„Seltsame neue Randerscheinung“

Künstler und Kurator Gottfried Hattinger
Künstler und Kurator Gottfried Hattinger © Annette Friedel

1 Jahr Corona, das VOLKSBLATT schickte einen Fragenkatalog an namhafte Kunst- und Kulturmenschen.

Der Oberösterreicher Gottfried Hattinger, Künstler und Ausstellungskurator, hat viele Jahre das Festival der Regionen geleitet.

VOLKSBLATT: Junge Menschen, die älteren Nachbarn das Essen bringen: Was ist geblieben von den anfänglichen Hoffnungen, dass die Pandemie etwas verändern könnte, dass sich alte, schlechte Gewohnheiten wie Dauerstress, Gehässigkeit oder der schlechte Umgang mit der Umwelt in Richtung freundlichere Gesellschaft bewegen?

GOTTFRIED HATTINGER: Als notorischer Skeptiker bezweifle ich, dass sich die Gesellschaft verändert — weder im positiven noch im negativen Sinn. Was ich als seltsame neue Randerscheinung bemerke ist, dass sich unsolidarische Nichtdenker als Querdenker stilisieren, welches Attribut bisher Philosophen, Künstlern und Literaten zugeeignet wurde. Stress kann es auch im Ausnahmezustand geben; und Gehässigkeit hat immer Konjunktur in Österreich.

Hat Corona Sie verändert? Wenn ja, zum Besseren?

Bislang konnte ich nicht feststellen, dass mich Corona verändert hätte. Vermutlich bin ich unverbesserlich.

Womöglich war die „Normalität“ vor Corona ein gewichtiger Auslöser FÜR Corona. Was wäre zu ändern an der Normalität?

Persönlich hat sich an meiner Normalität nicht viel verändert; als Freischaffender bin ich gewohnt, zu Hause zu arbeiten. Ich vermisse lediglich persönliche Kontakte und Gespräche, die durch soziale Medien nicht ersetzt werden können. Diesen Normalzustand würde ich gerne zurückhaben. „Normalität“ ändern ist nur als Revolution vorstellbar.

Hat Corona den Begriff Kunst für Sie verändert? Heißt Kunst nach Corona etwas anderes als vorher?

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Der Begriff Kunst hat sich nicht verändert für mich, da bin ich konservativ. Durch Corona gibt es viele originelle Versuche mit neuen Formaten wie „screening“ oder Präsentationen in öffentlichen Räumen. Ansonsten gibt es keine Vorschriften, was und wie Kunst zu sein hat. Daran wird auch das Virus nichts ändern.

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