Meinung

von Manfred Maurer

Schöne Illusion

Was Papst Franziskus einen „himmelschreienden Anschlag“, also ein terroristisches Verbrechen, nennt, betrachten die USA als militärisch notwendigen, also keine Entschuldigung erfordernden Schlusspunkt des Zweiten Weltkrieges: Auch 75 Jahre nach den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki bleibt die historische Einordnung dieses Infernos eine polarisierende, von ritualisierten Appellen übertünchte Angelegenheit.

Und Aussicht auf ein Ende der atomaren Bedrohung gibt es weniger denn je. Denn die entscheidende Voraussetzung für Rüstungskontrolle ist ein schwindendes Gut: Vertrauen. Die nach dem Fall des Eisernen Vorhanges aufgekeimte Hoffnung auf eine schöne neue Welt des friedlichen Miteinanders hat sich als Illusion erwiesen.

Ein immer brisanteres Gemisch aus wirtschaftlichen und politischen, religiösen und ethnischen Konflikte entfaltet heute ein größeres Explosionspotenzial als im Zeitalter des vergleichsweise berechenbaren Gleichgewichts des Schreckens.

„Die Menschheit wird die atomaren Geister wohl nicht mehr los!“

Zunehmend erratische und skrupellose Staatenlenker bringen das globale Machtgefüge immer mehr aus dem Lot. Und die rüstungstechnische Entwicklung (kleinere, präziser steuerbare Waffen) macht den begrenzten, nicht zwingend einen Overkill bedeutenden Atomangriff wieder zur militärischen Option.

Die Menschheit wird die atomaren Geister wohl nicht mehr los!

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