Schau! Wahr gewordene Pixelträume

CryptoWiener bringen die digitale und die analoge Welt im Linzer OK zusammen

Die CryptoWiener haben im Netz eine digitales Österreich geschaffen — und die Pixelwelt jetzt wieder in die analoge gebracht.
Die CryptoWiener haben im Netz eine digitales Österreich geschaffen — und die Pixelwelt jetzt wieder in die analoge gebracht. © Florian Voggeneder, CryptoWiener

Neo konnte sich entscheiden, die rote oder die blaue Pille, Wahrheit oder Fiktion, „Matrix“. Viel früher sprang Alice schon dem weißen Kaninchen hinterher, „Wunderland“. Und Sigmund Freud ließ seine Patienten reden, um ihr Unbewusstes freizulegen.

Eine, oder DIE andere Welt übte schon immer einen massiven Reiz auf die Menschen aus — egal ob wir sie in uns selbst zu finden hoffen, oder mit der Angst leben müssen, gar in der „falschen“Realität zu existieren. Heute die virtuelle Version, Metaverse genannt. Rund um dieses Universum, das parallel zu unserer haptischen Welt im Internet besteht, gibt es viele Ausdrücke, Mechanismen … NFT, Blockchain … Dahinter verberge sich aber keine „Raketenwissenschaft“, wie Bernhard Nessler vom Kollektiv CryptoWiener beruhigt. Mit seinen Kolleginnen und Kollegen lädt er im Gegenteil dazu ein, sich dieser Welt zu öffnen. Eine Möglichkeit, die niedrigschwellig, mit sehr viel Humor und absolut verständlich funktioniert, bietet sich ab heute im Offenen Kulturhaus (OK) der Landes-Kultur GmbH in Linz. Die Ausstellung „Pixels by CryptoWiener“ (bis 26. Februar 2023) baut Brücken, oder reißt Barrieren nieder — je nach Blickwinkel. Fakt ist, dass hier die Welt der virtuellen Kunst auf eine ganz analoge, anschau- und begreifbare, trifft.

Gegründet 2018 haben sich die CryptoWiener von Anbeginn an in virtuellen Gefilden bewegt, die Möglichkeit genutzt, dort Kunst zu machen, zu verbreiten und daran Spaß zu haben. Nach und nach wurde mehr daraus, sie hielten österreichische Originale, vielleicht gar die „Seele“ des Landes, in den großen Weiten des Internets fest und wurden zu preisgekrönten Pionieren. Nachdem sie dem Geschäftsführer der Landes-Kultur GmbH, Alfred Weidinger, oder besser gesagt, seinem Avatar mit Surfboard in besagtem Metaverse, also online, begegnet sind, entstand die Idee, die virtuelle Pixelkunst der CryptoWiener in die reale Welt zu transferieren und beides zu verbinden. „Das Metaverse wird unser Alltag sein, wir werden uns in einem hybriden Raum bewegen“, ist sich Weidinger sicher: „Diese Ausstellung ist eine Möglichkeit, sich mit dem Metaverse auseinanderzusetzen.“

Pixel-Linzer Aug‘, Leberkäse und Ottakringer

Aus den Pixel-Bildern wurden 3D-Aluminium-Figuren mit Schaumkern, die von einem engagierten Produktionsteam perfekt umgesetzt wurden. Begrüßt wird der Besucher mit Mundl von einem waschechten Wiener, durchs Haus führt die Geschichte vom Schurli in pinker Badehose, der auf dem Weg zur Party auf der Donauinsel mit der Bim direkt ins OK kracht. Via Pöstlingbergbahn geht’s ins Obergeschoß, wo in verschiedenen Räumen wahr gewordene Pixel- Träume warten. Im Fußballraum kann mit den Großen gekickt werden, gediegen geht’s im Café zu, Pixel-Linzer Torte und Aug‘ inklusive. Wunderbar wohlfühlen lässt es sich am Würstelstandl mit Leberkässemmerl und Ottakringer, alles Pixel.

Alle diese Welten gab es bisher ausschließlich virtuell, besuchen konnte und kann man sie als Avatar, also als virtuelle Version seiner selbst. Nun ist dank dieser humorvollen, detailverliebten, irre fantasievollen Ausstellung parallel beides möglich. Mit dem Handy ist man schnell in der virtuellen Welt während man den Pixel-Hotdog in der realen Hand bewundert. Ganz nebenbei schaffen die Künstler es auch, die vielleicht bislang unbekannten Begrifflichkeiten zu erklären.

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Es gibt aber darüber hinaus noch viel mehr zu entdecken, von Kurt Razelli als Tapete bis zum virtuellen Eintauchen in ganze Galerien anderer Künstlerinnen und Künstler und die Ur-Ahnengalerie der CryptoWiener mit 200 österreichischen Originalen, Rolf Rüdiger, Kaiser Franz & Helmi.

Nun seien sie auf den Geschmack des Analogen gekommen, sagt Nessler, im Oktober werden sie einen Raum bei einer Ausstellung in Zürich gestalteten, weitere „analoge“ Schauen sollen folgen. Sie scheinen hier wieder Pionierarbeit zu leisten, die CryptoWiener.

Digitales: niederschwellige Möglichkeit für Künstler

Wie immer haben Dinge mehr Seiten, in Sachen NFTs wächst vieles bereits zu einer absurden Blase an, steht der monetäre Gewinn, die Spekulation im Raum. Doch Geld zu machen war und ist nicht der Ansporn der CryptoWiener, Gewinne wurde immer wieder investiert, bestätigt auch David Lang, bekannt als Ross. Und noch immer ermögliche die digitale Kunst jungen Künstlern niederschwellig mitzumachen, betont Julia Staudach alias Tschuuuly. „Einfach ausprobieren, dann zieht es einen hinein, in den Zauber dieser Welt.“

Von Mariella Moshammer

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