Ruhm und Untergang eines Kinderstars

Kino: Renée Zellweger gibt Judy Garland in Rupert Goolds „Judy“

Judy Garland (Renée Zellweger) in ihrer Garderobe
Judy Garland (Renée Zellweger) in ihrer Garderobe © 2019 eOne Germany/Constantin

Von Renate Wagner

Judy Garland war ein Kinderstar, der heute noch fasziniert, wenn sie in „Der Zauberer von Oz“ ihr „Over the Rainbow“ singt. Dann war sie eine Zeit lang — und schon nicht mehr so dominierend — in den Fünfzigerjahren in amerikanischen Musical-Filmen zu sehen. Der Rest ihres tragischen „Ruhms“ besteht in ihrem tragischen Leben, wo die Mitwelt schrittweise ihrem Untergang zusehen konnte, beschleunigt von Alkohol und Tabletten. Auch das macht in der Erinnerung Legenden.

Peter Quilter (der auch „Glorious“, das Stück über die nicht minder tragische Florence Foster Jenkins geschrieben hat), stellte sie auf die Bühne. Und Regisseur Rupert Goold machte einen Film daraus, teils die letzten Lebenswochen Judys in London nachzeichnend, wo sie Live-Auftritte als Sängerin hatte, teils auch in Rückblicken auf ihre Kindheit. In „Judy“ sieht man in schrecklichen Szenen, wie dieses kleine Mädchen zum Star gequält wurde, wie der Studio-Boss sie seelisch tyrannisierte (und möglicherweise auch physisch missbrauchte), wie man das Kind mit Pillen vollstopfte, um sie vom Essen abzuhalten, wie man ihre Gefühle manipulierte … Dass das einen Schaden fürs Leben ergeben musste, ist klar.

Der Rest des Films gehört weniger Judy als Renée Zellweger. Seltsam, dass ausgerechnet diese Blondine des Kinos, die man als dick-doofe Bridget Jones in Erinnerung hat, sich diese Rolle eingebildet hat, die Geschichte des Untergangs einer Frau und Künstlerin, wenn es je eine gab. Die äußere Ähnlichkeit mit der Garland ist mit Frisur und Schminke zu erzielen, und dennoch denkt man bei der Figur, die die Zellweger auf die Leinwand bringt, kaum an die Original-Judy.

Was die Darstellerin mit einem unglaublichen Kraftaufwand schafft, ist eine eigene Figur, eine Untergangs-Ikone. Dabei ist das Drehbuch gar nicht sonderlich abwechslungsreich. Judy Garland kämpft um ihre Kinder, sie kämpft um jeden Auftritt (oder darum, nicht auf die Bühne zu müssen). Der Film dreht sich im Kreis, aber man wird nicht müde, dieser zur Legende erstarrten Frau bei ihrem unvermeidlichen Absturz zuzusehen. Das ist immerhin eine bemerkenswerte Leistung.

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