So erlebt ein Arzt im Isolierzimmer Corona-Hype

Kettenreaktion nach Mailand-Reise der Tochter

„Ich sitze hier mit meiner Tochter im Isolierzimmer. Wir haben keinerlei Symptome und fragen uns, was die Welt da draußen zum Thema Coronavirus macht“, schildert ein infizierter 60-jähriger Arzt, der derzeit in der Uniklinik Tübingen kaserniert ist, am Donnerstag im VOLKSBLATT-Gespräch.

Der Pathologe, der zuvor in Linz tätig war, bezog Dienstagabend im Spital, in dem er normalerweise Dienst versieht, das karge Zimmer mit herrlicher Aussicht auf die Schwäbische Alp. Sonntagabend war seine Tochter (24) von einer Kurzreise nach Mailand mit einem Bekannten (25) mit normalem Besuch eines Cafés und einer Pizzeria nach Deutschland zurückgekehrt.

Institut arbeitet mit halber Mannschaft

Der 25-Jährige schlug zuerst Alarm und wurde positiv auf das Coronavirus getestet, in der Folge kamen auch die Studentin und ihr Vater in Quarantäne. Auch ihr Test war positiv. Weil der Pathologe zuvor noch zwei Tage im Dienst war, mussten die Kollegen ebenfalls getestet werden. Zehn, mit denen er näheren Kontakt hatte, darunter auch jene, die an einem Tumorboard teilnahmen, wurden zur Quarantäne nach Hause geschickt.

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Sein Institut arbeitet daher derzeit mit halber Besetzung, wodurch in erster Linie die Forschung liegen bleibt, erläutert der Mediziner: „Nachdem der Bekannte meiner Tochter positiv getestet wurde, war mir sofort klar, dass sie auch uns im Spital behalten werden. Wir haben gleich einen Koffer gepackt, samt Lesestoff. Für mich ist es okay, wenn sie laufend Tests machen, um herauszufinden, ab wann ich Antikörper entwickle und wie lange die Zeitspanne dauert, in der das Virus übertragbar ist. Abgesehen von der Nasennebenhöhlenentzündung, die ich ohnedies jeden Winter habe und die ich schon vor der Mailandreise hatte, geht es mir gut.“

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