Salzburger Landeskliniken bereiten Triage vor

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Aufgrund der drohenden Überlastung bereiten sich die Salzburger Landeskliniken bereits auf eine mögliche Triage vor. Dafür wurde ein Triagierungsteam nominiert.

Von der Geschäftsführung der Salzburger Landeskliniken (SALK) gab es einen dramatischen Hilferuf an das Land Salzburg. Dieses will nun die dritte Impfdosis vorziehen, um die Spitäler zu entlasten, kündigte Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) an.

In den Kliniken können die Behandlungen weiterer Patienten nach geltenden medizinischen Standards und Sorgfaltsmaßstäben bald nicht mehr garantiert werden. Es drohe eine Notstandssituation einzutreten, in der intensivmedizinische Triagierungen vorgenommen werden müssen. Die SALK haben inzwischen ein sechsköpfiges Triagierungsteam nominiert, das aus fünf Medizinern verschiedener Fachbereiche – darunter ein Internist, ein Intensivmediziner und ein Palliativarzt – und einer Juristin besteht, sagte SALK-Sprecher Wolfgang Fürweger am Dienstagvormittag zur APA. Dieses Team müsse dann entscheiden, welche Patienten noch intensivmedizinisch behandelt werden können.

Aufgrund der derzeitigen Lage sei zu befürchten, dass die gesetzliche Verpflichtung, „Patienten nur nach den Grundsätzen und anerkannten Methoden der medizinischen Wissenschaft ärztlich zu behandeln, trotz aller gesetzten Maßnahmen nicht mehr durchgängig und vollinhaltlich erfüllt werden kann“, schreibt SALK-Geschäftsführer Paul Sungler in einer der APA vorliegenden „Überlastungsanzeige“. Im Non-Covid-Bereich des Uniklinikums würden bereits 272 Betten fehlen. „Im Intensivbereich befinden wir uns in der letzten vorgesehenen Stufe des Intensiv-Stufenplans. Eine weitere Eskalation darüber hinaus sei aus heutiger Sicht nicht leistbar“, heißt es zudem in einem Papier.

Gesundheitsreferent Christian Stöckl (ÖVP) hatte zunächst gegenüber den „Salzburger Nachrichten“ betont, dass die Überlastungsanzeige formaljuristisch wichtig und richtig sei, weil es dabei auch um elementare Haftungsfragen der Ärzte und der Krankenanstalten gehe, wenn keine Patienten mehr aufgenommen oder entsprechend den medizinischen Erfordernissen behandelt werden können.

Haslauer kündigte via Aussendung an, die Spitäler sehr rasch zu entlasten und die Auffrischungsimpfung in Salzburg schon vier Monate nach der zweiten Dosis realisieren zu wollen. Darüber hinaus will das Land die zuletzt ohnehin stark hoch gefahrenen Impfkapazitäten noch einmal aufstocken.

Als Sofortmaßnahmen in den SALK soll dort nun eine Covid-Transferstation für stationäre Covid-Patienten aufgebaut werden, die zwar noch Corona-positiv sind, aber aus verschiedenen Gründen noch nicht nach Hause können und betreut werden müssen. Entlastung erwartet sich die Politik auch von einer Reha-Anstalt, die Patienten aufnimmt, die keine stationäre Betreuung in den Spitälern brauchen, aber ebenfalls nicht zu Hause versorgt werden können. In Abstimmung mit der Ärztekammer soll die Behandlung von Covid-Patienten auch dezentral durchgeführt werden.

Wie dramatisch die Lage ist, schilderte den „SN“ auch ein Spitalsarzt. „Es herrscht jeden Tag ein menschenunwürdiger Streit, wessen Patient zuerst operiert werden könne. Der mit dem Tumor oder der mit dem kaputten Herz.“ Für Betroffenheit sorgte am Dienstag auch ein Bericht auf „ORF Salzburg“, wonach die jüngste Patientin mit einer Covid-Erkrankung auf einer Intensivstation ein vierjähriges Mädchen ist.

Das Kind leide nach einer Corona-Infektion an der Multiorgan-Entzündung PIMS, einer Covid-Folgewirkung. Gleichzeitig muss auch ein Fünfjähriger mit Covid-19 auf der Kinderintensivstation behandelt werden.

Neben dem Hilferuf der SALK an die Politik appellierte Klinik-Sprecher Fürweger heute auch an die Bevölkerung, die vorgeschriebenen Corona-Bestimmungen einzuhalten. „Es macht unsere Leute grantig, wenn etwa ein Arzt nach einem 12-Stunden-Dienst auf dem Heimweg noch im Supermarkt ein Frühstück besorgt und dort auf Menschen ohne Maske trifft. Am Anfang haben die Menschen geklatscht, aber so etwas ist jetzt wie eine Verhöhnung.“

Am Nachmittag hat sich dann auch der grüne Koalitionspartner der ÖVP für einen möglichst schnellen harten Lockdown eingesetzt. „Wir brauchen Kontaktbeschränkungen“, sagte LHStv. Heinrich Schellhorn in einer Videopressekonferenz. Der Bund müsse für Salzburg und Oberösterreich schnell weitere Maßnahmen setzen, um die Situation in den Griff zu bekommen.

Schellhorn schlug heute vor, Gastronomie und Veranstaltungen für zwei Wochen zu schließen und die Maskenpflicht auf größere Versammlungen im öffentlichen Raum auszudehnen. Dazu solle in der Oberstufe wieder Home Schooling gelten und möglichst viel Arbeit auf Home Office umgestellt werden. „Es zeigt sich ganz klar, dass die bisherigen Maßnahmen nicht für eine Trendwende beim Infektionsgeschehen ausreichen.“ Mit Haslauer sei er hier aber nicht einer Meinung, sagte Schellhorn. „Der Landeshauptmann ist noch nicht so weit. Aber ich glaube, dass ein Lockdown unvermeidbar ist.“

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