Rosenbauer erlitt bei vollen Auftragsbüchern Gewinneinbruch

Der oberösterreichische Feuerwehrausrüster Rosenbauer hat 2021 einen Gewinneinbruch erlitten. Lieferkettenprobleme und coronabedingt verzögerte Kundenabnahmen bremsten das Geschäft. Das Periodenergebnis brach gegenüber 2020 von 41 auf 23,3 Mio. Euro ein – ein Minus von 43,3 Prozent, wie das Unternehmen am Freitag bekanntgab. Die Orderbücher sind gut gefüllt. Die Dividende wird gekappt. Am Firmensitz in Leonding sind nun 260 Beschäftigte drei Monate lang in Kurzarbeit.

Somit ist nur ein relativ kleiner Teil der Belegschaft in Oberösterreich von der Maßnahme betroffen, die von April bis Juni läuft. Insgesamt beschäftigt Rosenbauer in Leonding bei Linz rund 1.800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, ohne Leasingbeschäftigte sind es rund 1.500. „Es sind die Fahrzeugfertigungslinien, aber nicht der gesamte Fahrzeugbereich betroffen – in Summe sind etwa 260 Personen zur Kurzarbeit angemeldet, um Material anzusparen und Störungen abzufedern und zu reduzieren, damit wir im Mai und Juni wieder gut produzieren können“, erklärte CEO Dieter Siegel am Freitag in der Online-Bilanzpressekonferenz.

Konzernweit beschäftigte das börsennotierte Unternehmen per Ende Dezember des abgelaufenen Geschäftsjahres 4.130 Mitarbeiter (2020: 3.984) – ein Zuwachs von 3,7 Prozent.

Das Problem mit den international verworfenen Lieferketten infolge der Corona-Pandemie hat sich heuer im Februar mit dem Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine verschärft, mit noch nicht absehbaren negativen Folgen für die Weltwirtschaft. Insgesamt gebe es derzeit „keine dauerhaften Unterbrechungen“, aber weitere Verzögerungen bei Fahrzeugübergaben und in der Lieferkette – „die Versorgung mit Chassis ist durch den Krieg sehr angespannt“, so Siegel. Rosenbauer hält sich an die Russland-Sanktionen des Westens: „Wir haben das Russland-Geschäft eingestellt“, sagte der Konzernchef. Das gelte seit Monatsbeginn für alle Lieferungen von allfälligen Komponenten für den Fahrzeugbereich. Wenn, dann gebe es nur „sehr kleine Notlieferungen“ für den humanitären Bereich.

In den USA laufen die Geschäfte gut, in Asien schlecht – vor allem in China seien die Geschäfte durch das Importregime erschwert. Europa entwickelt sich stabil. Die hohen Ölpreise spielen Rosenbauer im Mittleren Osten in die Hände. „Wir werden von den stark gestiegenen Ölpreisen profitieren“, erwartet Finanzvorstand Sebastian Wolf. Die Staatsbudgets in den Kundenländern in der Golfregion sind gut gefüllt und verheißen weitere öffentliche Aufträge. „2022 werden wir eine deutliche Steigerung erleben“, meinte auch Siegel.

Bei den Verkaufserlösen rutschte der Konzern im zweiten Coronajahr wieder unter die 1-Milliarden-Euro-Marke – der Umsatz verringerte sich gegenüber 2020 um 6,6 Prozent auf 975,1 Mio. Euro. Die Ursachen für diesen Rückgang seien die Lieferkettenprobleme und Produktionsstörungen gewesen, die ab Jahresmitte aufgetreten seien und die sich in den folgenden Monaten zusehends verschärft hätten. „Durch verzögerte Fahrzeugübergaben und den neuerlichen Lockdown im Dezember in Österreich verschoben sich Umsätze über den Jahreswechsel hinaus“, teilte der Löschfahrzeughersteller mit. Rosenbauer habe 2021 insgesamt 2.000 Fahrzeuge ausgeliefert und damit 76 Prozent des Konzernumsatzes erzielt, berichtete Wolf.

