Schule: Corona-Krise macht hybrides Lernen zur neuen Norm

Viele Länder haben wegen der Corona-Pandemie ihre Schulen geschlossen, im Schnitt waren es 40 bis 45 Tage, zeigt eine heute präsentierte OECD-Studie. Bei der Wiederöffnung setzten die meisten wie Österreich auf eine gestaffelte Rückkehr der Schüler und Schichtbetrieb. Online-Unterricht gehöre vielfach weiter zum Alltag, „hybrides Lernen wird zur Norm“, so OECD-Bildungsdirektor Andreas Schleicher.

„Diese Krise hat, was soziale und technologische Innovation betrifft, wahrscheinlich mehr gebracht als zehn, 15 Jahre, seitdem wir Schulsysteme beobachten“, ortete Schleicher in der Online-Präsentation in vielen Ländern einen massiven Schub beim digitalen Lernen.

Für die Studie „Schooling disrupted, school rethought: How the covid 19 pandemic is changing education“ wurden zwischen Ende April bis Anfang Mai von der OECD und der Harvard University Lehrer und Mitarbeiter der Bildungsverwaltungen aus 59 Ländern befragt.

Demnach haben nicht nur mehr als 90 Prozent der Lehrer digitale Plattformen im Fernunterricht eingesetzt, ebenso viele sollen für ihre Schüler digitalen Unterricht abgehalten haben (etwa über Videokonferenz-Tools wie Zoom). Neun von zehn Lehrern haben laut Befragung über digitale Wege Arbeitspakete verteilt, weitere Unterrichtsmethoden und -wege waren außerdem Bildungsfernsehen (knapp 80 Prozent) oder -radio (40 Prozent).

Rund 57 Prozent haben in der Studie angegeben, dass nach der Wiederöffnung der Schulen ein Hybridmodell aus Lernen im Klassenzimmer und Fernlehre praktiziert werden soll. Laut Schleicher sehen die meisten Staaten in den Erfahrungen mit Online-Unterricht in den vergangenen Wochen eine große Chance, dass das Lernen künftig stärker auf die Bedürfnisse jedes einzelnen Schülers abgestimmt werden kann. In Singapur sei bereits nach wenigen Wochen Lockdown beschlossen worden, dass es auch in Zukunft alle zwei Wochen einen Tag geben soll, an dem die Schüler lernen sollen, selbst ihre Aufgaben zu machen.

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Für die Lehrer sei das allerdings eine riesige Herausforderung, das Lernen im Klassenzimmer und über Online-Medien sinnvoll zu verbinden und keine Parallelwelten zu schaffen, so Schleicher. Die Studie zeigt außerdem die Grenzen des digitalen Unterrichts auf: Laut der Befragung war es nur bei der Hälfte der Schüler möglich, ihnen während der Schulschließungen die vorgesehen Lehrinhalte zum Großteil oder zur Gänze zu vermitteln.

Das Leistungsspektrum sei hier mit Sicherheit weiter auseinandergegangen zwischen jenen, die Unterstützung von den Eltern bekommen und die notwendige technische Ausrüstung haben und jenen, denen dies fehlt. Schleicher fordert deshalb, bei neuerlichen Schließungen von Klassen oder Schulen einen Schwerpunkt auf Schüler zu setzen, die mehr Unterstützung brauchen.

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