Romantik ganz pur in Reinkultur

Geschwisterpaar Mendelssohn-Bartholdy und Literatur im Brucknerhaus

Sopranistin Jacquelin Wagner und Jérémie Rohrer
Sopranistin Jacquelin Wagner und Jérémie Rohrer © R. Winkler

Der Konzertabend im Großen Abonnement des Brucknerhauses am Vortag des Feiertages schien nicht in der Gunst des Publikums zu stehen, was den Besuch anlangte. Obwohl manche in Linz bekannte Namen sich unter den Ausführenden befanden.

Der französische Dirigent und Komponist Jérémie Rohrer brachte sein von ihm 2005 gegründetes Orchester Le Cercle de l’Harmonie mit, das auf Originalinstrumenten spielt, deren spezifischer Klang man nicht unbedingt mit der elegant-konzilianten Romantik des Mendelssohn Stils in Verbindung bringt.

Gewohnheit war aber nicht gefragt, ist es doch eine nicht genug schätzenswerte Gelegenheit, das in der Musikgeschichte ausnahmslos gleichwertig schaffende Geschwisterpaar Mendelssohn, Felix und Fanny Hensel, seine um vier Jahre ältere Schwester, und ihre Werke in einer Gegenüberstellung zu erleben. Jeder noch so reizvolle Vergleich ist zum Scheitern verurteilt.

Sie inspirierten sich gegenseitig, genossen die gleiche Ausbildung und Bildung und schieden beide im selben Jahr 1847 aus dem Leben. Heuer steht somit das 175. Todesjahr auf dem Konzertkalender.

Ein zauberhaft-fein gesponnener Elfentanz

Das musikalische Programm wurde aufgelockert durch an die Musik angepasste literarische Beiträge, vorgetragen von Wolfram Koch, der sich in seinem fordernden schauspielerischen Element recht wohl fühlte: Beim Monolog der Melusina von Franz Grillparzer, vertont als Konzert-Ouvertüre von Felix, dem Faust-Monolog aus dem 1. Akt der Tragödie von Goethe, dem Felix übrigens persönlich begegnete, und ein Faust-Akt auch Fanny zu einer Kantate anregte, bei der Schiller-Ballade „Hero und Leander“, die ebenfalls Fanny mit einer dramatischen Szene bedachte, und bei der textlichen Mitgestaltung von Shakespeares Schauspielmusik „Ein Sommernachtstraum“, die die Damen des Philharmonia Chores Wien (Chorleiter Walter Zeh) mit den beiden Solistinnen Jacquelin Wagner (Sopran) und Marianne Beate Kielland (Mezzosopran) gestalterisch in romantische Höhen führten.

Vorerst von Felix als Ouvertüre zu dem Lustspiel gedacht, entschloss er sich erst 17 Jahre später zur Ausarbeitung einer vollständigen Bühnenmusik mit herrlichen Melodien, daraus begeistern immer wieder etwa der zauberhaft-fein gesponnene Elfentanz oder der vielstrapazierte Hochzeitsmarsch.

Nicht zu vergessen ist das historisch wichtige Verdienst von Felix Mendelssohn-Bartholdy, die Konzert-Ouvertüre in die symphonischen Dichtung der Romantik hinüberzuführen und damit auch Beethoven den Weg zu dieser Form zu ebnen. Der Beifall fiel stark und lang aus, wie es diesem besonderen lehrreichen Abend auch gebührte.

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