Vor Zinsen und Steuern ging der Gewinn (EBIT) von 57,7 auf 35 Mio. Euro zurück (minus 39,3 Prozent), wobei mit 22,1 Mio. Euro der größte Teil davon den Angaben zufolge im vierten Quartal erwirtschaftet wurde. Die EBIT-Marge verschlechterte sich von 5,5 auf 3,6 Prozent. Das Ergebnis vor Ertragsteuern (EBT) ging von 51,3 auf 28,9 Mio. Euro spürbar zurück. Der Gewinn je Aktie (EPS) schmolz um 55,2 Prozent von 4,20 auf 2,30 Euro.

Die Dividende soll dem massiven Ergebnisrückgang entsprechend gekappt werden – von 1,50 Euro auf 90 Cent je Aktie. Das Ausschüttungsvolumen für 6,8 Millionen Stückaktien betrage 6,1 Mio. Euro, nach 10,2 Mio. Euro für 2020. Auf Basis des Schlusskurses von 46,4 Euro entspreche dies einer Dividendenrendite von 1,9 Prozent, im Jahr davor war diese mit 4,1 Prozent mehr als doppelt so hoch.

Vor dem Hintergrund einer allgemeinen konjunkturellen Erholung habe sich die globale Feuerwehrbranche im Berichtsjahr „seitwärts entwickelt“. Dabei habe sich die Material- und Teileversorgung der Industrie wegen des überraschend schnellen Anspringens der Weltwirtschaft „in der zweiten Jahreshälfte sukzessive verschlechtert“. Es gebe Prognosen, wonach die Lieferkettenprobleme und die steigenden Energiepreise noch länger als nur ein halbes Jahr bestehen würden.

Die Auftragslage ist jedenfalls gesund. Zum Jahresende erreichte der Orderbestand ein Volumen von 1,15 Mrd. Euro (Vorjahresstichtag: 1,07 Mrd. Euro) und lag somit deutlich über einem Jahresumsatz. Der Auftragseingang bewegte sich mit 1,06 Mrd. Euro „wieder auf dem sehr hohen Vorkrisenniveau“.

Rosenbauer verwies bei Vorlage der Ergebnisse auf seine verbesserte Finanzstruktur. Der Cashflow aus der operativen Tätigkeit sei im Jahresabstand um 51,2 Prozent auf 145,8 Mio. Euro gestiegen. Das Eigenkapital in Prozent der Bilanzsumme habe 25,2 Prozent (2020: 24,9 Prozent) betragen. Die Nettoverschuldung wurde von 289,3 auf 203,6 Mio. Euro deutlich zurückgefahren. Das betriebsnotwendige Vermögen (Trade Working Capital) wurde gegenüber dem Vorkrisenniveau von 2019 um 122 Mio. Euro reduziert – von 47,8 Prozent des Umsatzes auf 35,4 Prozent. „Das heißt, wir brauchen nicht mehr so viel operativen Cash, um unser Geschäft zu finanzieren – wir haben das Geld genutzt, um unsere Nettoverschuldung zu reduzieren“, erklärte Wolf. Das Gearing (Nettoverschuldung in Relation zum Eigenkapital) betrage 90,4 Prozent.

Im derzeitigen Umfeld sind Prognosen schwer möglich – „unter diesen Gesichtspunkten“ sogar „am Rande der Fahrlässigkeit“ schickte Siegel voraus: Für 2022 strebt das Management aktuell „auf der Basis eines soliden Auftragsbestandes einen Umsatz von über 1 Mrd. Euro“ an. Die EBIT-Marge soll unverändert auf dem Vorjahresniveau gehalten werden. „Ich möchte aber darauf hinweisen, dass die Varianz oder Standardabweichung deutlich höher sein kann als in den vergangenen Jahren“, betonte der CEO. An den Angaben kann sich also noch viel ändern.

Die langfristige Perspektive ist letztlich durchaus optimistisch: „Unsere EBIT-Marge ist nicht zufriedenstellend zu diesen Zeiten, aber wir sind zuversichtlich, bis 2030 eine Umsatzverdoppelung zu erreichen und eine EBIT-Marge von 7 Prozent ist auf jeden Fall möglich“, stellte der Konzernchef in Aussicht. „Wir werden Weltmarktführer bleiben.“ Bis 2023 will Rosenbauer in allen Baureihen eine alternativ angetriebene Variante anbieten – 2021 flossen 4,5 Mio. Euro in die Entwicklung von Elektromobilität. Der Grünstromanteil am Gesamtstromverbrauch soll bis 2025 von zuletzt 64,8 auf 75 Prozent steigen.

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