Sie necken sich pausenlos

Theater im Hof in Enns spielt „Pension Schöller“ von Laufs/Jacoby

Markus Schramm bedrängt Jens Claßen, aber der weiß sowieso nicht mehr, wo ihm der Kopf steht.
Markus Schramm bedrängt Jens Claßen, aber der weiß sowieso nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. © Theater im Hof/Otto Pölzl

„Auf nos geht´s nos“, wer kennt ihn nicht, den legendären N-L-Sprachfehler des verhinderten Schauspielers Eugen Schöller. Das Theater im Hof mit Intendanten und Regisseur Christian Himmelbauer mischt den unverwüstlichen Schwank von Carl Laufs und Wilhelm Jacoby aus dem Jahr 1890 neu auf.

„Pension Schöller“ feierte am Freitag Premiere im Hof des Florianer Freiherrnhauses in Enns. (Heuer auch mit Schlechtwetter Ausweichquartier in der Scheune.) Wer dabei an Theo Lingen oder Maxi Böhm denkt, wird nicht bedient.

Als schnöseliger Privatier Philipp Klapproth möchte ein heutiger Jens Claßen Feldstudien in einer psychotherapeutischen Einrichtung machen. „Narrenhaus“ rutscht dem älteren Sir nur versehentlich raus. Sein Neffe, der Geld für ein Start-up braucht, gibt vor, die Pension Schöller sei sowas, und organisiert ihm den Besuch des geplanten Spieleabends. Soweit noch nahe am Original.

Der Rest gleicht einer Nummernrevue mit einem Defilee verrückter Typen, den fünf Darstellern in dreizehn Rollen. Markus Schramm bedrängt Klapproth als Schriftstellerin auf der Suche nach Stoffen, verliebt sich als naives Fränzchen, und fädelt als Neffe den Plot ein. Matthias Hacker fordert als Amalie Klapproths Männlichkeit. Als Löwenjäger Fritz Bernhardy macht Sarah Zelt witzige Figur.

Christiane Burghofer mimt den Direktor der Anstalt und nimmt Klapproth zugleich als zackiger Sergeant Gröber in die Mangel. Klapproth selbst slapstickt nicht minder durchgeknallt im Gewusel der vermeintlichen Insassen. Ob nun einer den anderen oder sich selbst für normal oder verrückt hält, tut nichts zur Sache. Vollgas hagelt es Pointen, Kalauer, Witze, Dialoge, mit einigen Liedern dazwischen. Da bleibt keine Zeit, Charaktere zu entwickeln, kein liebevoll heiterer Blick auf schrullige Menschen, sondern ein schräges Aufeinanderprallen konstruierter Typen, die perfekten Tür-auf-Tür-zu-Slapstick produzieren. Dass Männer Frauenrollen und umgekehrt spielen, trägt nicht unbedingt zur zusätzlichen Heiterkeit bei, ist aber zum allgegenwärtigen Meta-Thema nicht nur am Theater Usus.

Es gibt kein Nicht!

Es dauert ein bisschen, bis dieser Betrieb auf Touren kommt. Der berühmte L-N- Sprachfehler räumt die Lacher ab. Matthias Hacker brilliert philosophisch wie unbeholfen: „Es gibt kein Nicht!“ Beim Gretchen-Monolog entpuppt er sich als wahrhaft genialer Schauspieler, denn Freund Goethe verwendete kein einziges L, dann aber ist auch schon wieder „Schnuss mit nustig“.

Das passende bildnerische Kunstwerk schuf Isabella Reder. Türen über Türen mit Türchen in den Türen, in schwarzen Rahmen, gleich einem Bild von Mondrian, alle, auch die ganz oben, klappen, gewollt oder ungewollt, ständig auf und zu, gleich einer abstrakten Klaviatur, auf der Himmelbauer seinen Schabernack zu spielen weiß. Kongenial die Kostüme von Natascha Wöss.

So richtig in Fahrt kommt die Komödie nach der Pause, alle Figuren fallen Klapproth ins Haus, die Szenerie kippt in ein überbordend komisches Chaos. Die mögliche Moral von der Geschichte, ob die sogenannten Verrückten nicht vielleicht die eigentlich Gesunden sind und die sogenannten Normalen die Verrückten, braucht es nicht. Diese Spielerei steht einfach für zwei Stunden Spaß.

www.theater-im-hof.at

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