Jahren studierte er an der Yehudi Menuhin School in London, jetzt lebt er in Wien.

Ganz Teufelsgeiger …

In seiner Version von „La Cucaracha“, im Duo mit der nicht minder virtuosen Alexandra Tirsu aus Moldawien, toben sich alle Kakerlaken dieser Erde auf zwei Violinen aus, krabbeln im Pizzicato, sterben dissonante Massentode. Er witzelt sich durch seine Lebensgeschichte, nichts Klassisches ist ihm heilig, ganz Teufelsgeiger in der Eigenkomposition „Tango del Diavolo“.

Mozarts Rondo „Alla Turca“ beginnt heiter duftig, doch wenn er seine Partnerin anweist „Das h eine Spur tiefer!“, rast eine orientalische Orgie über die Bühne. Japanisch inspirierte Themen, moderne Musik, sogenannte ernste Musik zerlegt Igudesman in urkomische Komponenten, macht Kinderlieder zu virtuosen Meisterwerken.

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Erweitert mit Choreografien ergibt sich ein Anbahnungsspiel, bei dem sich Finger auch mal am Geigenhals der Partnerin vergreifen, ohne die musikalische Harmonie zu stören. „For A Lease“ — Beethoven im Miethaus, ein Drama vom kaum hörbaren Pizzicato-Geflüster bis zum lautstarken Gezeter. Als „Foreign Lisa“, schickt er Beethovens Hit auf eine elektronische Zeitreise. Höchst zufriedenes Publikum, langer Applaus.

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